Dieser Zug ist für mich leider abgefahren, denn ich habe falsche Entscheidungen getroffen. Mit Coaching und Beratung wird man nicht reich. Und außer Joanne K. Rowling hat es auch kaum ein Autor je zu nennenswertem Reichtum gebracht.  Verkauft man 100.000 Taschenbücher, was einen in die Spiegel-Bestsellerlisten katapultiert, bekommt selbst wer mit dem Verlag gut verhandelt hat, kaum 100.000 Euros. Lohnt sich nicht – abzüglich Steuern verbleibt gerade genug Geld für ein Gartenhaus von Obi. Und als Blogger? Fragt sich, wie viel Pete Cashmore von Mashable umsetzt mit seinen 20 Millionen Page Impressions, aber bis 40 hat der gute Junge auch noch anderthalb Jahrzehnte.

Doch welche Strategien empfehlen sich für Menschen, die sich die frühe Freiheit und Unabhängigkeit des Reichtums gönnen wollen, ob für ein dolce vita oder ein Investment in Sinnvolles? Früher war es allein das Unternehmertum. Inzwischen gibt es auch ein paar andere Möglichkeiten, Danke an die Zukunft der Arbeit.

1.      Ein paar Jahre in der richtigen Branche

Die üblichen Verdächtigen für Großverdiener sind Pharma, Versicherung und Banken. Wenn Sie wirklich absahnen möchten, Finger weg von Tourismus, Medien oder gar Handel, ob Groß- oder Einzel- ist egal. Selbst in Stabstellen sind bei den Gutzahlern 150.000 EUR drin, das macht etwa 80.000 netto. Lassen Sie sich nicht verführen und stecken Sie nicht gleich alles ins Luxus-Reihenhaus.

Seien Sie sparsam und legen Sie die Hälfte auf Seite: In 10 Jahren haben Sie 400.000,– auch unter dem Kopfkissen gespart. Mit Zinseszins 4% sind es 440.244,28, bei 10% ganze 597.496,98 EUR. Wer sich das mal selbst ausrechnen will, kann jetzt bei Facebook reinschauen, da lad ich das mal zum Download hoch. Eines meiner Hobbies: Exceltabellen erstellen. (Auf dem Foto seht ihr den lanegn Weg zur Million bei aktuell 4% für Festgeld). Auch nichts zum Reichwerden.

2.      Ein paar Jahre in der richtigen Position

Forschung & Entwicklung: nett, aber nichts für freiwillige Frührentner. Personal? Irgendwo bei 150.000 EUROs Jahresbrutto ist Schicht. Steigen Sie lieber möglichst vertriebsnah ein und auf geht´s. Zirka 10-15 Jahre mindestens eine Bereichskompetenz aufbauen und dann den Hut nehmen mit einer größeren Abfindung. Geht oft ganz automatisch, weil die Umstrukturierungszirkel einen über kurz oder lang sowieso erwischen. Je höher Sie da schon aufgestiegen sind, desto eher sind Sie im Visier der Sanierer (bezahlt Ihnen aber auch mehr, wenn Sie gehen).

3.      Nicht wechseln, aufsteigen

Noch gibt es starre Hierarchien, mit Hauptabteilungsleitung etc. Ich vermute: nicht mehr lang; ich gebe der alten Hierarchie noch 20 Jahre in konservativen Branchen. Bis dahin macht es ökonomisch unter Umständen Sinn, in einer Firma möglichst weit nach oben zu steigen. Denn nur so werden Sie zu NICHT marktüblichen Gehältern gelangen; draußen würde gleich korrigiert (das ist die neue Arbeitswelt). Durchbeißen kann sich lohnen, wenn man einen Plan B. hat.

4.      Ein paar Jahre mit dem richtigen Thema

Schnelldrehend sollte es sein, also irgendwas mit Technik. Aber dann bitte nur in Freelance, die Gehälter für Festanstellungen hängen denen für freie Projekttätigkeiten weit hinterher. SAP reicht dabei für solide 100.000 – 150.000 EUR. Wer mehr will, muss Guru werden oder Evangelist, aber auch dann wird es schwierig. (Gegenbeispiele bitte melden.) Das Gehalt reicht aber siehe 1. um ordentlich was auf die hohe Kante zu legen.

Meiden Sie dagegen alle sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereiche, wenn Sie Ihre Taler mehren wollen. In der Politik bringen Sie es nur ganz weit, wenn Sie gut WULFFEN können, d.h. sich klammheimlich Dinge unter den Nagel reißen und Netzwerk-Deals aushandeln.

5. Mit Copy Cats Start-uppen

Deutsche Startups starten meist nur mit kleinem KFW-Geld (50.000-100.000) oder Venture Capital im sechsstelligen Bereich (in den USA geht´s bei einer Million oft erst los). Das braucht ordentliches Slow Growing bis man (vielleicht, vielleicht) für ein paar Millionen gekauft wird. Deshalb sollte man als jemand, der möglichst schnell la dolce vita pflegen möchte, besser auf eine solide Copy Cat  setzen, da stecken die Business Angels meist mehr rein (was Wachstum beflügelt). Vorher ein paar Jahre im Konzern kommen nicht schlecht, bevor man Ihnen das anvertraut.

Kann man als normaler Angestellter reich werden? Eher nicht. Hier noch ein paar handfeste Zahlen aus dem neuesten Stepstone Gehaltsreport:

  • Durchschnittsgehalt Investment-Banking > 6 Jahre Berufserfahrung, 89.000,–
  • Durchschnittsgehalt Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung >10 Jahre, 82.960,–
  • Durchschnittsgehalt Ingenieurwesen >10 Jahre, 68.600,–

 Nicht genug, oder?

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

15 Kommentare

  1. Thomas Hochgeschurtz 5. März 2012 at 17:25 - Antworten

    Mensch, Frau Hofert, was ist los? Seit wann denken Sie über extrinsische Motivation nach?

    • Svenja Hofert 5. März 2012 at 21:49 - Antworten

      Sagen wir so: Die intrinische Motivation könnte besser gestillt werden, wenn extrinsisch erst Mal Ruhe ist. LG SH

  2. Rainer Siemers 5. März 2012 at 20:51 - Antworten

    Hallo Frau Hofert!
    Sehr interessante Gedanken, die Sie da zusammengestellt haben. Wenn man dann noch zusätzlich Spaß und Sinn mit seiner Arbeit verbinden kann, ist es bestimmt perfekt.

    Ansonsten – wer es nochmal richtig wissen will, für den habe ich einen Buchtipp:
    Selfmade: erfolg reich leben von Carsten Maschmeyer.
    Menschlich kann man bestimmt über Herrn M. diskutieren, aber geschäftlich hat es es für sich geschaft.

    • Svenja Hofert 5. März 2012 at 21:58 - Antworten

      OK, ich gebe zu, Maschmeyer ist mir einfach überhaupt nicht sympathisch, das liegt nicht nur an Veronika. Machen Sie PR für den Herrn M? Lt. Amazon ist das Buch noch nicht erschienen?
      LG SH

      • Rainer Siemers 5. März 2012 at 22:47 - Antworten

        Vielen Dank für Ihr schnelles Feedback.
        Ich mache bestimmt keine PR für Herrn Maschmeyer. Das kann der selbst viel besser.
        Mir geht es nur um seine Erfolgsgesetze und seine Motivation. Da sind bestimmt viele Tipps drin, die jeder anwenden kann. Das Buch habe ich vorbestellt, weil ich schon lange darauf gewartet habe, dass Herr M. ein Buch schreibt.
        LG und allen viel Erfolg
        Rainer Siemers

        • Svenja Hofert 6. März 2012 at 10:12 - Antworten

          bin gespannt, lesen kann man es ja mal 😉 LG

  3. Lars Hahn 5. März 2012 at 21:32 - Antworten

    199.000 Euro plus Büro und Fahrzeug. Auch nett. Hat er zwar nicht mit 40 geschafft, aber immerhin.

    Übrigens: Ist das Ehrensold die besondere Fassung des bedingungslosen Grundeinkommens für Alt-Bundespräsidenten? 😉

  4. Heiko Stein 6. März 2012 at 11:03 - Antworten

    Interessanter Beitrag, Frau Hofert. Vor allem, weil er fast an dem Tag erscheint, an dem ich (43) beginne, an meiner zweiten Million zu arbeiten …

    … weil es mit der ersten leider nicht geklappt hat 😉

  5. Frank Stratmann 6. März 2012 at 11:03 - Antworten

    Das mit dem Aufstieg in Unternehmen ist so eine Sache, wie Gunter Dueck gestern bemerkte: http://www.readability.com/articles/1p8ntodg

    Sie haben Zahnarzt vergessen. Ein Klischee besagt: früher gab es den Porsche zur Praxiseinrichtung dazu. Heute sind viele Praxen bereits auf dem Boden der Tatsachen. Das hängt allerdings viel mit dem Thema Zukunftsfähigkeit zusammen. Man könnte glatt auf die Idee kommen, sich darum zu kümmern, um was zu verdienen. Damit kann man dann Einkommensmillionär für die virtuelle Währung der Zufriedenheit werden. Höchstens.

    • Svenja Hofert 6. März 2012 at 13:44 - Antworten

      bei Zahnärzten bin ich nicht so sicher. Kenne welche, die sagen, ie würden SEHR wenig verdienen, sei längst nicht mehr so wie früher. Bin geneigt das zu glauben, weil ich auch einige ins Ausland gehen sah. LG SH

      • Frank Stratmann 5. April 2012 at 12:18 - Antworten

        Aktuell gibt es neue Erkenntnisse. So schlecht geht es Ärzten und Zahnärzten im SCHNITT gar nicht. Eine medizinische Ausbildung lohnt sich nach wie vor.

  6. Christian 6. März 2012 at 11:07 - Antworten

    Komische Rechnung. Wer mit >40 von den Zinsen leben möchte, muss vorher entsprechend angespart haben. Wer 10 Jahre lang hunderttausende im Jahr hatte, wird es schwer haben, auf 50.000 pro Jahr zurückzukehren. Um also jährlich 100.000 EUR Zinsen bei 4% zu kassieren, muss man 2,5 Millionen EUR Vermögen dafür einsetzen. Wer pro Jahr 250.000 aus dem netto zurücklegt (um nach 10 Jahren dort zu sein), wird brutto mehr als 700.000 EUR pro Jahr brauchen, wenn er (trotz des exorbitanten Einkommens) vergleichsweise bescheiden lebt.

    “10 Jahre lang jeweils 700.000 EUR” klingt selbst für Abteilungsleiter nicht realistisch. Da bewegen wir uns schon in der Liga von Vorstandsvorsitzenden von nicht zu kleinen Konzernen. Also bleibt weiterhin nur Erbschaft, Unternehmensverkauf oder der berühmte Lottogewinn als Option. Oder Kriminalität.

  7. anonym 8. März 2012 at 14:38 - Antworten

    …ich kannte mal jemanden, der musste nicht mehr arbeiten und der wusste nach mehreren Jahren garnicht mehr was er mit seinem Leben anfangen sollte. Der hat sich dann erstmal für ein halbes Jahr einem Robinsonclub angeschlossen – weil die ja auch animieren.

  8. Aylin 9. März 2012 at 18:40 - Antworten

    Sehr gute Tipps für eine richtige Karriere:) Hier habe ich auch ein passenden Aritkel gefunden: http://erfolgreiche-frau.trust-wi.de/2012/02/die-reichsten-frauen-der-welt-8/#more-453

  9. Eugen 25. Juli 2013 at 9:36 - Antworten

    Schöner Beitrag, die Karriereleiter sehe ich allerdings nur von innen als solche, von außen ist es für mich eher ein brutales Hamsterrad, insbesondere wenn man in die Toppositionen kommen will.

    Deshalb gefällt Punkt 5 am allerbesten. Klon starten einen Investor suchen und dann schnellstmöglich verkaufen. Man hat ja gesehen wie Facebook alle Klone (Studivz, Lokalisten …) patt gemacht hat.

    Gruß
    Eugen

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