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Ich kann eigentlich…nichts (Mia 3)
Sonja, ich danke dir! Du baust mich auf. Vielleicht kann ich doch etwas! Wären wir jetzt auf einem Seminar, wir würden uns in den Armen liegen und alles wäre gut. Der einzige männliche Teilnehmer würde irritiert zu uns schauen, aber mitgerissen sein von der weiblichen Solidarität. Uns ginge es allen gut. Für diesen Abend.
Das ist der Punkt, denn am Morgen darauf falle ich wieder in dieses tiefe Loch und suche nach etwas, von dem ich nicht weiß, was es ist. Mit Svenja habe ich einen idealen Tag konstruiert. Sie sagt, ich solle mir vorstellen, dass ich 2.000 Euro netto einfach dafür bekommen, dass ich etwas mache. Was ist egal. Schöne Vorstellung? Ehrlich gesagt: Nicht so, denn ich weiß gar nicht so genau. was ich machen will. Am Ende habe ich mir das so ausgemalt: Der Tag beginnt mit Zeitunglesen irgendwann nach 10 Uhr. Dann treffe ich mich mit Leuten, lerne etwas, jogge, lese eine Stunde ehrenamtlich etwas vor. Danach halte ich einen Vortrag daüber, wie man Chinesen Kreativität beibringt und gehe dann tanzen. … Ich wage den idealen Tag kaum zu denken, denn Felix, mein Partner, würde mich für verrückt halten. Wir sind immer allein. Er ist bis 22 Uhr bei der Arbeit, ich war es ja auch bis vor kurzem. Unser Leben dreht sich nur um diesen Angelpunkt, die Arbeit; wir haben das nie in Frage gestellt.
Als ich begonnen habe, darüber nachzudenken, was ich machen würde, wenn ich nichts machen müsste, ging es mir erst mal schlecht. Ich sei es nicht gewohnt, eigene Bedürfnisse zu haben, sagt meine Therapeutin. Ich sei immer den anderen gefolgt: meinen Eltern (Kind studier!), meinen Freunden (Hauptsache Job!) und meinem Chef (dem Narzissten). Wer bin ich? Die Frage kann ich deshalb nicht richtig beantworten. Wer sie beantworten kann, ist erfolgreich, argumentierte neulich auf einem Podium eine Personalentwicklerin. Sie brachte Beispiee. So jemand sitzt nicht in einem Vorstellungsgespräch und fragt sich “was erwarten die von mir”; so jemand formuliert seine Erwartungen und checkt, ob diesen mit denen des Unternehmens harmonieren. So jemand hat keine Mühe, sich selbst Aufgabenbereiche zu suchen und wüßte, wie er oder sie einen Tag gestaltet.
Also frage ich mich jetzt, wer ich bin, damit ich auch anfangen kann, meine Erwartungen zu formulieren. Habt ihr ene Idee, was ich dazu tun kann? Mit welchen Tools würdet ihr arbeiten?
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Liebe Mia,
schön, dass ich Dir ein bisschen Mut machen konnte. Manchmal braucht es Zeit, bis man einen Plan B für sein Leben hat, der dann Plan A werden kann. Mir hat vor 9 Jahren (damals wusste ich schon, dass mein damaliger Job falsch für mich war), mal das Buch von Richard N. Bolles, Durchstarten zum Traumjob, mit seinen vielen Fragebögen und Anleitungen zur Selbstreflexion interessante Einsichten gebracht. Da kamen Dinge raus, die ich anscheinend gerne mache und eine ziemliche genaue Vorstellung meiner idealen Arbeitsumgebung. Nur hat mir das viele Jahre nicht geholfen weil ich dachte “Na super – und welchen JOB von dem man auch leben kann soll ich damit machen??” Soll heißen: Vielleicht hilft es Dir auch für eine erste Groborientierung. Oder ein Coach hilft Dir, das herauszufinden. Svenja ist da wie ich finde eine super Wahl ;-). Und vielleicht kannst Du diese Dinge dann mal in kleinem Maße anfangen umzusetzen in Deinem Leben – als Hobby oder als ehrenamtliche Tätigkeit einmal die Woche abends oder nebenberuflich ganz klein nebenbei. Wenn das Spaß macht und Dir das “Erfüllung” bringt werden die Endorphine folgen – und damit mehr Mut und Zuversicht, dass Du etwas ändern kannst, Schritt für Schritt. Ohne die vielen kleinen Zwischenschritte, die alle nicht so geplant waren sondern sich “irgendwie ergeben haben” wäre ich heute nicht da wo ich bin – und das ist bei einer zwar noch neuen aber doch äußerst authentischen und happy machenden neuen Aufgabe. Aber auf die Zwischenschritte kommt man nicht, wenn man nichts probiert – und sei es in noch so kleinem Umfang. Wie sagte Steve Jobs noch in seiner legendären Stanford Rede: You can’t connect the dots (of your life decisions) looking forward. You can only connect them looking back…. And then they make all the difference. ” Also, probier mal hier und mal da – was hast Du denn zu verlieren? Viel Spaß dabei!
Klasse, danke! So habe ich mir das vorgestellt, Beratung online, mal anders. Ja, das ist ein wunderbarer Satz, der übrigens auch prima zum nächsten Thema passt: Entscheidungen. LG Svenja Hofert
[…] in sich selbst zusammen. Nicht so lustig. Übrigens ist dies ein typischer Burnout-Ehrgeiz – Mia lässt grüßen. […]
[…] Ich kann nichts. Ich weiß nichts. Mich interessiert nichts. Kommt Ihnen bekannt vor. Mir auch. Ich höre es sehr oft, auch von 30-45jährigen. Und tatsächlich gibt es weitgehend Interessenfreie Menschen, gerade junge (die Gala-Lesen zähle ich jetzt mal nicht zu Interessen). Keine Leidenschaften. Und woher kommt das? Ganz einfach: Von Laissez-faire-Eltern und der in Folge dieser Erziehung manchmal auftretenden Unfähigkeit, sich für etwas zu entscheiden. Wurzel des Übels sind, aus meiner Sicht, mitunter auch Ratgeber der Generation „Traumjob“, die darauf angelegt sind, einem einzureden, irgendetwas stecke ”natürlich” in jedem Menschen. Nein. Tut es nicht. […]
[…] Was sind denn Ihre Stärken? Wer sich nicht regelmäßig mit sich selbst beschäftigt, ständig Vorstellungsgespräche absolviert oder Tests, kommt bei der Antwort leicht ins Stocken. […]