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8 Ideen, mit denen Sie wichtige Karrierefragen kreativer lösen

Veröffentlicht: 27. August 2015Kategorien: Führung & Organisation

Welche Berufe erfordern ein Studium, aber finden zu mindestens 50% draußen statt? Spontan fallen mir nicht viele ein. Landschaftsarchitekt vielleicht, aber die Bürozeiten könnten auch überwiegen. Wenn Sie eine Frage dieser Art beschäftigt, können Sie zu einem kundigen Berufsberater gehen und auf fertige Antworten hoffen. Vielleicht fällt jemand ja mehr ein als mir. Aber ein guter Weg ist die Suche nach fertigen Antworten meist ohnehin nicht. Viel besser ist es, jemanden zu haben, der die richtigen Fragen stellt.

Mit den richtigen Fragen kommen Sie auch jeder beliebigen Karriere-Frage näher. Dabei können Sie sich an den acht Schritten orientieren, die ich Ihnen im Folgenden vorstelle. Bei diesen acht Schritten orientiere ich mich am Buch von Keith Sawyer „Zig Zag: Die Surprising Path to greater Creativity“, empfehlenswert für Leser, die sich fundiert mit Kreativität beschäftigen wollen. Obwohl Sawyer das Karriere-/Berufsthema gar nicht im Auge hat, bin ich der Meinung, dass sich die Techniken wunderbar darauf anwenden lassen. Denn: Berufsfindung und Karriereplanung erfordern in diesen Zeiten immer höhere Kreativität, Wege sind immer weniger vorgezeichnet. Alle Schritte müssen übrigens nicht aufeinander folgen, Sie können da anfangen, wie es in Ihrem Fall und bei Ihrer Karrierefrage sinnvoll ist. Zickzack eben.

Idee Konzept

Also, los geht es mit der kreativen Berufsfindung und Karriereplanung

Erster Schritt: Fragen Sie

„Welche Berufe erfordern ein Studium, aber finden zu mindestens 50% draußen statt?“ lautet unsere Ausgangsfrage. Ich hatte die spontane Assoziation Landschaftsarchitekt. Für mehr muss ich scharf nachdenken. Was tun? Ganz einfach: Erweitern Sie Ihre Karrierefrage, indem Sie zehn ergänzende Fragen formulieren, zum Beispiel:

  • Wo habe ich Menschen gesehen, die draußen gearbeitet haben?
  • Wer könnte Menschen kennen, die draußen arbeiten?
  • Welche Tätigkeiten kann man draußen tun?
  • Was genau heißt eigentlich draußen?
  • Welche Draußen gibt es? (Feld, Garten, Straße…)
  • usw.

Sortieren Sie die Fragen dann nach Wichtigkeit und gehen Sie ihnen nach, indem Sie weitere Detailfragen stellen, zum Beispiel:

  • Was haben die Menschen gemacht, die ich draußen gesehen habe?
  • Was haben diese Menschen gelernt?
  • Wie viel verdienen Sie?
  • Geht es Ihnen gut?
  • Was motiviert sie, draußen zu arbeiten?
  • usw.

Zweiter Schritt: Lernen Sie

Wir haben meist nur sehr oberflächliches Wissen über Berufe und Karriereschritte, über die wir urteilen. Die wenigsten informieren sich wirklich gründlich, etwa darüber, was ein Mensch in dem Wunschberuf eigentlich genau macht. Die wenigsten informieren sich außerdem über Themen, die sie eigentlich NICHT spontan interessieren. Doch wenn Sie nie ein Buch über anorganische Chemie gelesen haben, können Sie auch nicht sagen, ob diese Sie interessiert. Gerade Menschen in der Umorientierungsphase profitieren, wenn Sie viel über Dinge lernen, die ihnen bisher fremd waren. Erst recht solche, die gar keine Idee haben.

Andernfalls kann das Gehirn nur das finden, was da ist und das sind Erinnerungen an frühe Leidenschaften und wirre Fetzen von „gefällt“ oder „gefällt nicht“. Gerade, wenn sich jemand mit etwas beschäftigt, dass er bisher immer abgelehnt hat, ergeben sich oft neue Ansätze. Eher zufällig, aber doch bewusst angestoßen. Also, lernen Sie auch das, was Sie gar nicht so attraktiv finden. Sie könnten Zettel mit Themen schreiben und einfach auslosen, welchem Thema Sie sich als nächstes widmen. Diese Methode finde ich besonders gut auch für junge Leute, die keine oder wenig Interessen haben.

Dritter Schritt: Beobachten Sie

Oft schauen wir nicht genau hin. Ich habe neulich entdeckt, dass Friseurinnen, die später studieren in Konzernen ausgesprochen interessante Karrierwege hinlegen können, ebenso Brauer. Da kommt man nur drauf, wenn man beobachtet und genau hinsieht.

Gehen Sie mit offenen Augen durch das Leben und nehmen Sie Ihre Ausgangsfrage mit auf eine Beobachtungsreise. Wie viele Menschen konnten Sie in einem Monat beobachten, die draußen arbeiten? Was ist Ihnen dabei aufgefallen? Welche Antworten gibt das auf die weiteren Fragen?

Vierter Schritt: Fantasieren Sie

Bei Keith Sawyer heißt dieser Schritt „play“. Ich habe ihn für den Karrierekontext angepasst. Es geht darum, in Gedanken oder echt möglichst detailliert zu simulieren und sich vorzustellen, wie etwas ist oder sein wird. Wie fühlt es sich an, zum Beispiel als bürgernaher Beamter 50% der Zeit auf den Straßen unterwegs zu sien? Wie sieht der Tag eines solchen Polizisten genau aus? Welche Menschen trifft man und was löst das in einem aus? Sobald Sie eine Idee, einen Beruf, einen nächsten Schritt zu fassen bekommen haben, simulieren Sie den Arbeitstag.

Fünfter Schritt: Denken Sie (quer)

Ihre Ausgangsfrage lässt sich vielleicht noch ganz anders lösen. Normalerweise gehen wir immer ähnlich vor, unsere Problemlösestrategien sind meist identisch. Wir kommen selten auf die Idee, Dinge anders zu machen. Dabei ist genau dies oft der richtige Weg zu einer Lösung – sich die Frage zu stellen, wie würde ich diese Aufgabe normalerweise NICHT lösen? Auf meine Karrierefrage antworte ich zum Beispiel: Ich würde nicht in ein fremdes Land reisen, mich nicht in den Stadtpark setzen, keine Leute auf der Straße interviewen oder bei Facebook eine Umfrage initiieren „wer arbeitet mindestens 50% des Tages draußen an der frischen Luft?“ Und genau das sollten Sie dann machen. Also das, was Sie sonst nicht machen würden.

Sechster Schritt: Nehmen Sie ungewöhnliche Perspektiven ein

Nur wer sich übergreifend mit Themen beschäftigt, kann lose Enden zu etwas Neuem verknoten. Wenn ich mich beispielsweise nur per Internet über juristische Berufe informiere, fehlt mir ein realer Bezug. Wenn ich nur aus der Sicht meines Staatsanwalt-Onkels urteile, fehle mir andere Blickwinkel. Wie sieht ein verurteilter Mörder den Staatsanwalt? Wie seine Rechtsanwalt-Kollegen? Und wie eine Rechtsanwaltsfachgehilfin? Wie würde das Glas auf dem Schreibtisch den Alltag eines Staatsanwalts beschreiben? Wie sein Stuhl? Wenn Sie so vorgehen, entdecken Sie immer mehr Details. Dadurch wird ein Job oder Karriereschritt attraktiver oder eben nicht.

Siebter Schritt: Wählen Sie aus

Was ist die beste Idee für Ihre Frage, die Sie bisher hatten? Bewerten Sie Ihre Ideen nach einfachen Kriterien wie „Gehalt“, „Zugangsmöglichkeiten“ und „Attraktivität“. Verfolgen Sie die Idee weiter, die diese Kriterien am ehesten erfüllen. Nehmen wir an, Sie entscheiden sich für den Landwirt, an zweiter Stelle für den Campaigner und an dritter für den Archäologen, die alle mehr als 50% draußen arbeiten. Nun können Sie eine Idee nach der anderen durchgehen, am besten indem Sie wiederum beginnen möglichst viele offene Fragen zu stellen. Welche dieser Ideen schauen Sie sich zum Beispiel mit Schritt 2 oder 6 genauer an?

Achter Schritt: Machen Sie

Viele Menschen bleiben in ihren Gedanken hängen. Dabei ist die Idee des Rapid Prototyping oder anderer schneller Ideen-Realisierungsmethoden durchaus auf die Berufsfindung zu übertragen. Wie komme ich möglichst schnell ins Handeln, um danach eine Entscheidung treffen zu können? Eine Hospitanz kann ebenso ein Weg sein wie ein Praktikum oder Interviews mit Personen, die einen Job derzeit ausüben. Dieser Schritt heißt vor allem: Aus dem Denken und Spielen ins Handeln kommen. Das kann der letzte, aber auch der erste Schritt sein.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert verbindet unterschiedliche Welten und Positionen. Dabei entwickelt sie neue und eigene Blickwinkel auf Themen rund um Wirtschaft, Arbeitswelt und Psychologie. Sie ist vielfache Buchautorin und schreibt hier unregelmäßig seit 2006. In erster Linie ist sie Ausbilderin und Geschäftsführerin ihrer Teamworks GTQ GmbH. Interessieren Sie sich für Ausbildungen in Teamentwicklung, Agilem Coaching und Organisationsgestaltung besuchen Sie Teamworks. Möchten Sie Svenja Hofert als Keynote Sprecherin gewinnen, geht es hier zur Buchung.

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