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Deutschlandradio: Verbrauchertipp Online-Bewerbung
Ich gebe zu: Niemand hat soviel über Online-Bewerbungen geschrieben, mein Lieblingsthema sind sie aber nicht. Aus einen einfachen Grund: Seit 1998 mein erstes Buch zu dem Thema bei Humboldt erschien (das in neuer Auflage immer noch auf dem Markt ist – kein anderes Konkurrenzwerk hat das geschafft), ist es ein über all die Jahre so oft nachgefragtes Interviewthema, dass es bei mir ein Gähnen auslöst. Mich plagt der Sättigungseffekt zu häufiger Wiederholung…. Anja Lueg von Campus & Karriere hat mich auch befragt, aber ein bißchen differenzierter. Und das Ergebnis kam gestern in "Campus und Karriere" – und heute als geschriebener Verbrauchertipp ins Internet.
Svenja Hofert
"Das Internet bietet gleich mehrere Möglichkeiten, sich zu bewerben und Informationen für die Bewerbung zu sammeln. Die meisten großen Konzerne bevorzugen inzwischen Jobsuchende, die sich online bewerben. Damit ist dann aber in der Regel nicht mehr die E-Mail-Bewerbung gemeint, sondern die Firmen stellen eigene Formulare online, die die Bewerber ausfüllen müssen, erklärt Karrierecoach Svenja Hofert:
"Das heißt, es wird nur noch eine Bewerbung möglich sein über die Online-Software. Das ist der Weg, und das wird auch ganz sicherlich die Zukunft sein bei den größeren Unternehmen."
Die persönlichen Daten und Qualifikationen der Bewerber werden in solchen Formularen Schritt für Schritt abgefragt. Ein Computerprogramm sortiert dann nach Schlüsselbegriffen die ungeeigneten Bewerber aus. Für die Unternehmen spart das eine Menge Arbeit. Für Bewerber heißt es: äußerste Sorgfalt bei der Bewerbung.
"Ein nicht ausgefülltes Feld oder die Angabe an der falschen Stelle kann bedeuten, dass Sie sofort durch diese Raster fallen. Oder es ist zum Beispiel definiert: Wir nehmen nur Bewerbungen an, wenn Englisch ‘fließend’ angekreuzt wird. Der Bewerber schätzt sich selbst aber nur als ‘gut’ ein. Und das könnte beispielsweise auch bedeuten, dass das schon das Aus ist. Also schon gut überlegen: Was mache ich da eigentlich?"
Es empfiehlt sich, das Formular in aller Ruhe durchzugehen – und vor allem ernst zu nehmen, bevor man es ausfüllt:
"Es gibt sehr häufig freie Textfelder: Warum wollen Sie bei uns arbeiten, was motiviert Sie? Solche Dinge kann man schon mal vorformulieren, als Textbaustein schon mal abspeichern und dann einsetzen."
Denn das ist in solchen Programmen meist die einzige Möglichkeit, sich mit interessanten Texten zu empfehlen. Hüten sollte man sich davor, Textbausteine aus dem Internet in das Formular zu kopieren. Personalchefs klagen häufig über die immer ähnlicher werdenden Bewerbungstexte.
Lebenslauf und Zeugnisse sollte man als Dokumente für den Upload parat haben. In der Regel ist das pdf -Format gefragt, hin und wieder auch doc-Dokumente. Selbstverständlich müssen Orthografie und Grammatik im Online-Formular ebenso perfekt sein wie in jeder anderen Bewerbung. Das gilt auch für E-Mail-Bewerbungen, die inzwischen auch bei mittelständischen Unternehmen üblich sind und die sich kaum von einer Bewerbung per Post unterscheiden:
"Da ist eigentlich nur der technische Unterschied. Es hat sich da eindeutig das pdf-Format durchgesetzt, und beim pdf ist es in der Regel so eine Bewerbungsmappe: Das heißt, das erste Dokument ist das Anschreiben, wie wir das kennen in der Postbewerbung, das zweite ist der Lebenslauf, kennen wir auch. Und dann kommen die Zeugnisse, eine gute Auswahl. Das ist eins zu eins das, was Sie auch per Post rausschicken, auch in der gleichen Gestaltung."
Weiter lesen? Gerne: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/verbrauchertipp/731463/
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert verbindet unterschiedliche Welten und Positionen. Dabei entwickelt sie neue und eigene Blickwinkel auf Themen rund um Wirtschaft, Arbeitswelt und Psychologie. Sie ist vielfache Buchautorin und schreibt hier unregelmäßig seit 2006. In erster Linie ist sie Ausbilderin und Geschäftsführerin ihrer Teamworks GTQ GmbH. Interessieren Sie sich für Ausbildungen in Teamentwicklung, Agilem Coaching und Organisationsgestaltung besuchen Sie Teamworks. Möchten Sie Svenja Hofert als Keynote Sprecherin gewinnen, geht es hier zur Buchung.
Habe ich das richtig verstanden? Sie sagen, künftig wird es nur noch Online-Bewerbungen geben? Das glaube ich nun gar nicht. Zumal der haptische Eindruck, den etwa eine geschriebene Initiativbewerbung hinterlässt, online nicht zu substituieren ist. Mag sein, dass die Bewerber das dann durch Online-Dokumente flankieren. Aber ganz verschwinden wird eine Print-Bewerbung nie – allein schon, um die Ausnahme von der Regel zu sein…
Man muss das differenziert sehen: Bei den großen Unternehmen: eindeutig ja. Ich bin auch überzeugt, dass dank XML über kurz oder lang Profile auch nicht mehr mühsam und händisch ausgefüllt werden müssen, sondern dass es eine zentrale Sammelstelle geben könnte… Bei kleineren und mittleren Unternehmen erlaubt ein geringeres Bewerbungsaufkommen weiterhin die Auswahl per Post und E-Mail. Zudem werden hier nicht die Investitionen getätigt werden können.