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Ganzheitlich und organisch wachsen? Es geht!
Die meisten Coachs, Berater und Trainer sowie andere Freiberufler starten nach dem SlowGrow-Prinzip, das St. Gallen die unternehmerische Methode nennt. Kühlschrank auf, schauen was drin ist und etwas (hoffentlich) Leckeres für den Kunden zusammenmixen. Irgendwann sind Sie dann im Geschäft und … stellen fest: Es geht nicht wirklich weiter. Während für Entrepreneur-Unternehmer die ständige Weiterentwicklung überlebensnotwendig dazu gehört, sind Solo-Selbstständige mit einigen Auftraggebern oft geneigt, sich länger zurückzulehnen. Um dann mitunter festzustellen, dass andere sie überholt haben. Nicht jedem liegt das Thema Entwicklung in den Genen. Mein eigenes für Außenstehende bisweilen undurchschaubares Gebilde aus Autoren-, E-Commerce-, Vortrags- und Outplacementaktivitäten machen für mich bei näherer Betrachtung zusammengenommen Sinn und sind ökonomisch recht wetter- und krisenfest. Sie müssen und sollten das nicht genauso machen, aber das Prinzip, nach dem ich arbeite, hat sich nicht nur in meinem Fall bewährt. Aber wie geht das? Ich selbst stelle mir immer wieder die Frage, was mein aktuell größtes Problem ist und wie ich es löse. Eine Zeitlang waren es Wochenendtermine, ich reise auch nicht gern. Eine Lösung war, mehr retardierdendes Einkommen zu schaffen. Anderes Beispiel: Ich möchte lieber intensiver mit einer Person arbeiten. Deshalb biete ich – ganz anders als in meiner Anfangszeit – überwiegend halbe oder ganze Tage an. Solche Lösungen sind also immer erst mal persönlichkeitsorientiert. Ob die persönliche Präferenz ökonomisch fruchtbar ist, klärt ein Wachstumsprojekt. Wie das aussehen kann, zeigt ein kurzes Ablaufprogramm. Wenn Sie es konkret für Ihren Fall umsetzen möchten empfehle ich Ihnen meinen Selbstlernkurs „Gründungs- oder Wachstumsprojekt nach SlowGrow-Prinzip“, ein Vorgeschmack bei Youtube.
Der Kreislauf beginnt mit dem Festlegen des Testprodukts. Definieren Sie den genauen Inhalt, den Kern Ihres Gründungs- oder Wachstumsprojekts. Meine Selbstlernkurse für Kexpa.de ließ ich bei Facebook von verschiedenen Trainern und Coachs testen. Das alles machte ich, bevor ich Geld für die Umsetzung in Drupal in die Hand nahm. Mein Konzept entwickelte sich über ein Jahr, von der ursprünglichen Idee war am Ende wenig übriggeblieben. Warum? Ich hatte gemachte Erfahrungen unmittelbar in die Weiterentwicklung einbezogen. Aus einer Planung wurde so ein Experiment. Was kann Ihr Testprodukt sein, das Sie für Ihr Gründungs- oder Wachstumsprojekt ins Rennen schicken wollen? Am tragfähigsten ist:
- Was andere nicht so ohne Weiteres (auch) anbieten oder realisieren können
- Worauf andere nicht sofort (auch) kommen
- Wo Sie die meiste Kompetenz und Erfahrung einbringen können
- Wo es vermutlich einen (kommerziellen) Markt gibt
Weiter geht es mit Test-Namen (gerne vorläufig) und Test-Preis/Honorar. Manche Vorhaben rechtfertigen auch erst einmal „null“ Euro, etwa wenn Sie ein neues Trainingskonzept bei einem alten Kunden ausprobieren möchten. Den besten Beweis für Funktionsfähigkeit liefert indes die Tatsache, dass jemand dafür auch zahlt. Weiter geht es mit flexiblen Meilensteinen. Ich halte nichts mehr davon, dass man Zeiträume festlegt. Wer entwickelnd und experimentierend an den Markt geht, der braucht keine Termine. Es geht mehr darum, die Lösung für gerade auftauchende Probleme zu finden. Flexible Meilensteine orientieren sich nicht am Kalender, sondern am Fortschritt. Der Verkauf eines ersten Selbstlernkurses kann so ein Meilenstein sein. Natürlich muss dann auch eine Testzielgruppe und ein Test-Ort gefunden werden. Für ein Portal wie meines sind höher fünfstellige Investments nötig. Geht es auch günstiger? Ich konnte eine Zeitlang meinen alten Shop Gruenderreports zum Probeverkauf nutzen. Jemand anders entwickelt statt Shop eine statische Seite oder probiert den Verkauf bei Dawanda oder auf dem Wochenmarkt. Das, was man Live im Doing erlebt, ist wertvoller als jeder Kurs bei der IHK. Und die Zeiten, in denen ein Unternehmensberater ein Business Konzept beurteilte wie ein Richter, sind meiner Meinung nach auch vorbei. Konzepte müssen offen sein und nicht statisch. Die Idee des „ich schreib einen Plan“ und lasse den beurteilen, ist aber statisch. Auch die Einteilung in Berater-Disziplinen wie Marketing und Controlling halte ich für veraltet. Feedback kann von jedem kommen, möglichst von Menschen unterschiedlicher Denkweisen und Hintergründe. Interessant ist manchmal gerade der Blick eines Nicht-Ökonomen auf Zahlen und Preisgestaltung. Mitunter kann so jemand ganz andere Ideen generieren.
Wichtig ist, dass Feedback eingeholt wird, möglichst vielfältiges. Und, dass niemals die Frage im Mittelpunkt steht, OB etwas geht, sondern immer nur WIE. Das muss nicht immer in einer Gründung oder Realsierung einer Idee münden. Das beste Beispiel lieferte neulich eine Kundin, die eine zweite Geschäftsidee realisieren wollte. Ein Wochenende dachte sie intensiv nach, eine Woche sprach sie mit Menschen. Am Ende nahm sie Abstand von der Idee – noch bevor sie sich damit beschäftigte, daraus ein echtes Wachstumsprojekt zu machen.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Beruhigend zu sehen, dass auch viele Pros sich erst mal organisieren müssen; die YouTube Clips sind toll! Es gibt einfach wahnsinnig viel, wo ich noch nicht den Dreh raus hab – beispielsweise bei der angesprochenen Lösungssuche. Bei mir steht meist zu lange das Problem dominant im Raum, ehe ich mich an Lösungsansätze heranmache. Und da wiederum lasse ich mich viel zu oft auf Grund von Unsicherheiten in die falsche Richtung treiben. Ein inspirierender Blog für eine junge Absolventin (sowie Neobloggerin) wie mich. Bin zwar nicht die Erste die das sagt, aber hole mir hier gern Ideen und Tipps!