Ich habe das Wort Coach und Coaching inzwischen auf meiner Website versteckt. Es ganz zu streichen, wage ich mich noch nicht – wegen der Suchmaschinen. Aber wenn ich bei Interviews gefragt werde, ob ich Karriere-Coach sei, sage ich „oh, nö, schreiben Sie lieber Beraterin“. Berater ist zwar auch kein Job mit hohem Image, aber immer noch besser als Coach. Coach ist zum Schimpfwort geworden. Das liegt an einigen Ausbildungern, die fast  jeden zulassen, zum Beispiel auch unter 30jährige Yongster oder Menschen, die noch nie in einem Unternehmen gearbeitet haben. Eine Kundin, frisch aus so einer Ausbildung entschlüpft, sagte mir das neulich ganz direkt. „Ich fühle mich nach dieser Ausbildung noch gar nicht reif zum coachen. Ich will gar nicht Coach genannt werden.“ So eine selbstkritische Herangehensweise ist leider selten.

So laufen eine Menge Coachs rum, die das Image dieses Berufs, der keiner ist, nicht gerade verbessern. Entsprechend kippt die Stimmung, obwohl der Markt weiter wächst (oder gerade deswegen?). Bekanntlich wird aus fast jedem Trend ein Anti-Trend, das sehen wir derzeit beim Iphone: Einige First Mover finden ihn und das ganze Apple-Theater inzwischen uncool. Beim Coaching ist das ähnlich. In den letzten Wochen habe ich mit lebens- und berufserfahrenen Kollegen gesprochen, die alle überlegten, das Wort Coach doch besser aus ihrem Angebot zu streichen.

Die Ablehnung der Bezeichnung  “Coach“ hat nicht nur Image-Gründe. Sie hat auch damit zu tun, dass wir nicht mehr coachen wollen. Jedenfalls nicht so, wie es Coach-Theorie-Papst Rauen auf seiner Website definiert hat.   „Coaching (…) liefert keine direkten Lösungsvorschläge, sondern begleitet den Klienten und regt dabei an, wie eigene Lösungen entwickelt werden können“, schreibt er beispielsweise. Diese Definition überfordert praktisch denkende  Menschen, die den Begriff in Frauenzeitschriften, Tagesblättern oder im Kollegenkreis aufschnappen. Dies massenweise Missverstehen sorgt dann für weitere Verwirrung und macht aus Coaching z.B. „ist sowas wie im Fußball, der Coach bringt die Leute zum Erfolg“. Oha, der Coach BRINGT, gefährlich passiv.

Zum Image-Problem und dem massenhaften Missbrauch des Wortes, kommt ein dritter Punkt. Auch wenn Coaching richtig definiert und angewendet werden würde, muss ich inzwischen sagen: Ich will kein Coach per definitionem sein. Wenn ich sehe, dass ein Klient in sein „Verderben“ rennt, arbeite ich nicht mit Techniken und Methoden,  bis er selbst darauf kommt. Ich sage es direkt.  Vor 8 Jahren wäre ich da vorsichtiger gewesen. Doch mit der Erfahrung steigt eben auch die Überzeugtheit, mit eigenen Einschätzungen richtig zu liegen.

Aus eigenen Coachingsitzungen (auch der Coach_Berater braucht manchmal den Coach!) kann ich zudem rückmelden: Ich will keinen Coach, der mich rein mit seinem systemischen oder NLP-Methodenkoffer zu der in mir liegenden Lösung führen will.  Ich behaupte: Manche Lösung liegt schlichtweg nicht in einem, da ist die schlichte Perspektive von anderen viel hilfreicher. Bei Psychologen gibt es mti wachsender Berufserfahrung übrigens eine ähnliche Entwicklung, erzählt meine therapeutisch ausgebildete Kooperationspartnerin. Die Psycho-Neulinge fragen und hören ganz viel zu, halten sich mit eigenen Einschätzungen zurück. Je erfahrener, desto klarer wird der Therapeut.

Und nun der letzte Punkt, aus dem der Begriff Coach vielfach in die Ablage gehört: Haben Coachs eine bestimmte Bekanntheitsstufe überschritten, können sie nicht mehr Coach sein. Wer aus Presse, Büchern oder dem Internet bekannt ist nimmt automatisch eine andere Rolle ein.  Kunden wollen dann viel eher Einschätzungen, Feedback, Erfahrungswissen.   Sie wollen einen Ratschlag, Beispiele, Erfolgsgeschichten und auch mal konkrete Ideen. Das so genannte Coaching wird dann zu einer Experten-Konsultation,  nicht mehr und nicht weniger….. Wo hatte ich noch Coach auf meiner Website stehen? Wenn nur die Suchmaschinen nicht wären…

Ihre Meinung ist gefragt, ob Coach oder Coach-Kunde. Ich freue mich.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

23 Kommentare

  1. Martin Müller 6. Februar 2011 at 14:07 - Antworten

    Dem stimme ich komplett zu. Nachdem vor einigen Jahren eine 26jähirge auf die Frage “Was machen Sie denn beruflich?” awortete “Ich bin Führungskräftecoach”, seitdem lehne ich diese Berufsbezeichnung rundweg ab und kann sie nicht mehr ernst nehmen. Wenn ich ein Probelm habe oder etwas nicht selbst kann, dann brauche ich einen Berater und keinen Coach.
    Viele Grüße aus Köln,
    Martin Müller

  2. Leo Faltin 6. Februar 2011 at 15:07 - Antworten

    Stimme vollinhaltlich zu. Das Folgeproblem wird in der letzen Zeile angesprochen: Endlich ist der Begriff bekannt – und jetzt soll er geändert werden. Unter welchem Begriff sollen uns potentielle KundInnen finden? Das ist eine ganz ordentliche Herausforderung fürs Marketing von … BeraterInnen!
    Herzliche Grüße
    Leo Faltin, Wien

  3. Zorem 6. Februar 2011 at 15:57 - Antworten

    Eine richtige Entscheidung. Sie haben, so weit ich es gelesen habe, keine Ausbildung zur Begleitung von Menschen oder habe ich es überlesen?

  4. Svenja Hofert 6. Februar 2011 at 18:34 - Antworten

    Hallo Herr Zorem, ich habe mehrere Aus- und Weiterbildungen unterschiedlicher Richtungen – sagt das sehr viel aus oder macht es einen Unterschied? Ich finde nicht. Ausbildung gibt Basiswissen, was daraus machen muss jeder selbst. LG SH

  5. Zorem 6. Februar 2011 at 20:32 - Antworten

    Hallo Frau Hofert, Sie schreiben: “Haben Coachs eine bestimmte Bekanntheitsstufe überschritten, können sie nicht mehr Coach sein.” Viele berühmte, nicht nur bekannte, Persönlichkeiten der Zeitgeschichte haben Menschen begleitet. Was heute ein Coach ist, war früher ein Begleiter. Denken Sie an Prof. Watzlawick, Prof. Lay oder auch an derzeit noch aktiven Pater Grün.

  6. thom 6. Februar 2011 at 22:05 - Antworten

    Hat was … wird mir in letzter Zeit auch langsam zu allgemein benutzt, der Begriff …

  7. Svenja Hofert 7. Februar 2011 at 0:30 - Antworten

    @zorem: Begleitet ist was anderes als gecoacht 😉
    @Thom: danke für den Kommentar!

  8. Tom Diesbrock 7. Februar 2011 at 0:38 - Antworten

    Liebe Svenja,
    heute ich muss ich Dir leider einmal widersprechen. Ich will nämlich noch Coach sein, immer noch! Klar, es lässt auch mich manchmal zusammenzucken, wenn ich höre, wer in jungen Jahren, mit einem Minimum an Erfahrung und Ausbildung Coach sein will. Aber sollen wir uns diese Bezeichnung von solchen Youngstern wirklich wegnehmen lassen?

    Bleiben wir doch etwas souveräner – auch mit CoachingPapst Herrn Rauen. Er findet, Coaching dürfe keine Lösungsvorschläge liefern? Das ist für mich nur ein Teil des Coachingansatzes. Schließlich würde der Fußball-Coach doch mit seinem Schützling auch nicht so lange warten, bis der selber mitbekommt, warum er das Tor so selten trifft. Nein, als Coach gebe ich Feedbacks, zeige Wege auf und mache den Mund auf, wenn etwas in meinen Augen falsch läuft.

    Mir geht es wie Dir, Svenja, und Deinen therapeutischen Kollegen: Nach so vielen Jahren in diesem Job traue ich mich, auch Berater zu sein und meine Meinung zu äußern. (Natürlich stelle ich meinen Standpunkt nicht als objektiv hin und der Weisheit letzter Schluss – ich weiß, dass ich subjektiv bin und vertrete das auch.)

    Bei uns von Erfahrungen zu profitieren und auch klare Einschätzungen zu bekommen, dadurch, dass wir auch Tacheles reden können, sollten wir uns doch als Coaches von nondirektiven Psychotherapeuten abgrenzen. Eine Menge Klienten suchen nämlich genau das!

    Und noch ein Wort zur verbalen Alternative: Mich “Berater” zu nennen, wäre für mich keine Alternative. Das Komplexe am Coaching ist für mich die Verbindung von beratenden Anteilen mit einem Grundsetting der Prozessbegleitung.

    Auch wenn ich nicht in die Philosophie von Herrn Rauen passe. Und auch wenn man bald ein Zertifikat als Coach im Wochenend-Crashkurs bekommen sollte. Egal. Mit meiner Selbstdefinition hat das herzlich wenig zu tun. Nein, ich bin gern Coach.

  9. Svenja Hofert 7. Februar 2011 at 9:29 - Antworten

    Hi Tom, danke für dein ausführliches und ausgewogenes Feedback. So weit sind wir nicht auseinander – mir geht´s um die Begrifflichkeit und zur endgültigen “Ablage” entschieden bin ich noch nicht. Zu den Wochenendkursen: Die gibt es bereits, glaube ich und selbst Lehrgänge an der ils (so ne Fernhochschule mit Studienbriefen). Der Markt wird´s schon richten.
    herzliche Grüße, Svenja

  10. Markus Väth 7. Februar 2011 at 16:21 - Antworten

    Meine erste Reaktion war: Wow, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich selbst verfolge die Diskussion um die Bezeichung und Inhalte von “Coaching” seit einigen Jahren. Trotzdem will ich das etwas aufdröseln:

    Ich glaube, die Verwirrung um den Begriff “Coach” hat mindestens drei unterschiedliche Perspektiven:
    1. Die Coaches selbst sind sich nicht einig
    2. Die Kunden wiederum wissen nicht, was sie erwarten sollen und können
    3. Und die Presse ist meist genauso ahnungslos wie die Kunden

    Ich persönlich habe den Weg beschritten, der in manchen Kommentaren schon angeklungen ist: Mit der Zeit und Erfahrung löst man sich von “päpstlichen” bzw. dogmatischen Vorgaben. Man lernt, seine Kunden einzuschätzen und zu merken, was derjenige braucht: eine Führung zu den eigenen Ressourcen oder einen klarne Ratschlag aus einer Expertenstellung heraus. Diese Souveränität ist aber durch keine Ausbildung vermittelbar.

    Ich kann Sie verstehen, dass “Coaching” für Sie anscheinend ein verbrannter Begriff ist. Manchmal geht mir das auch so. Da ich Diplom-Psychologe bin (mit klinischer und Wirtschaftserfahrung), stelle ich mich wahlweise als “Psychologe” oder “Coach” vor, je nachdem, wovon ich glaube, dass es das Gegenüber besser versteht. Mein individueller Ansatz bleibt der gleiche.

    Und noch ein letztes, Frau Hofert: Egal, wie wir uns nennen: Hauptsache, der Job macht noch Spaß!

  11. Svenja Hofert 7. Februar 2011 at 16:47 - Antworten

    Lieber Herr Väth, ich freue mich über Ihren ausführlichen Kommentar. In der Tat sind es nicht die Begriffe, die wichtig sind – eigentlich ist es doch Aufgabe eines jeden Coachs, Beraters oder auch Psychologen, diese mit Inhalt zu füllen. herzlichen Dank und freundliche Grüße Svenja Hofert

  12. Axel Janßen 7. Februar 2011 at 20:14 - Antworten

    Hi Svenja
    Aus Deiner Sicht kann ich Deine Meinung verstehen.
    Persönlich sehe ich das Problem etwas anders gelagert:
    Coaching ist zur Beliebigkeit verkommen und wird von vielen mit Beratung gleichgesetzt. Das macht auch per Definition Christopher Rauen (Coaching ist Beratung auf Prozessebene). Von einem Berater erwarte ich, dass er über eine fundierte Expertise verfügt, meine Situation bestmöglich analysiert und daraus Ratschläge ableitet. Warum viele dafür den Begriff Coach nutzen ist mir unklar.
    Nun gibt es viele Coachs, die behaupten, sie tun eben das gerade nicht. Doch auch sie analysieren selbst, oft aus der eigenen Erfahrung heraus und provozieren Lösungen auf der Handlungsebene, d.h. der Kunde hat aus dem Angebot des Coachs eine Lösungsidee für ein konkretes Problem erhalten (das er vorher oftmals nicht hatte). Bsp.: Mal angenommen, Sie delegieren x an y – Welchen Vorteil haben Sie dadurch? Es bleibt Beratung. Coachs, die so arbeiten müßten demnach über eine gewaltige Expertise verfügen, um alles, was mit dem Thema z.B. Karriere zusammenhängt (systemisch) auf diese Weise anzubieten. Gernt hat der Coachee nichts.
    Wenn Du diese Sicht auf das Thema hast, teile ich Deine Bewertung voll und ganz.
    Anders wird es, wenn definiert wird, was Coaching bewirken will und die Definition bedeutet, dass der Coachee, sich in vergleichbaren Themen selber Coachen soll. Coaching sich dazu eines Prozesses bedient mit dem in Bezug auf sein Thema die Wahrnehmung erweitert, die Entscheidungsfähigkeit gefördert und Handlungsalternativen ausgelöst werden. Der Coachee erwirbt also eine Selbstproblemlösefähigkeit. Plakativ “Hilfe zur Selbsthilfe”. Der Coachee analysiert und berät sich selbst und kann diese Strukturen später ohne Coach anwenden. Das macht ein Berater nicht und kann es auch nicht leisten.
    So muss zuerst gefragt werden, was ein Coach denn erreichen will.
    Da der Markt NLP und Therapiedurchdrungen ist, wird es vorerst wohl so bleiben, dass Dein Urteil in der Gesamtbetrachtung richtig ist.
    Ein anderes Verständnis von Coaching findest Du bunter http://www.hamburger-schule.net
    Einen Gesinnungsgenossen findest Du im Blog
    http://blog.hamburger-schule.net/

    Viele Grüße
    Axel

  13. Svenja Hofert 7. Februar 2011 at 20:41 - Antworten

    Hallo Axel,
    ich freu mich, dass du dich hier zu Wort meldest, weil ich weiß, dass du ein differenziertes und intellektuelles Verständnis von Coaching hast.
    Es ist ein Verständnis, mit dem ich d´accord gehe, wobei ich mich manchmal frage, ob man die Dinge definieren muss. Nimm mal das Joggen. Irgendein Besserwisser auf dem Laufbahn neben mir behauptete mal mit 8,5 Stundenkilometern wär das, was ich tue, kein Joggen. Der nächste behauptete ab 5,5 wäre es schnelles Walken und ab 7 Joggen. Seitdem setze ich Kopfhörer auf – ehrlich: Für mich als Anwendungsjogger spielt das keine Rolle. So wie es für mich als Coaching-Klient wahrscheinlich auch keine Rolle spielt, wer das was wie definiert; ich will ne Lösung.
    Sobald man sich auf einem Fachgebiet bewegt und letztendlich auch der Nachfrage dient, kann man in deinem Sinne nur Beratung anbieten oder irgendetwas auf dem Kontinuum von Beratung und Coaching (auch diese Definition habe ich mal gehört) oder vielleicht etwas eigenes, für den es noch keinen Begriff gibt. Die letztere Variante gefällt mir im Moment am besten, mir fällt nur nix ein 😉
    liebe Grüße
    Svenja

  14. G. M. 7. Februar 2011 at 23:15 - Antworten

    Eigentlich finde ich es eine Frechheit zu behaupten, dass ein junger Mensch nicht beraten kann. Ich kenne genügend Berater, die 20 Jahre älter sind und weder beraten noch coachen noch sonst was können. Eine menschennahe, fundierte Beratung sollte nicht nur durch Fachlichkeit, sondern auch mit Persönlichkeit funktionieren. Da spielt das Alter nicht unbedingt eine Rolle.

  15. Svenja Hofert 8. Februar 2011 at 9:12 - Antworten

    Wo steht das? Ich habe gesagt, dass in den Ausbildungen oft unter 30jährige zugelassen werden, obwohl die meisten Ausbilder dieses Alter und ein Studium voraussetzen. Die Persönlichkeit sollte für Beratung und/oder Coaching ausgereift sein. Und Reife ist eindeutig eine Altersfrage, wenn auch manche Alte unreif sind und manche junge sehr reif sind. Aber Ausnahmen machen keine Regel. LG SH

  16. Michael Lüdeke 14. Februar 2011 at 10:33 - Antworten

    Hallo Svenja und (Ver)Folger,

    ich denke, dass wir uns hier in verschiedene Richtungen bewegen. Dein Ursprungsthema “jeder nennt sich Coach” (ich fasse es mal plakativ zusammen) stößt zumindest bei mir auf ähnliche Gedanken, ist aber wahrscheinlich aus dem Drang entstanden, mich abgrenzen, meine (erlernten und gewonnenen) Fähigkeiten von anderen trennen und – ganz im Sinne des ingroup-outgroup-Prozesses – auch mit Gleichgesinnten auf eine Ebene setzen zu wollen.
    Das ist glaube ich völlig normal. Und ich glaube, um den festgetretenen Begriff “Coach” umzuwandeln, bedarf es viele tausend Menschen, die das sinnig begründen und dann lostreten.

    Und dann hängen sich gleich die nächsten dran. Und wer wirft den ersten Stein zu sagen: “Hey DU! Du gehörst aber nicht dazu!”?

    Das zweite Thema – Beratung oder Rauskitzeln von Erkenntnissen – ist meiner Meinung nach ebenfalls nicht so dogmatisch zu sehen. Ich kann mich dem leider nicht ausnehmen, auch gerne Ratschläge zu geben, wenn ich denke, dass sie angebracht sind und viele scheinen zumindest auch “richtig” oder zumindest hilfreich zu sein. Trotzdem… wie arrogant und ungeduldig bin ich, dass ich von mir denke, da richtig zu liegen? Auch die Erfahrung aus Studium, Beruf und Coachingsitzungen (als Psychologe kann man ja ohnehin Gedanken lesen 😉 wird mir nicht den heiligen Coaching-Gral verschaffen und die Gefahr, den “kenn’ ich”-Gedanken dann zu oft einschränkend zuzulassen, ist leider ziemlich groß. Außerdem gibt es wahrscheinlich hundert Möglichkeiten, meinen Ratschlag auch so zu verpacken, dass ein Klient von selber drauf kommt, es dann als seine eigene Erkenntnis wahrnimmt und dieser Erkenntnis eine wesentlich stärkere Wirkung beimisst.
    Aber das wäre dann wie bei uns Männern, die denken, sie wären drauf gekommen, obwohl die Frau an unserer Seite das geschickt eingefädelt hat! 🙂

    Mein Wunsch: Dem Kunden und Klienten das “Faulsein” nicht zu einfach zu machen, ihm/ihr den Expertenstatus für sein/ihr eigenes Leben nicht abzusprechen und erst dann Ratschläge zu geben, wenn der Erkenntniskoffer des Klienten bis zum Boden durchsucht ist. Das finde ich einen fairen Deal.

    Euch allen einen guten Start in die Woche und Grüße aus Köln,
    Michael

  17. Svenja Hofert 14. Februar 2011 at 11:22 - Antworten

    Hallo Michael, danke für Ihren Kommentar. Absolut richtig: Es gibt 100 Möglichkeiten – und Verantwortung abnehmen darf weder Coach noch Berater. Der Ball muss immer zurück 😉 herzliche Grüße Svenja Hofert

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  20. […] Topf, in dem die unterschiedlichsten Dinge köcheln. Und mittlerweile, ich sprach davon bereits an dieser Stelle, fast ein Schimpfwort. Coach-Bashing ist entsprechend „in“ – jüngst sprach Zeit online […]

  21. Britta Aufermann 23. Juli 2014 at 20:49 - Antworten

    Coaching: Das große Zauberwort, was eine zeitlang das EGO von psychol. Beratern und ähnlichen Berufsgruppen erweitert hat.Nun, auch ich nenne mich nicht mehr explizit Coach aus genannten Gründen. In meiner Arbeit mit Menschen verstehe ich mich als Begleitung die Potentiale erkennt, aktiviert, inspiriert und auch hin und wieder wenn nötig einen krassen Perspektivwechsel schafft, um aufzuruetteln und wach zu machen. Bewusstsein fällt eben nicht vom Himmel! Ob ich damit stets den erhobenen Standards eines glorreichen Coachingprozesses standhalten kann , weiß ich nicht. Fakt ist, dass meine Kunden meine wertschaetzende Arbeit positiv bewerten und die Begegnung von Mensch zu Mensch eine herzliche und achtsame Form des Umgangs ermöglicht, die möglicherweise so manchem intellektuellen Neokortex-orientierten Berater abgeht.Wie auch immer : jeder findet das vor, was für ihn gerade passt und hin und wieder drehen sowohl Coach als auch Coachee mentale Ehrenrunden, die nach und nach zum Erkenntnisgewinn führen.

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  23. Aaron 20. April 2022 at 11:36 - Antworten

    Hallo,
    danke für den Beitrag! Finde ich eine sehr interessante Einschätzung! 🙂 Ist es tatsächlich so, dass das Coach-Sein mit mehr Bekanntheit unmöglich wird?
    Viele Grüße!

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