Selbstständige, die die ersten Schritte erfolgreich gegangen sind und sich nun neue, engagierte Ziele setzen, sind besonders spannende Kunden. In den kreativen und technischen Kommunikationsberufen, mit denen ich viel zu tun habe, ist so ein Wachstumsschritt manchmal ganz schön schwierig. Denn Journalisten, PR-Leute, Marketer, Designer, Entwickler und Berater positionieren sich beim Start gern als Einzelkämpfer, vielleicht integriert in ein Netzwerk, aber meist ohne Mitarbeiter. Entsprechend gestalten sie die Honorare, so um die 50, 60 EUR im Bereich Text, Design, Entwicklung, Marketingberatung – oder auch zwischen 250 und 400 Euro am Tag. Das hört sich für Angestellte viel an, ist aber zu wenig zum Wachsen. Denn: Um verantwortungsvolle Projekte an Subunternehmer abgeben zu können, müssen Sie diese Ihrerseits mit mindestens 50 EUR vergüten, meist mehr – sonst rühren die wirklich Guten keinen Finger.  Und was hat man von Newbies und Leuten, deren Zuverlässigkeit man ebenso wenig einschätzen kann wie das Können?

Wie aber soll ein Unternehmer, der selbst 60 EUR nimmt, einem Subunternehmer 50 EUR Honorar zahlen? Damit bliebe ein Handling-Honorar von gerade mal 10 Euro! Unmöglich, denn mindestens ein Verhältnis 50/50 ist angebracht. Denn: Wer selbst Aufträge vergibt, trägt auch das Zahlungsausfallrisiko. Hinzu kommt, dass die Akquise und das Heranschaffen eines Kundens ja auch viel Geld wert ist. Bei 60 Euro wären also 30 Euro vernünftig, besser 25. Diejenigen, die Sie in dieser Größenordnung aber als Subunternehmer finden, sind entweder Nebenberufler (deren Verlässlichkeit so gut wie immer mindestens eingeschränkt ist), Anfänger oder werden das erste Jahr der Selbstständigkeit voraussichtlich nicht überleben (bei den Honoraren…).

Was also tun? Die Honorare erhöhen? Deutlich über 100 Euro winken Agenturen mit Mitarbeitern und dem Professionalitätsanschein, den Größe erzeugt. Teure Experten gibt es auch im PR-Bereich, aber dafür muss man schon wirklich Nischenwissen bieten. Und die Zwischenzone, also zwischen 60 und 100 Euro mögen kleine und mittelgroße Kunden nicht besonders gern: Schließlich haben die ja bewusst auf die PR-Agentur verzichtet und sich mit einem Einzelkämpfer aufgestellt – um Geld zu sparen!

Eine Pauschallösung für diese Situation gibt es nicht, aber ein paar Tipps:

  • Stellen Sie jemanden fest ein auf Minijob- und eventuell später Teilzeitbasis. Das ist auf jeden Fall günstiger als ein Subunternehmer – wenn langfristig angelegt, denn professionelle Arbeitsweise können Sie hier erst nach längerer Zeit erwarten. Mein persönlicher Tipp: Mütter, die wiedereinsteigen wollen, sind meist deutlich engagierter als z.B. Studenten. Und das Hartz IV-Problem gibt´s auch meist nicht.
  • Arbeiten Sie ersatzweise mit Volontären (denen Sie netterweise zum Pauschalgehalt von 800 bis 1600 Euro noch ein paar Kurse finanzieren) oder Langzeit-Praktikanten. Wenn Sie nicht gerade in der praktikantenüberlaufenen Medienstadt Köln leben, seien Sie so nett und zahlen ihren hoffentlich fleißigen Helfern auch noch 400 Euro. Das ist fair.
  • Erhöhen  Sie langsam die Honorare bei den bestehenden Kunden und ersetzen Sie Schlechtzahler schrittweise durch Besserzahler. Dabei hilft zum Beispiel die ABC-Analyse aus  meinem Gruenderreports.de-Shop.
  • Optimieren Sie Honorare. Bei meinen Kunden erlebe ich oft, dass für Tageshonorare von z.B. 400 Euro den ganzen Tag gearbeitet wird. Es wäre aber in Ihrem Interesse, den Einsatz auf 8 Stunden zu beschränken – und sich jede weitere Stunde vergüten zu lassen.
  • Machen Sie Angebote, in denen Stunden- oder Tagessätze nicht vorkommen. Nutzen Sie diese vielmehr nur für Ihre Hintergrundkalkulation. Beispiel: Die konzeptionelle Überarbeitung einer Webseite lassen Sie sich mit 4.000 Euro vergüten und listen detailliert auf, was das alles beinhaltet. Sie rechnen genau aus, dass Sie das alles rund 5 Tage kosten wird – und der Kunde erfährt nie, dass er Ihnen somit einen Tagessatz von 800 Euro gezahlt hat.
  • Stellen Sie Projektmanagement und Administration in Rechnung. Ich erlebe oft, dass Telefonate und Arbeit „nebenbei“ anfallen, die der Kunde nicht sieht und nicht bezahlt, die aber Ihre Zeit „fressen“.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

6 Kommentare

  1. Carola Kleinschmidt 2. Dezember 2010 at 18:58 - Antworten

    Liebe Svenja Hofert,
    vielen Dank für diese Tipps! Denn ich erlebe genau das: Mein Wissen ist gefragt, die Projekte wachsen – aber der Tag hat immer noch 24 Stunden. Allerdings möchte ich Teilaufgaben auch wirklich nur an gute Kollegen und Könner rausgeben. Sonst mache ich es lieber selbst. Insofern überlege ich schon seit längerer Zeit, wie ich den Wunsch nach Unterstützung sinnvoll in der Praxis umsetzen kann – Dank Ihrer Tipps habe ich jetzt gute Ideen dafür.
    Mit herzlichem Gruß. Carola Kleinschmidt

  2. […] Honoraren, die bei sehr erfahrenen Leute teils um 130 bis 200 Euro liegen (ganz anders als in den kreativen Kommunikationsberufen) und sehr niedrigen Betriebsausgaben oft deutlich über den Niveaus selbst leitender Posten. Der […]

  3. […] Unternehmerisch denken statt nur selbstständig handeln, d.h. etwas aufbauen, dass auch ohne Ihre Arbeitskraft Geld bringt. Siehe Beitrag Dünger für Einzelkämpfer […]

  4. Jan 9. Dezember 2010 at 10:05 - Antworten

    Liebe Frau Hofert,
    es ist immer nett Ihre Beiträge auf Ihrem Blog zu lesen. Auch dieser liefert aus meiner Sicht nützliche Informationen im Bezug auf die Entlastung der eigenen Arbeitskraft. Besonders bei dem Punkt Praktikanten und Volontären stimme ich Ihnen zu. Mit Praktikanten haben wir immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Man muss bei Langzeit-Praktikanten aber so fair sein und diese auch ordentlich entlohnen. Sofern eine Stelle freigeworden ist, haben wir diese einem/einer unserer Praktikanten angeboten.
    Ich wünsche Ihnen eine frohe Weihnachtszeit

  5. Svenja Hofert 9. Dezember 2010 at 10:26 - Antworten

    Lieber Jan, das finde ich eben auch – man muss fair sein, offen und transparent. Vielen Dank für die guten Feedbacks, auch an Carola Kleinschmidt.
    Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit

  6. […] steht das liebe Geld. Es kommt zu wenig oder zu unregelmäßig oder bietet nicht genug Puffer für Wachstum. Deshalb habe ich eine kleine Checkliste mit Fragen vorbereitet, die Ihnen hilft, über das […]

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