Gerade hat die Bundesagentur für Arbeit eine Studie mit den „Auswirkungen der Krise auf den deutschen Arbeitsmarkt“ herausgebracht. 2010 sehen die Studienautoren eher schwarz und rechnen mit rund 4,5 Millionen Arbeitslosen. Dabei sieht es in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-LÄndern gut aus: Die Arbeitslosenquote ist im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich und liegt mit 7,6% niedriger als im Schnitt der 27-EU-Länder (9,2%). Arbeitslosenhochburg ist Spanien mit 19,3%. Interessant: Männer sind weitaus stärker von der Arbeitslosigkeit betroffen sind als Frauen. Bei weiterer Betrachtung ist das aber wieder logisch: Zum einen steigt die Zahl der Teilzeitjobs an, während Vollzeitstellen wegbrechen. Zum anderen arbeiten Frauen nun mal gerne in den Schlechtzahlerbranchen Dienstleistung, Gesundheitswesen und Bildung. Und dort hat die Krise keine Löcher hinterlassen.

 

Nicht ganz klar ist mir allerdings, inwieweit unterschiedliche Zählweisen hier mit hineinspielen. Wird bei uns nicht viel heruntergespielt? Dass 1-Euro-Jobber nicht arbeitslos sind und Teilnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen nicht als arbeitslos gezählt werden ist bekannt. Auch der Anteil der Gründungszuschuss-Antragsteller steigt stetig an. Oft ist der Gründungszuschuss dabei nur eine Verlängerung der Arbeitslosigkeit um neun Monate. Und selbst wenn nicht: Auch wenn die Arbeitsagentur dies annimmt, so ist mir kaum eine Existenzgründung bekannt, die bereits im 10. Monat ein regelmäßiges und den Unterhalt sicherndes Einkommen bescherte. Erst recht nicht bei freiberuflichen Gründungen. Ich selbst registriere darüber hinaus immer mehr Menschen, die sich nie bei der Bundesagentur für Arbeit melden würden und auch kein Hartz IV beziehen. Diese Menschen überbrücken die Krise mit dem Ersparten. Hat jemals eine Institution diese Gruppe erfasst?

 

Die wichtigsten Fakten der Studie auf einen Blick – mit meinen eigenen Kommentaren 😉

  • Von der Krise sind vor allem Männer betroffen, kaum Frauen – jedenfalls nicht direkt schon durch sinkende Löhne
  • Es gibt mehr Teilzeit + 210.000 Stellen 2009, aber weniger Vollzeit: – 350.000 Jobs
  • Vor allem verarbeitende Branchen und die Metallindustrie sind von der Krise betroffen.
  • In Ostdeutschland ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit weit weniger stark, geht sogar zurück. Die Prägung durch kleine und mittelständische Unternehmen zahlt sich aus
  • Stabil ist der Dienstleistungssektor und der Bereich Bildung – leider aber auch schlecht bezahlt, wenn man nicht gerade Lehrer ist
  • Stärkste Anstiege der Arbeitslosigkeit bisher: Januar bis April 2009, aber: Einen Zuwachs an Stellen gibt es auch nicht wirklich, eher eine Seitwärtsbewegung.
  • Besonders stark betroffen sind junge Menschen – und viele der Betroffenen sind Absolventen, die gar nicht mitgezählt sind, da sie sich ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld kaum registrieren lassen.
  • Rund 432.000 Arbeitnehmer wurden dank der Kurzarbeit bisher nicht entlassen. Doch die Autoren der Studie sagen selbst, dass ein dauerhaftes Halten der Kurzarbeiter die Lohnstückkosten erhöht und unwirtschaftlich ist.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

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