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Fachkräftemangel – der große Täuschungsversuch (Replik brandeins/Linkedin)
Lieber Herr Kästner von Linkedin DACH,
die brandeins hat mich auf Ihren Diskussionsbeitrag bei Linkedin hingewiesen. Sie sind also einer von denen, die sich über die Thesen meines Interviews ärgern. Ich wundere mich seit Wochen, dass man über meine Aussagen überhaupt diskutieren kann. Aus meiner bescheidenen Praktiker-Sicht gibt es gar keine Frage. Die Sache ist für mich eindeutig, 120%, ach 150. Es gibt ihn nicht, den Fachkräftemangel. Denn für mich wäre Fachkräftemangel dann gegeben, wenn Fachkräfte einen adäquaten Job bekämen. Adäquat heißt: Ihren Fähigkeiten angemessen. Wenn Quereinstiege leicht wären und die Firmen Bewerber nicht drei Monate und mehr mit ihren Entscheidungen hinhalten würden.
Ich habe im Interview differenzierend gesagt, dass es keinen flächendeckenden Fachkräftemangel gäbe. Das Wort „flächendeckend“ zeigt aus meiner Sicht deutlich an, wie offensichtlich regionale Unterschiede sind. Natürlich hat das Wellness-Hotel in Mecklenburg-Vorpommern so seine Probleme. Aber hier in Hamburg, oder dort bei Ihnen in München, da kommt doch jeder Arbeitgeber zum Zug, gehört er nicht zur schlechtzahlenden Bildungsbranche (vor allem Kindergärten) oder in andere Segmente, in denen es unmöglich ist, mit einem Gehalt je außerhalb einer WG oder der Abhängigkeit vom Ehemann eine Existenz zu sichern.
“30 Bewerbungen für eine Stelle sind immer noch gut drin”, sagen mir Kollegen im Recruiting. Ich erinnere mich an eine Zeit, Ende der 1990er, da gab es kaum fünf, sechs, sieben. Damals hat meines Wissens niemand von Fachkräftemangel gesprochen, außer im IT-Bereich. Man hat denen, die dann untern den sieben waren, einfach eine Chance gegeben, auch wenn sie nicht alles konnten. Genau das sehe ich gerade nicht. Man will die Leute fertig.
Werter Herr Kästner, zu uns kommen täglich Menschen, die Fach- und Führungskräfte sind. Darunter Männer in den 30ern und 40ern, die in vollem “Saft” ihrer Leistungskraft stehen – so wie Sie selbst. Die vielleicht Kinder zu ernähren haben, und deren Profil keinen Zweifel an Kompetenz und Einsatzbereitschaft zulässt. Diese Männer finden aber anders als Sie keine Jobs, oder ihre Suche dauert ewig. „Rechnen Sie mit einem Jahr, vielleicht mehr“, muss ich immer wieder sagen, und mir wäre es anders lieber. Aber ich kann keine Illusionen verkaufen, das ist einfach nicht meine Art. Es sind Techniker darunter, Akademiker im Bereich Technik, Finance, Marketing, Betriebswirtschaft – bestens ausgebildet. Frauen geht es nicht anders bei der Jobsuche, nur dass diese gewöhnlich nicht in den Gehaltsregionen rangieren, in denen Sie mutmaßlich selbst zu Hause sind (was ein anderes Thema ist). Dass die Digitalbranche ein bisschen überbewertet ist, ist ja kein Geheimnis.
Wahrscheinlich waren Sie nicht in der Situation, je einen Job suchen zu müssen, denn zufällig haben Sie auf die Digitalbranche gesetzt. Richtige Entscheidungen sind immer eine Frage, der Zeit, in der man sie trifft oder reinrutscht in etwas. Man hat Glück oder Pech – und man ist nicht immer der Schmied davon. Gerade wurde ich von einer Zeitschrift gefragt, was man heute studieren muss, damit sich 2020 die Arbeitgeber um einen reißen. Ich habe keine Ahnung, nicht die geringste, nur das dumpfe Gefühl, dass es nicht die Digitalen und auch nicht die Ingenieure sein werden. Wenn ich jetzt sage, die Ethik wird zurückkommen, ist das auch ein wenig Wunschvorstellung.
Ich habe Kunden, die landeten unversehens in tayloristisch geprägten Industrieunternehmen, in denen die Prozessoptimierung immer noch in Arbeitsgruppen gegen das Bedürfnis der Menschen nach Weiterentwicklung und „vollständigen Aufgaben“ kämpft, der ewige Mensch-Maschine-Konflikt. Hier werden Leute mit Geld bei der Stange gehalten, doch zufrieden macht es nicht, wenn nach jeder Runde der Prozessverbesserung eine neue ansteht. Hatten diese Bewerber nicht das Glück oder die Noten, einen festen Vertrag bei BMW, Airbus oder Siemens zu ergattern und sich einzunisten in ein warmes Konzernnest, dann werden sie über den Fachkräftemangel ordentlich lachen – wenn ihnen danach zumute ist. Resignative Arbeitszufriedenheit ist ein bekanntes Problem. Heißt: Eigentlich ist der Job sch… aber darüber klagen, hieße das eingestehen und handeln müssen. Und Handeln ist ja eh aussichtslos. So ähnlich.
Ich gebe mir redlich Mühe, Chancen und positive Beispiele aufzuzeigen und habe auch schon den ein oder anderen in den Süden „beraten“ – aber Fachkräftemangel kann wohl nicht heißen, dass jemand mit Familie überall hin gehen muss. Neben Arbeit gibt es dann doch noch was wie das kulturelle Leben, und das kann man in einigen Landstrichen vergessen. In einer Lebensphase, in der die Beziehung und Familie eben auch wichtig sind, gibt es außerdem eine natürliche Ortsgebundenheit, übrigens gerade bei Fachkräften, die sich oft spezialisieren, eben weil sie sicherheitsorientiert sind. Und erzählen Sie mir nichts von Home Office.
Meine Sicht ist die: Der Fachkräftemangel ist eine reine Erfindung von Menschen, die ein Interesse daran haben, die „Basisrate“ ihrer Bewerber hochzuhalten: Man möchte perfekte Leute, die zu 100% einsetzbar sind und alles beherrschen – was aber aufgrund der zunehmenden Nischenbildung immer schwieriger wird. Kaum können sie Salesforce ist wieder etwas anderes gefragt. Um nur ein Beispiel zu nennen. Auch soll man sich über das nette Angebot seitens der Zeitarbeit freuen, die Angebote zählen ja zum Fachkräftemangel dazu. Die Jobs der Vermittler werden fröhlich als zu Direktanstellungen gleichwertige Jobofferten angepriesen – und auch so gezählt. Oft doppelt und dreifach, denn was der eine Vermittler im Portfolio hat, vertreibt auch der andere. Die Branche kämpft halt auch ums Überleben. Trickreich.
Aufgrund der zunehmenden Spezialisierung kann es keine fertigen, multikompatiblen Fachkräfte mehr geben. Glauben Sie der Mittelstand freut sich über ausgespuckte Konzernmitarbeiter? Nein, die will er auch nicht. Die haben ja viel zu spezialisiert gearbeitet. Weiterbildung wird derweil delegiert. Soll doch der Staat die Leute fertig bilden, die man braucht! Sollen die doch noch ein Studium absolvieren. Uns doch egal.
Ja, wenn Sie alle Jobs hinzuzählen, die keiner will, dann gibt es wahrscheinlich genug. Der Automotive-Zulieferer, der auf der einen Seite gerade rausschmeißt, weil er zur Weiterentwicklung keine Lust hat, stellt auf der anderen Seite wieder an. Auch er gehört zum gepriesenen Mittelstand, aber am Tropf des Konzern hängend ist er alles andere als handlungsautonom.
Raus-rein ist ein beliebtes Spiel: Gerade habe ich die gleichen Personen zum dritten Mal in 10 Jahren im Outplacement: Technischer Background, angeblich Mangelware, superbegehrte Fachkräfte, vom Konzern in den Mittelstand und dann wieder raus (man dachte, das passiert nur im Konzern). Ich bin ein Quotenfetischist, ich will Zahlen, Daten, Fakten: 10 Bewerbungen, 0,5-1 Einladungen. Nein, keine Vermittlungshemmnisse. Ich würde mir so wünschen, dass endlich Ruhe einkehrt und Verlässlichkeit in die Leben von denen, die nicht zufällig auf „digital“ gesetzt haben. Mit Sicherheit im Rücken lässt sich planen. Das ist das, was Menschen wollen – nicht New Work, nicht Home Office und den ganzen Schnickschnack.
Ich finde: Fachkräftemangel ist ein einziger Täuschungsversuch. Und das ärgert mich.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Danke für diesen zurecht mit wütendem Unterton geschriebenen Text. Er trifft genau!
Ich schließe mich dem Vorkommentator an.
Liebe Frau Hofert, wir sidn nicht immer einer Meinung (gewesen). Hier sind wir es ganz absolut. danke für Ihre Perspektive zu diesem Thema.
Viele Grüße
Guido Bosbach
Hallo zusammen, hall Herr Bosbach, ich glaube ja nach wie vor, dass wie nie weit auseinanderlagen und dass wir uns nicht ganz richtig verstanden haben. Freut mich auf jeden Fall, dass wir hier eine Linie haben. LG Svenja Hofert
Wobei ich einwerfen möchte, auch “digital” heißt nicht unbedingt eine sichere Stelle, “digital” ist ja dann auch wieder untergliedert – Programmierer, Mediengestalter, Social Media, Webseitenlayouter, eBook-Verlage etc. pp. Dass man das vielleicht bei der Diskussion nicht so im Auge hat liegt daran, dass viele ihre Not zur Tugend machen und selbstständig sind – was im Kreativwirtschaftsbereich, der ja auch weit ist fast schon die Regel ist – und daher also fast unsichtbar sind.
Digital heißt leider nicht, dass man sofort immer und überall eine Zusage für eine Stelle bekommt. Und vor allem dann nicht wenn man dann auch noch das Unglück hat zu den ersten zu gehören, die komplett einen neuen Berufszweig erschlossen haben ohne ein Studium, Zertifikate oder einen sonstigen “nachhaltigen Nachweis über die Dauer einer Tätigkeit bei/für…” zu besitzen. Das zum Thema Quereinsteiger.
Ad Astra
absolut richtig. Ich spiele eher auf die Managergehälter dort an. Aber natürlich sieht es beim Fussvolk aus wie in der Kreativbranche. Paar Ausnahmen. Aber fragen Sie mal Leute die Linkaufbau betreiben müssen. Not funny. LG Svenja
Ich kenne Leute die Linkaufbau betreiben und “not funny” triffts.
Ad Astra
Hallo Frau Hofert,
vielen Dank für den treffenden Kommentar. Flächendeckender Fachkräftemangel = ein Gerücht. Ja, es gibt den Mangel in bestimmten Regionen, wo es fast Vollbeschäftigung gibt. Die müssen sich anstrengen, gute Leute zu finden. Ansonsten sehe ich keinerlei Anzeichen.
“Digital” ist definitiv overrated. Wenn ich sehe, wie lange qualifizierte IT-Experten nach einem neuen Job suchen und welche Gehälter geboten werden, dann kann von Fachkräftemangel hier nicht die Rede sein. Ingenieure: Schweinezyklus – nichts anderes. Die jetzigen Studenten werden lange nach einem Job suchen müssen.
Weiter so! Beste Grüße, Helge Weinberg
Hallo Frau Hofert,
meine Antwort würde wohl den Rahmen sprengen – deswegen finden Sie (und ihre Leser) sie hier: http://linkd.in/1plkFP0
Danke, ich lese morgen oder Freitag. LG SH
Sehr geehrter Herr Kästner,
ohne Beleidigend zu wirken, haben Sie ja in Ihrem Artikel ganz schön viel Schwachsinn verzapft, bekommen Sie dafür Ihr Geld, dass nur noch Plug and Play Leute am besten vom Staat ausgebildet die richtigen “fliegende Wollmilchsäue die Gold scheißen können” Mitarbeiter seien.
Bleiben Sie bei Ihrer Irrealen Wirklichkeit ich achte die Meinungsfreiheit aber werde diese nicht annehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Kai G. Werzner
Vielen Dank für den klaren Artikel.
Ohne dass ich mir jetzt die Mühe gemacht habe, den Diskussionsbeitrag von Herrn Kästner zu lesen, vermute ich dass er wohl die öffentliche Wahrnehmung zu Gunsten von LinkedIn drehen wollte (“Sie suchen Fachkräfte? Bei LinkedIn finden Sie sie!”)
Hallo Herr Kramer, kann man vermuten, wobei ich glaube, dass Menschen, die sich öffentlich mit Meinungen zeigen, diese im Kern auch vertreten. Hoffe ich mal. LG SH
Wow! Herzlichen Glückwunsch Frau Hofer zu Ihrer authentischen und mutigen Stellungnahme. Sie sprechen mir aus der Seele. Als ehemalige Personalmanagerin habe ich in Unternehmen leider häufig genug erlebt, dass “karierte Gänseblümchen” gesucht und nicht gefunden wurden. Das Invest in die gezielte Personalentwicklung der zu 50% passenden Bewerber/innen wurde gescheut. Zum Glück gibt es inzwischen aber auch viele andere Unternehmen, insbesondere bei den KMUs, die einen anderen Weg gehen und damit erfolgreich sind. Unser Job als Karriereberaterinnen ist es aus meiner Sicht dafür zu sorgen, dass diese Unternehmen und die entsprechenden Bewerber/innen zusammenfinden. Leider muss ich Ihnen recht geben: das benötigt zum Teil einen sehr langen Atem, da viele dieser KMU noch nicht ausreichend wahrgenommen werden (können) (hidden champions). Hier bietet social media zukünftig sicherlich gute Möglichkeiten und läßt mich hoffen, dass werteorientierte Führung mittelfristig auch in die Unternehmen einziehen wird, in denen derzeit noch nach von Ihnen beschriebenen Methoden agiert wird.
Liebe Frau Hofert,
Entschuldigung, mit ist Ihr “T” in der Ansprache abhanden gekommen – Asche auf mein Haupt.
Herzliche Grüße Sandra Gertzen
das T verlieren einige. Macht nichts 😉 LG SH
Der Spezialisierungsgrad steigt immer weiter an. Ergo gibt es die Fachkraft für gewisse Stellen nun mal leider nicht. Also muss ich mir diese selber ausbilden. Das wird von den Firmen aber nicht gewollt. Lieber wird behauptet, das ein Fachkräftemangel herscht weil Bewerber nicht zu 100% passen. Und diese Bewerber erdreisten sich dann auch noch ein vernünftiges Gehalt zu verlangen obwohl sie nur zu 90% passen.
Als Teamleiter der Schweißtechnik bei uns im Unternehmen muß ich meinem Chef das manchmal auch beibringen das fertig ausgebildete Schweißer so wie wir die brauchen am Markt nicht verfügbar sind und wir diese selber ausbilden müssen.
Ich verstehe auch nicht das sich manche Firmen so schwer damit tun selber auszubilden und die Leute dann anständig zu bezahlen, damit diese dann mit den neu gewonnenen Qualifikationen nicht zur Konkurrenz gehen. Gute Leute kosten nunmal gutes Geld !
Hallo Herr Tegeler, das ist genau das was ich meine: Die Spezialisierung steigt. Es ist fast unmöglich nach einigen Jahren in EINEM Feld Anschlussjobs zu bekommen, die noch dazu in der gleichen Region sind. Das ist das Thema, ich werde da noch mal nachlegen 😉 Vielen Dank für den Kommentar jedenfalls. SH
Liebe Frau Hofert,
danke für Ihre klare Meinungsäußerung! Und dafür klare Zustimmung von meiner Seite.
Ergänzend vielleicht noch dieser Gedanke:
Wer über Fachkräftemangel klagt, beherrscht seinen Werkzeugkasten nicht.
Das zeigt doch ein Blick auf die „andere Seite“ des Unternehmens: Wer im Vertrieb über fehlende Kunden klagt, dem ist schnell klar, dass etwas an seinem Angebot oder seinem Preis nicht stimmen kann.
Klagt ein Personaler dagegen über fehlende „Kunden“, macht sich offensichtlich niemand Gedanken über sein „Angebot“ oder seinen Preis.
Das ist armselig! Aber einfach.
Grüße
Frank Feldhaus
Liebe Frau Hofert,
vielen Dank für diese wunderbare und absolut realistische Darstellung des Themas ‘Fachkräftemangel’, bei dem ich, sorry, abkotzen könnte, wenn ich das irgendwo lese oder höre. Als langjährige Personalerin weiss ich aus der Praxis, dass das einfach nicht stimmt, gelogen ist. Und wie schwierig es ist, als kritischer, nicht unbedingt genormter und ‘anders denkender’ Profi die richtige Passung mit einem werteorientierten Hidden Champion in einem der KMUs zu finden …
Liebe Grüsse
A.M
oh ja, ich weiß, das ist eine lange Suche. Es ist vieles im Umbruch, aber dann versucht man am Ende doch nur ein paar Schrauben auszutauschen anstatt gleich das ganze Gerüst. LG SH
Sehr gut,
habe mich schon immer gewundert warum es Dipl. Ing. gibt die als Kraftfahrer arbeiten. Bestimmt nicht weil Fachkräfte Mangelware sind.
Eckhard Lanfersiek
Liebe Frau Hofert,
ich lese seit längerem gespannt Ihren Blog und stimme Ihnen im Bereich Fachkräftemangel voll zu.
Ich stelle mir aber die Frage, welchen Weg z. B. jemand in meiner Position gehen soll.
Als fast ausgelernter Bankkaufmann dessen Beruf auch langsam durch die Digitalisierung gefährdet ist und das Beratungswesen an Stellenwert verliert.
Welche Alternative gibt es für diese kaufmännischen Berufe, anstatt eines Studium zur Weiterbildung im Bereich der Wirtschaft oder eine studientechnische Neuorientierung, wenn die Beratung nicht das langfristige Ziel ist ?
Stimme 100 % zu !! Es gibt keine Fachkräftemängel. Die ganze Geschichte habe selber erleben müssen. Ich habe 5 Jahre studiert (Ingenieuerwesen), habe eine kaufmännische Ausbildung, eine Zusatzqualifikation als Buchhalter mit dem Schwerpunkt Steuern, behersche 2 Sprachen fließen, Auslanderfahrung, Führungkrafterfahrung, Erfahrung im Export….Nicht gebraucht….zu klug und selbstbewusst !!!!
Sehr geehrte Frau Hofert,
echte Fachkräfte mit ‘hands on Mentalität’, Eigeninitiative und wirklichem know-how werden gar nicht gewollt, wenn sie um die 50 und alleinerziehend von drei Kindern sind. Hier würde nur eine ordentliche Portion Vitamin B helfen. Darüberhinaus ist es aber auch ein Problem, dass die Gehälter, die im Falle eines Jobangebots gezahlt werden, nicht ausreichen, damit eine Frau mit drei Kindern ein vernünftiges Leben führen kann, um den Kindern den bestmöglichen Start zu ermöglichen. Man möchte die gut ausgebildete Angestellte, die alles kann, flexibel für Überstunden ist und über ein Nettogehalt von 1700 EUR für 40 Stunden Arbeit dankbar ist.
Vielleicht gibt es einen Wohnungsmangel in Ballungsräumen, aber bestimmt keinen Fachkräftemangel.
der Fachkräftemangel* ist vor allem in Bereichen, wo entweder zu wenig ausgebildet wurde, aber auch in schulischen Ausbildungsberufen, wo es tw. zu wenig Fachschulplätze gibt
http://bit.ly/1HTiadn
hier ist die Liste — es kommen noch die Lebensmittelkontrolleure dazu – dort fehlen angeblich Tausende – aber zeitgleich haben 2012 nur 8 Bundesweit ihre Prüfung abgeschlossen — solche Weiterbildung geht aber nur betriebsnah, da man dafür eingestellt wird im ÖD.
hätten wir ein offenes, liberales und flexibles Umschulungs- und Weiterbildungswesen, dann gäbe es den Fachkräftemangel nicht. Ich finde daher die Community Colleges anderswo besser, weil man ohne institutionelle Hürden in einem Jahr, in zwei Jahren neue Berufe lernen kann — ohne Vorbedingungen zu stellen. Berufe, die bei uns nur Fortbildung nach Ausbildung sind, kann man anderswo direkt lernen
auch gibt es mehr Teilzeitangebote anderswo
ich selbst wurde mal in einem Fernstudium abgelehnt, obwohl ich im Selben Fachbereich Berufserfahrung habe und eine passende Berufsausbildung. Der Grund der Ablehnung bei dem Berufsbegleitenden Studium war, dass ich zwar mal in dem Bereich gearbeitet habe, aber aktuell da nicht arbeite!
Wieso legt man mir Steine in den Weg? Ist das nicht meine Privatsache, wenn ich entscheide ein solches Studium zu machen????
Es war das Studium Inklusion und Verwaltung – ich habe mal im Sozialamt gearbeitet — aber in dem Berufsbereich studieren verbietet man mir.
ich hab nun nebenberuflich was anderes studiert und bin jeden Tag zur Präsenzuniversität gefahren — aber warum man mir bestimmte Berufe verbietet zu studieren, die auf meiner Erstausbildung aufbauen, werde ich wohl nie verstehen.
ich weiß nicht, was das soll? Der Beruf steht mit in der Fachkräftemangelliste — zumindest in ähnlicher Weise.
in den 2000 ern, also während der Massenarbeitslosigkeitshochphase kurz vor den Agenda 2010 Reformen kamen bei meinem Arbeitgeber auf eine Stelle bis zu 600 Bewerbungen !!!! Nun sind es meist so zwischen 20 und 90 Bewerbungen.
20 bis 50 Bewerbungen bei dualen Studiengang-Absolventen und 90 Bewerbungen für die Masterstellen —
bei Ausbildungsplätzen dasselbe: 2014 standen 30 Ausbildungsplätzen 660 Bewerbern gegenüber — allerdings in einer strukturschwachen Region mit Ausbildungsstellenmangel
Hallo, sehr interessante Zahlen und Infos, danke! LG Svenja Hofert