Tue Gutes und rede darüber? Das reicht nicht mehr, um heute eine nachhaltige Karriere zu machen. Werte und Kommunikation gehören mehr denn je zusammen. Während es früher reichte, seine Wiese zu administrieren und die Schäfchen gelegentlich von einer Wiese zu nächsten zu treiben, müssen die denkenden Schäfchen von heute von Wiesenwechseln überzeugt werden. Mag sein, dass das auch früher das eine oder andere schwarze Schaf einmal ausscherte, doch es ließ sich leicht wieder einfangen. Heute grasen lauter individualistische Schafe, die sich nicht treiben lassen, sondern ihre eigenen Vorstellungen von Wiesen haben – und bei schlechter Kommunikation auch mal ungefragt über Autobahnen rennen.

In so einer Situation brauchen  wir Schäfer (Manager), die nicht nur verwalten und befehlen, sondern auch überzeugen können. Und das geht dann nicht mehr nur mit reiner Rhetorik oder nur bis zu einem gewissen Punkt, der dann zu Finanzkrisen und anderen Desastern führt. Siehe Post-Zumwinkel: Der Mann  mag reden können – kommunizieren im Sinne einer integren Haltung aus Werten und Worten jedoch nicht, hat er doch nicht einmal das Kantsche Grundgesetz verinnerlicht (…kurz: handle stets so, dass dein Handeln Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte…). Keine Werte – kein Wort, das wirklich zählt.

Darum geht es im Buch von Dr. Nina Schuppener und ihren Kollegen „Leadership statt Management: Führung durch Kommunikation“. Manches mag für einen Berater oder Coach selbstverständlich klingen wie die Grundregel der Kommunikation, man könne nicht nicht kommunizieren von Paul Watzlawick und müsse anderen wirklich und aktiv zuzuhören (frei nach Carl Rogers).

Für die Zielgruppe ist es das nicht. Weil sie solche Grundregeln nicht gelernt haben (im Sinne von Lernen ist eine Stufe, die weit nach dem Wissen kommt) und weil sie auf kurzfristige Erfolge gepolt sind, auf Leistung und Zahlen. Alles Dinge, die Schäfchen, die schöne Wiesen suchen, bestenfalls kurzfristig mitreißen. So muss das Umdenken, eine der wichtigsten Thesen des Buches schon bei der Ausbildung ansetzen. Schuppener stellt in diesem Zusammenhang auch das gängige Fallstudienlernen in Frage, hält Corporate Social Responsibility allein für zu wenig und lobt medienwirksame Neuanfänge wie die der Harvard-MBA-Absolventen, die neuerdings auf einen Wertekodex schwören. Ob dies die Zumwinkels oder Middelhoffs dieser Welt wirklich verhindert? Ich hege leise Zweifel, sind es doch oft innere Motoren wie Eigennutz und Machtwillen, die Karrieren im Top-Management erst möglich machen.

Doch die Schäfchen selbst können dafür sorgen, dass die Schäfer das Kommunizieren mit Werten lernen. Denn längst sind auch die Geführten gut ausgebildet und haben ihre Lektionen gelernt. Und solche Geführten folgen ihrem Schäfer nicht mehr blind.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

One Comment

  1. Thomas 2. August 2010 at 16:17 - Antworten

    Ein toller Buchtipp, herzlichen Dank!

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