Oder etwa nicht? Und, sind Sie erfolgreich? Trotz schlechter oder mittelprächtiger Noten? Wie kann das sein?

Gerade habe ich, derzeit im Urlaub, einen Artikel in … war es Business Punk oder vielleicht doch die Wirtschaftswoche? …eigentlich egal… gelesen. Der Autor behauptet, gute Noten seien die Eintrittskarte für eine große Karriere. Er führt eine ärgerlich lausige und unausgewogene Beweisführung und zitiert eine Uralt-Studie. Und dann nennt er ausgerechnet Utz Classen als Beleg für den Top-Karrieristen. Classen mit 0,7-Abi und seinem ewigen Geltungsbedürfnis. Ist der wirklich ein Beispiel für Erfolg? Er ist ein Beispiel für frühe Zeigefreudigkeit.

Wie gesagt: Ich bin derzeit im Urlaub und verzichte darauf, mich in Studien einzulesen, weil ich heute noch etwas besseres vor habe. Das mache ich demnächst einmal.

An dieser Stelle möchte ich den geneigten Leser einfach einmal zu einer kleinen Übung auffordern: Schauen Sie sich Ihre ehemaligen Klassenkameraden an. Wer hat es zu was gebracht und wer nicht? Wer ist vielleicht sogar ganz groß herausgekommen? In meinem Umfeld jedenfalls ist es so: Karriere gemacht haben vor allem die, die nicht besonders gut waren in der Schule. Einer ist heute Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, ein anderer ist Vertriebsdirektor in einem Konzern.  Ein Top-Musterschüler aus meinem Abi-Jahrgang dagegen hat die Uni erst gar nicht geschafft. Ich wette, solche Beispiele fallen Ihnen auch ein.

Es gibt natürlich auch Belege für beruflichen Erfolg von Musterschülern. Aber auch endlose Fälle von späterem Scheitern trotz guter Noten. Und umgekehrt: Es gibt endlose Beispiele für beruflichen Erfolg von ehemaligen Klassennieten (“Bulldozer” René Obermann zum Beispiel hat sein Studium nicht zuende gebracht). Und natürlich auch Beispiele für ein durchgängiges Scheitern. Was für mich nur heißt: Alles ist möglich. Egal mit welchen Noten.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

4 Kommentare

  1. Jörg Wiesner 22. August 2010 at 14:17 - Antworten

    Mit einem persönlichen Erlebnis will ich Svenja Hoferts Beitrag zustimmmen. Auch ich war interessiert zu erfahren, wer sich nach 15 Jahren Abitur wohin entwickelt hat. Die damaligen “Eins-Nuller”, denen alle eine große Karriere vorausgesagt hatten (es gab für unsere Abi-Zeitung eine Umfrage!), hatten sich eher für bodenständige Karrieren entschieden. Von einer Ausbildung im Hotelleriebereich über unterschiedliche “normale” Studiengänge. Keiner ist heute Firmenlenker, Dr. oder gar Professor. Dagegen zeigten sich die Abiturienten mit guten Durchschnitten als die wirklich erfolgreichen. Einer mit Doktortitel, ein anderer (Mit-)Geschäftsführer eines Großunternehmens.

    Fazit: Für den beruflichen Erfolg (ich lasse mal offen, wie man diesen Begriff konkret definiert), ist die Abiturnote nicht das allein entscheidende Kriterium. Interessant ist allerdings in diesem Zusammenhang die Frage, wieso z. B. Wirtschaftsberatungen (McKinsey etc.) dann aber auch darauf besonderen Wert legen.

  2. Axel Angeli 28. August 2010 at 20:06 - Antworten

    Warum McKinsey und Co Wert auf gute Noten legen, liegt vor allem daran, dass deren Geschäftsmodell nicht auf messbaren Leistung beruht, sondern auf einem ausgefeilten Alumni-Netzwerk. Letztlich verkauft McKinsey vor allem an ehemalige McKinsey-Leute oder soclhe die mit denen studiert oder gearbeiett haben. Hier spielen weniger die tatsächlichen als die angeblichen Fähigkeiten eine Rolle. Und ein Einser-Schüler erscheint bei distanzierter Betrachtung immer als besonders begabt. Dieses prinzip wird von McKinsey, Accidenture und Co. entsprechend konsequent fortgeführt. Der Name und die Reputation des Abschlusses wird nach aussen präsentiert, auch wenn die Qualität vor allem im Kontext fragwürdig oder irrelevant ist. Ein Summa Cum Laude in BWL der Uni München ist deshalb mehr wert als ein guter Abschluss in Elektrotechnik irgendeiner Technischen Universität, auch wenn ein durchschnittlicher Ingenieur gerade in der Praxis der Informatik meistens mehr fachliches Verständnis besitzt als ein noch so intensives Wirtschaftsstudium, dessen vermittelte Kenntnisse im Kontext genauso irrelevant wie ein Theologiestudium ist. Letztlich werden die großen Deals aber durch Elite-Netzwerke gemacht, und da ist die vorzeigbare und zertifizierte Leistung weit mehr wert als die tatsächlich erbrachten Taten.

  3. Jan Thomas Otte 30. August 2010 at 22:39 - Antworten

    “….ein noch so intensives Wirtschaftsstudium, dessen vermittelte Kenntnisse im Kontext genauso irrelevant wie ein Theologiestudium ist.” Nun ja. Ist bestimmt auf die Consulting-Praxis bezogen. Ansonsten glaube ich, dass 80% des Erfolges im Geschäft auf Menschenkenntnis beruht. Und das sogar in der IT.

  4. Marco Gaglio 15. September 2010 at 10:32 - Antworten

    ach – ich sehe das gänzlich entspannt. Noten sagen ETWAS über den Bewerber aus, nicht aber alles. In meinem Umfeld ist es ähnlich – die vermeintlichen Überflieger haben durchschnittliche Karrieren, die vermeintlichen “Versager” haben sich prächtig entwickelt und selbstverständlich gibt es auch jene, die die an sie gesteckten Zukunftsprognosen vollumfänglich erfüllen konnten – sowohl nach unten als auch nach oben hin.

    Ich finde auch die fast schon panische Presse über potentiell “peinliche” Fotos von Bewerben in VZs oder Facebook etc. Was soll das? Wenn ich einen 20jährigen Bewerber einstelle, gehe ich davon aus, dass er auch schonmal betrunken war. Gibt es davon Fotos? Geht mich das als künftiger Arbeitgeber etwas an? Ich denke jeder Mensch hat in seinem Leben mal über die Strenge geschlagen – es sei denn er ist ein notorischer Langweiler. Sind wir deshalb schlechter im Job? (Vom “[Mon]day after” abgesehen!)
    Das fände ich eigentlich mal interessant, wie andere Menschen, die mit beiden Beinen im Berufsleben stehen darüber denken.

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