Welches Studium? Welche Weiterbildung? Womit stelle ich mich gut auf? Internet-Stellenmärkte sind eine gute Recherchequelle. Dort zeigt sich schon früh eine wachsende Nachfrage – und schlagen Trends sich nieder. Einer der aktuellen Trends heißt Big Data. Bei Indeed werden mit diesem Begriff derzeit mehr als 2500 Stellen geschaltet. Allein 250 Data Scientisten sind dort gesucht. Schon Einsteiger in diesem Bereich dürfen mit einem roten Teppich rechnen – und mehr als 50.000 EUR Jahresgehalt von Anfang an.

aus DEKRA Arbeitsmarktreport

aus DEKRA Arbeitsmarktreport

Das Rad dreht sich schnell. Kaum fünf Jahre her ist der Hype um Social-Media-Jobs, die längst ins normale Marketing und die PR übergegangen sind. Das Rad dreht sich so schnell, dass Ausbildungen und Studiengänge längst nicht mehr mitkommen. Dem Data Scientisten wird es ähnlich gehen wie dem Social Media Manager: Er wird in die Bereiche wandern, ins Marketing, Personal, den Vertrieb…Und in das Gesundheitsweisen und den Online-Handel, der boomen wird.

Digitalisierung zementiert Gender Pay Gap

Bis dahin dürfen sich alle freuen, die sich für Mathe, Physik, Informatik, Statistik, Human Factors, Robotik oder ein Wirtschaftsmixstudium entschieden haben, das etwas davon enthält. Da diese Studiengänge allerdings ungern von Frauen belegt werden, könnte die Digitalisierung den Gender Pay Gap hier weiter zementieren.

Internet-Stellenmärkte sind Spiegel der sich immer schneller drehenden Zeit: Fast wie aus dem Nichts tauchen neue Jobprofile auf, zeigt sich eine neue Nachfrage. Auch Veränderungen schlagen sich nieder: Aus einem einfachen von einer Person zu bewältigende Web oder Screen Design ist die wesentlich komplexere, auf Anwendungen und Dreidimensionalität bezogene User Experience geworden, aus E-Business wurde die Digital Transformation, die Zukunft der Unternehmen. 1205 Stellen beinhalten die zwei Buchstaben „UX“.

Wie weitreichend der Wandel sein wird, unterschätzen viele

aus: DEKRA-Arbeitsmarktreport

aus: DEKRA-Arbeitsmarktreport

Doch im Vergleich ist das immer noch wenig. Dass sich die digitale Transformation in den Stellenmärkten noch kaum abbildet, liegt an den Unternehmen, die den Wandel derzeit gar nicht begreifen. Noch schieben immer mehr Unternemen Ihre Stellen an Personalvermittler und Zeitarbeitsfirmen ab – mit denen sich gut ausgebildetes, nachgefragtes Personal ungern abgibt. „Ich bin doch Marktführer für feine Uhren“, sagen sie. Oder. „Ich stelle die besten Grillbürsten her.“ Dass die GoogleWatch auch zum Statusobjekt mutieren und Grillbürsten durch automatische Reinigung ersetzt werden könnte, will niemand wahrhaben, den die alte Welt groß gemacht hat. So jemand stellt derzeit auch keine wirklich guten digitalen Leute ein, weil diese die Grundfeste erschüttern könnten… Heißt praktisch, dass wirklich gute Leute derzeit kaum zum Einsatz kommen. Das wird sich ändern, wenn neue Geschäfte entstanden sind und das Alter ernsthaft bedroht ist. Auf diese Veränderungen können Bewerber schon jetzt setzen. Es ist eine Wette auf die Zukunft, die aus meiner Sicht kaum verloren gehen kann. Die Digitalisierung ist überall.

Hauptsache, Digital: Das gilt überall

Während Abiturienten sich mit vergleichsweise unwichtigen Themen wie „BWL oder Psychologie“ auseinandersetzen, entwickelt sich ein Markt, auf dem diese Fragestellungen von untergeordneter Bedeutung sind. Es ist nicht mehr so wichtig, für welche Richtung man sich entscheidet – Hauptsache, diese ist breit genug und beinhaltet ein digitales Thema und legt die Basis für lebenslanges Lernen. Wenn also Unis wie Lüneburg als BWL-Nebenfach E-Commerce anbieten, so ist das sicher eine bessere Wahl als BWL mit Schwerpunkt Personalmanagement. Denn: Sowohl HR als auch Marketing stehen vor einem radikalen, fundamentalen Wandel, der bisherige Jobbilder revolutionieren wird. Und das schlimme ist: Den Normalabsolventen hat das noch nicht erreicht….

Was heute gesucht wird, ist morgen überflüssig

aus: DEKRA-Arbeitsmarktreport

aus: DEKRA-Arbeitsmarktreport

Auch in den aktuellen Arbeitsmarktzahlen ist der Wandel noch nicht ganz angekommen. Der DEKRA-Arbeitsmarkt-Report 2015 basiert auf Research in Internet-Stellenmärkten, wobei die genauen Trends dort nicht untersucht werden, sondern nur vorher definierte Cluster abgefragt werden. Die Gegenüberstellung der verschiedenen untersuchten Bereiche im Jahresvergleich macht aber dennoch deutlich, wo sich die Probleme verstärken werden. Bürojobs etwa gibt es immer weniger, Entwicklerjobs immer mehr, während die Produktion in etwa gleichbleibt. Und die Vergangenheit bäumt sich auf: Ja, der Einzelhandel sucht wieder mehr Leute. Call Center Mitarbeiter sind begehrte Mitarbeiter. Doch welche Perspektive haben diese?

User Experience? Big Data? Digitaler Wandel? In der Berufs- und Studienberatung findet all das noch kaum statt. Statistiken geben ein falsches Bild wieder, das der Vergangenheit. Ich habe neulich den Boten von UPS in mein Büro bestellt – und dabei nur mit einem Computer gesprochen. Noch vor zwei Jahren wäre ich vor lauter Ärger über die Unfähigkeit des Roboters in die Luft gegangen. Doch diesmal lief es wunderbar. Das wird sich weiter verbessern. Dann braucht man Menschen wirklich nicht mehr. Aber Entwickler.

Beitrag teilen:

Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

7 Kommentare

  1. […] Welches Studium? Welche Weiterbildung? Womit stelle ich mich gut auf? Internet-Stellenmärkte sind eine gute Recherchequelle. Dort zeigt sich schon früh eine wachsende Nachfrage – und schlagen Trends sich nieder. Einer der aktuellen Trends heißt Big Data. Bei Indeed werden mit diesem Begriff der  […]

  2. Marc R. 5. August 2015 at 12:15 - Antworten

    Sehr geehrte Frau Hofert,

    zum Teil muss ich Ihnen zustimmen. Zum anderen besteht durchaus viel Arbeitsangebot in Form von Arbeitskräften im Bereich E-Commerce – zumindest meinem subjektiven Eindruck nach.

    Ich habe selber meine Erfahrungen im Bereich E-Commerce gesammelt. Selbst dort werden heute vermehrt Entwickler gesucht oder Menschen, die zumindest grundsätzliche Erfahrungen im Bereich Web-Entwicklung haben (was Ihre These stützt). Allerdings ist mein subjektives Gefühl, dass der Bereich Web-Entwicklung innerhalb der Medienwissenschaft und Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Medieninformatik, als auch (selbstverständlich !) im Bereich Informatik mit dem gleichen Schwerpunkt, generell der beliebteste IT-Bereich ist.

    In Folge dessen würden mich dort Deckungsquoten interessieren, um einzuschätzen, in wie weit da noch Bedarf an Arbeitskräften besteht. Als Quereinsteiger (besitze selber fundierte universitäre IT-Kenntnisse, aber studiere hauptsächlich nicht Informatik) kommt man da nämlich auch nicht mehr so einfach rein – ich bin schon froh über mein Werkstudium.

    Außerdem würde ich die Stellenanzeigen bei Stepstone et cetera nicht als quantitativen Beweis für steigende Nachfrage sehen, da dort ziemlich viele unrealistische Job-Anforderungen hochgeladen werden (-> Berufsanfänger mit überdurchschnittlichem Master und mindestens 2 Jahre Berufserfahrung in Dingen, die im Studium kaum vorkommen). Da gibt es ja auch diese bekannte ZDF-Dokumentation zum Thema oder immer wieder berichte von Informatikern, die nicht den passenden Schwerpunkt studiert haben und dann als unqualifiziert gelten.

    Des Weiteren ließt man immer wieder von Stellen im Bereich Big-Data-Analysis oder Datenmanagement, wo Personen mit überragendem Abschluss in Statistik oder Mathematik gesucht werden. Für manche Jobs in diesem Bereich mag das auch zwingend sein. Viele Anforderungen könnte aber auch jemand mit einem Studium der empirischen Sozialforschung o. ä. bewältigen – wahrscheinlich auch ein Grund, wieso das bald ins Marketing abwandern wird. Wo ich Ihnen zustimmen mag.

    Wenn die Nachfrage allerdings wirklich so hoch wäre, so meine persönliche Vermutung, würden die HR-Büros auch mal damit beauftragt werden, in unüblichen Fachkreisen nach geeigneten Kräften zu suchen. Ergo eben in genanntem sozialwissenschaftlichen Bereich, der sich auch stetig weiterentwickelt und mittlerweile Gebrauch von einer Vielzahl von Statistik-Tools macht. Viele Marktforschungsinstitute haben das bereits lange begriffen!

    Viele Grüße

    Marc R.

  3. Ingo 7. August 2015 at 15:04 - Antworten

    Entwickler sind auch Menschen. Noch.

  4. Anonym 12. August 2015 at 1:50 - Antworten

    “Ich habe neulich den Boten von UPS in mein Büro bestellt – und dabei nur mit einem Computer gesprochen. Noch vor zwei Jahren wäre ich vor lauter Ärger über die Unfähigkeit des Roboters in die Luft gegangen. Doch diesmal lief es wunderbar. Das wird sich weiter verbessern. Dann braucht man Menschen wirklich nicht mehr. Aber Entwickler.”

    Das mag sein, aber man braucht nicht so viele Entwickler, wie man Callcenter-Agents braucht, um im Bilde zu bleiben.
    Eine oder einige Instanzen von z. B. IBM Watson werden dann die Büros voller Menschen ersetzen, deren Aufgabe vor allem das Gespräch mit dem Kunden ist.
    Wahrscheinlich werden zuerst die Bereiche techn. Support und Servicehotlines sterben, dann, langsam, auch die Bestellhotlines (dort erwartet man einfach eher noch Menschen).

    Und die Entwickler werden dann nicht mehr gut verdienen, denn selbstverständlich wird man die Jobs ins Ausland verlagern. Ein Entwickeltes Produkt wird dann vielleicht von 1 oder 2 Admins betreut. Zudem es schon Ansätze für computergestütztes Programmieren gibt.

    Genau dasselbe kann man auch von Bürojobs oder Fertigung sagen. Es werden einfach unglaublich viele Jobs wegbrechen.

  5. […] zeigt ein Ausblick in die Zukunft, welcher Svenja Hofert in Ihrem Blog thematisch mit „Jobs mit Zukunft: Wohin geht die Reise bis 2020?“ beschreibt. Das Rad dreht sich extrem schnell und eine sichere Selbstpositionierung ist […]

  6. Herr Brook 9. Januar 2016 at 21:15 - Antworten

    Hallo Frau Hofert,
    vielen Dank für diesen spannenden und zusammenfassenden Artikel – das Lesen hat mich zum Nachdenken animiert. Aktuell habe ich nur ein kleines Fragezeichen vor den Augen: Der Begriff “Entwickler” ist meines Erachtens nach sehr generisch. Wenn man diesen bei den gängigen Stellenportalen eingibt, wird man von der Auswahl der Ergebnisse förmlich übermannt.

    Meinen Sie damit “Software”-Entwickler?
    Viele Grüße aus Hamburg!

    D. Brook

  7. […] Die zunehmende Digitalisierung wird vielleicht Jobs kosten, vielleicht (in meinen Augen sogar sehr wahr…Sicher ist jedoch: Sie wird verändern. Es werden Anforderungen an Stellen geändert werden müssen, es werden Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren, dafür werden andere Menschen neue Arbeitsplätze, Geschäftsmodelle, Möglichkeiten, Ideen, Lösungen, Innovationen entwickeln. […]

Einen Kommentar verfassen