Sie wissen gerade nicht, wohin der Weg Sie führt, was Sie werden oder beruflich machen sollen? Eine Methode ist es, sich nach intensiver Beschäftigung und noch besser nach einem gut moderierten Gespräch auf drei verschiedene Alternativen, z.B. Berufsziele festzulegen. Das nenne ich die Jobfiction-Übung.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer Gabelung, wie damals Alice im Wunderland. Von dieser Gabelung gehen drei Schilder ab, auf denen etwas steht. Malen Sie einen Weg auf einem Blatt Papier oder auf den Flipchart und drei leere Straßenschilder: A, B und C.

 

In den Straßenschildern sollte nur ein Begriff stehen, Sie wissen ja: Straßen-Namen haben auch maximal drei Koppelungen („Berufs-Findungs-Weg“). Wenn es um eine Studienentscheidung geht, bringt es einen meist weiter, das „danach“ zu fassen (also eher „niedergelassener Psychotherapeut“ als „Psychologie“). Nur wenn dies (noch) nicht möglich ist, sollten auf den Schildern Studiengänge selbst stehen.  Es können aber auch anstehende Karriereentscheidungen darauf stehen, wie „MBA“, „Projekt im Ausland“ oder „Teamleitung“.

  • Switchen Sie nun in die Zukunft, z.B. drei Jahre nachdem Sie eine Entscheidung getroffen haben. Bei sehr wesentlichen Entscheidungen, etwa Studienwahl, können es auch 5 oder sogar 10 Jahre sein.  Stellen Sie sich ein konkretes Datum vor: Sie SIND  z.B. im Jahr 2020, 26.7.
  • Beschreiben Sie zwei bis drei Minuten möglichst konkret (und das bedeutet hier: mit all Ihrer Vorstellungskraft), was Sie jetzt tun, wenn Sie in Richtung A gehen, z.B. „vor einem Jahr habe ich meinen MBA abgeschlossen und bin nun als Innovationsmanager tätig“. Wenn das spontan funktioniert, wunderbar. Wenn Sie dazu erst mal nachdenken und sich Notizen machen wollen, ist auch das okay. Wechseln Sie dann die Position und erzählen Sie so, als wären Sie Weg B gegangen.
  • Wichtig: Sprechen Sie aktiv und verbal, so als wäre es jetzt („ich bin“).
  • Wie fühlt sich das an? Welche Fragen ergeben sich?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass intuitive „N-Typen“ im MBTI (hohe Offenheit im Big5) die größeren Fiktionen leichter fallen, während ausgeprägte S-Typen wesentlich mehr und dichtere Informationen brauchen, sonst sind Sie von der Übung schnell überfordert. Der N-Typ neigt indes zur Spinnerei, während der S-Typ vielleicht überrecherchiert oder ihn einfach nichts einfällt. Für den einen ist der Gedanke an einen Realitätscheck, für den anderen eine innere Erlaubnis zum Spinnen und ungenauer Darstellung zentral. Für beide gleichermaßen wichtig: Stressen Sie sich nicht. Es geht weder um eine überbordende Kreativleistung, noch um eine Doktorarbeit. Es geht darum, einerseits zu erspüren, welcher Weg richtig ist, aber andrerseits auch, welche Fragen noch offen sind.

Junge Menschen haben oft keine Vorstellung davon, wie die Arbeitswelt aussieht. Sie wissen in der Regel nicht, was in einem Unternehmen passiert, welche Bereiche es gibt und welche Schnittstellen. Wenn man in der Jobfiction-Übung also mit sehr vagen Vorstellungen arbeitet und Bildern, die im Umfeld („der Nachbar ist Ingenieur und bastelt immer“) und der Familie entstanden sind, kann es sein, dass das „Gefühl“ trügt. Hier hilft es, die Übung zu nutzen, um offene Fragen zu finden, zum Beispiel:

  • Was weiß ich überhaupt über den Beruf?
  • Welche Wege führen dahin?
  • Was für Voraussetzungen braucht man?
  • Wie arbeite ich da?
  • Welche Persönlichkeit ist gefragt?
  • Wie entwickelt sich der Beruf oder die Branche in Zukunft?

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

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