Polaroid ist pleite. Eben kam die Meldung über den Newsletter von Peter Turi (nebenbei gesagt der geschäftstüchtigste Senkrechtsstarter 2009 und Krisengewinnler: Turi verdoppelt seine Anzeigenpreise ab 1.Januar). Nach Chapter 11 genießt der Fotoknipser jetzt erst mal Gläubigerschutz und kann diese Zeit nutzen, um seine Finanzen zu ordnen. Toyota meldete heute als Folge dieser nie da gewesenen Krise einen voraussichtlichen Verlust von 1,69 Milliarden US-Dollar. Richtig, Toyota: die mit dem Hybridauto. Die Krise hat also auch die Hersteller kleinerer Wagen und die Innovativen erreicht. Nicht wirklich ermutigend. Und dass sich der Konsumklimaindex im Dezember nicht weiter verschlechtert hat, soll auch nur auf die niedrigen Benzinpreise zurückzuführen sein. Die Leute haben das übrig gebliebene Geld einfach in Waren umgesetzt. Die machen das wie ich: 120 EUR spare ich jeden Monat, weil der Sprit jetzt pro Tankfüllung nur noch 60 EUR kostet, im Sommer waren es an die 90. Das Geld setze ich in einen Sylvester-Kurzurlaub um und kurble damit die Wirtschaft an.

Aber das ist ein Strohfeuer. Was kommt danach? Wie wird die Krise mich und meine Kunden betreffen? Ehrlich gesagt bin ich derzeit froh, kein Personalvermittler zu sein. Deren gute Zeiten sind vorbei. Weniger offene Stellen wird auch weniger Bedarf in diesem Bereich bedeuten. Outplacementberater, um die es seit 2005 ruhiger geworden ist, dürften dagegen wieder einmal Hochkonjunktur haben. Bei Polaroid und Toyota liegen ihre Hochganzbroschüren sicher längst schon auf dem Tisch. Und bei uns? Ich denke, die Nachfrage wird konstant bleiben, aber die Themen werden sich (wieder) ändern. Wahrscheinlich wird es  mehr um Selbstmarketing gehen, die Frage, wie ich mich im Job unentbehrlich mache oder lerne, mit den vorhandenen Kollegen auszukommen. Dazu gibt es übrigens bereits das passende Buch: "Das Jobfrustkillerbuch" aus dem Campus-Verlag verrät, warum es egal ist, welchen Job man hat - Hauptsache man hat einen. Das Buch hat es auf Platz 357 bei Amazon gebracht, für einen Ratgeber ist das schon mal ganz ordentlich. Die Autoren stellen die (logische) These auf, dass Unzufriedenheit im Job ganz normal sei und dass kurze Zeit nach einem Jobwechsel die alten Probleme sowieso wieder aufploppen. Da ist viel Wahres dran – beim nächsten Job wird oft eben nicht alles anders.

Es gibt durchaus ein paar Luxusprobleme, die man nur hat, wenn es einem rundum gut geht. Das Streben nach immer mehr Gehalt zähle ich dazu. Geld gibt es einfach nie genug, und so gut wie niemand fühlt sich gerecht bezahlt. 

2009 erwarte ich wieder mehr existenzielle Fragen. Einige, hoffentlich wenige, werden sich neu orientieren müssen. Da es bald wieder mehr Bewerber auf weniger Stellen gibt, wird mein Buch "Bewerben ohne Bewerbung. Alternative Strategien in schwierigen Zeiten" vielleicht wieder einen neuen Push bekommen.

Vielleicht werden wir auch wieder mehr nachdenken. Darüber, was wichtig ist im Leben. Oder darüber, welche Ideen, Dienstleistungen und Dinge die Menschen in schweren Zeiten wirklich brauchen (Polaroidfotos jedenfalls nicht). Wer sich danach den Arbeitsplatz aussucht, ist 2009 und vermutlich auch noch lange danach, ganz schön schlau dran.

Svenja Hofert

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

One Comment

  1. David Michaels 7. Januar 2009 at 10:50 - Antworten

    Ein Krise kann man auch positiv sehen. Es ist die Zeit, wo man intensiv darüber nachdenken muss, was man falsch gemacht hat. Diese Phase ist gut, da die Betroffenen offen für Kritik, Vorschläge und Beschwerden sind. Möglicherweise kommen die Manager darauf, dass es sich lohnt mehr in die Mitarbeiter zu investieren und nicht immer knapp zu kalkulieren. Wann ist den die beste Zeit dafür in sich zu gehen, wenn nicht jetzt?

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