Als ich neulich Visualize.me gesehen habe, wusste ich: Da geht die Reise hin! Ein bunter Lebenslauf, der die individuellen Aspekte herausgreift und die Entdecker-und Schnelllernnatur in mir anspricht. Und einen weiteren unschätzbaren Vorteil in der Welt der Bewerbung der Zukunft hat: Er kann aus einem oder mehreren Internetprofilen per Klick generiert werden. Schon seit Jahren wundere ich mich, warum wir immer wieder brav unsere Textbausteine in starre Formulare eingeben und dabei wesentliche Informationen außen vor lassen (müssen). Warum wir  langweilige Deckblätter mit Fotos mittendrauf erstellen, die Personalberater aus unerfindlichen Gründen immer noch lieben. Sogar die fortschrittlichen und geschätzten Wollmilchsäue, die so ein Muster zum Download bieten.

Überrascht war ich als neulich ein Brite zu mir kam – mit einer meiner Lebenslaufvorlagen. Die war ihm in UK von einer Personalagentur im Rahmen eines Bewerbertrainings als das Nonplusultra für deutsche Bewerbungen verkauft worden.  Das wird mir schon fast etwas unbehaglich, denn ein Nonplusultra gibt es meiner Meinung nach nicht. Nur eine gute und bitte individuelle Lösung. Über die Urheberrechtsverletzung an dieser Stelle sehe ich mal hinweg (normalerweise habe ich eine fitte Anwältin).

Ich poche gerade bei Führungskräften, aber auch Projektmanagern auf Leistungsargumente und empfehle öfter ein Profil auf der ersten Seite. Sehr gut gefallen hat mir deshalb der Beitrag in SPON von Ian McMaster, der TMI in deutschen Lebensläufen beklagte: Too much information. Was geht mich an, dass ein Mann geschieden ist und sechs Kinder hat (neulich gesehen). Nichts. Ich will von sowas auch gar nicht erst beeinflusst werden. Ich pflege weiterhin eine Abneigung gegen ein Foto mitten auf einem weißen Blatt, und gegen zu viel Bild generell, weil ich mir sachliche  und rationale Entscheidungen wünsche und es mir auf den Nerv geht, dass wir einem unserer Kunden ernsthaft zur Bartrasur raten musste, weil er vorher nie eingeladen wurde. True story – ohne Gesichtshaare klappte es mit dem Job.  Mir ist indes klar, dass wir Deutschen noch nicht so weit sind; das Gezetere um die anonyme Bewerbung zeigt das. Deshalb rate ich einer Geschäftsführungsassistentin und einem Key Account Manager selbstredend immer noch zum Bild. Bekehrversuche kann ich hier im Blog unternehmen 😉

Mein Credo für mehr Inhalt und teilweise Farbe ist bei einigen Bewerbern im Laufe der Jahre angekommen, schließlich hat sich meine Kreative Bewerbungsmappe seit 2004 mehr als 25.000 Mal verkauft (mein Kauftipp ist derzeit: 100% Bewerbung). Leider waren die kreativen Ergüsse meiner Leser teilweise…. sagen wir: weniger verkaufsfördernd, z.B. als Powerpointschlacht oder mit Word-Smartarts. Ich sage zwar immer, dass das einzige, was ein Lebenslauf erreichen muss, das Gegenüber ist  – aber da man sich das schwer vorstellen kann, gibt es natürlich Interpretationsspielräume.

Gestern unterhielt ich mich mit einer Dame, die x-Personalveranwortliche gesprochen und alle am Markt erhältlichen Bewerbungsbücher gelesen hat. Das Ergebnis: Kein Job, null Erfolg. Das wundert mich nicht, denn etwas zu Tode Optimiertes hat keinen Charakter mehr. So wie ich es grundsätzlich für falsch halte, berufliche Dinge – auch Lebensläufe – *für andere* zu machen. Sie machen das für sich selbst. Es geht um Ihre Ziele. Zu Ihren Zielen gehört es, einen Job zu bekommen oder einen Auftrag. Deshalb müssen Sie auf den anderen eingehen und seine Sprache sprechen. Seine oder ihre Sprache ist aber ziemlich sicher eine andere als die der 12 Personalentscheider, die Sie vorher gesprochen haben. Sie werden nicht einen einzigen finden, der exakt die gleiche Ansicht hat wie ein anderer. Auch wir Autoren widersprechen uns teils heftig.

Deshalb habe ich bereits schon einmal an dieser Stelle gesagt, dass es für mich nur ein einziges Kriterium gibt, ob etwas „gut“ oder ein Rat sinnvoll ist: der Erfolg. Und wer es allen recht machen will, erreicht letztendlich niemand richtig.

Mit dieser Einstellung geht fast alles besser. Mit Tabelle, ohne, schwarzweiß , mit oder ohne Foto.  Und demnächst auch bunt. Ich freu mich drauf.

Ach ja, morgen lade ich drei Gestaltungsmuster meiner Lebensläufe bei Facebook hoch, nur für Fans. Bitte tragt´s nicht nach England 😉

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

7 Kommentare

  1. Jens Knöpfel, Hamburg 5. Juli 2011 at 15:36 - Antworten

    Hallo Frau Hofert, toller Artikel, das sag ich ja schon seit Jahren ;-)))
    Viele Grüße und weiterhin auch viel Erfolg
    JK

  2. bee 12. Juli 2011 at 9:51 - Antworten

    Vielen Dank für den Tipp, hab mich dort gleich mal angemeldet und warte auf den Start 🙂 Find ich spannend!

  3. […] Für Svenja Hofert geht die Reise ganz klar in Richtung peppig-bunt statt starre Textbausteine mit langweiligem Bild auf dem Deckblatt. Ich bin da ein wenig verhaltener: Gerade die Personalerszene in Deutschland ist noch sehr konservativ. […]

  4. […] Für Svenja Hofert geht die Reise ganz klar in Richtung peppig-bunt statt starre Textbausteine mit langweiligem Bild auf dem Deckblatt. Ich bin da ein wenig verhaltener: Gerade die Personalerszene in Deutschland ist noch sehr konservativ. […]

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  6. […] Für Svenja Hofert geht die Reise ganz klar in Richtung peppig-bunt statt starre Textbausteine mit langweiligem Bild auf dem Deckblatt. Ich bin da ein wenig verhaltener: Gerade die Personalerszene in Deutschland ist noch sehr konservativ. […]

  7. […] Für Svenja Hofert geht die Reise ganz klar in Richtung peppig-bunt statt starre Textbausteine mit langweiligem Bild auf dem Deckblatt. Ich bin da ein wenig verhaltener: Gerade die Personalerszene in Deutschland ist noch sehr konservativ. […]

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