Wumms? Denkt Olaf Scholz und seine PR-Berater wir sind im Kindergarten? Große Worte verdecken, dass Ideen fehlen. Nicht nur in der Politik. Das ist so wie eine Glühbirne, die nicht mehr leuchtet. Immer weniger Unternehmer, immer weniger Risikobereitschaft, selbst bei jungen Leuten.

In vielen Organisationen stockt derzeit selbst das jahrelang betriebene Veränderungstheater. Die alltägliche Krisenbewältigung rückt ins Zentrum, langfristiges Denken in den Hintergrund. Dass Augenhöhe und agile Kosmetik keine Lösung für fehlende Innovationskraft sind: Langsam wird es offensichtlich … Unternehmertum? Fehlanzeige.

Das öffentliche (Vor-)Bild macht auch wenig Hoffnung: Die Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium am Rande des Burn-outs, die Politik angesichts der Energiekrise gefangen in Ratlosigkeit.

Nicht nur den Konditoren droht der Untergang – der gesamte produzierende Mittelstand ächzt. Viele wollen Rettung, aber wer soll das bezahlen? Wir bewegen uns immer schneller in eine deindustrialisierte Dunkelzeit mit unhaltbaren Sozialversprechen. Und unser Blick ist dabei weiterhin nicht auf Lösungen gerichtet, sondern auf Besitzstandswahrung, Interessenvertretung und Ideologie.

Der Dominoeffekt ist offensichtlich: Das eine bewegt sich, das andere stürzt. Immer mehr offene Fragen: Woher sollen die überdurchschnittlich hohen Gehälter hierzulande kommen, wenn nicht mehr aus der Industrie? Sind Elektroautos die Lösung, wenn Strom immer teurer wird.  Was wird aus der Dienstleistungsbranche ohne ihre finanzstarken Auftraggeber?

Und auf der anderen Seite: Sind wir gut genug in Robotik? Welche Branchen haben Potenzial, groß zu werden, wenn andere verschwinden? Welche Gründe gibt es für Top-Talente, ausgerechnet Deutschland als Schaffensort zu wählen? Digitalisierung fliegt derweil völlig unter dem Radar: Wenn Digitalisierungsminister Volker Wissing unter die Top Ten in Europa will, dann hört sich das eher verzweifelt als ambitioniert an.

Wer sich nicht mal hohe Ziele setzt, landet schon beim Abflug.
Svenja Hofert

In den vergangenen Jahren haben Achtsamkeitswelle, New Work und der Fachkräftemangel den Blick auf das verstellt, was sich lange abzeichnete: die notwendige Neupositionierung des Standorts Deutschland. Kein Fokus auf Innovation, stattdessen falsche politische Weichenstellung und in Wirtschaft wie Politik oft stümperhafte Vorstellungen von Digitalisierung (das PDF als „digitale“ Lösung).

Land der Ideenlosigkeit

Es fehlt aber nicht nur an Produkten und Geschäftsideen, sondern auch an Ideen für die Art und Weise, wie wir an Lösungen arbeiten. Zu sehr bindet die Routine und die akute Krisenbewältigung. Da beschäftigt man sich ungern mit Dilemmata wie der Frage, wie man damit umgeht, dass das aktuelle Geschäft Umsätze bringt, das neue jedoch (noch) nicht. Oder dass das akute Krisenmanagement endgültig dafür sorgen könnte, dass der Anschluss verloren geht … lieber ein Zwei-Tages-Kurs Agilität, der die Probleme gewiss nicht löst.

People & Culture statt Ideen & Bewegung

Personalabteilungen sind, wie ich höre, fast nur noch mit Recruiting beschäftigt und richten den Blick darauf, es mit „People & Culture“ allen möglichst schön zu machen – weniger aber darauf, an Bedingungen mitzuwirken, unter denen radikal neue Gedanken und Strukturen eine Chance haben.

Und diese betreffen, ich muss es immer wieder sagen, die Art und Weise, wie man zusammen streitet und psychologische Unterschiedlichkeit nicht zur Blockade, sondern zur Chance werden lässt. Immer wieder sehe ich, dass Experten mit viel Know-how es einfach nicht schaffen, miteinander so zu reden, dass das Gespräch auf Wissens- und Erkenntnismehrung zielt und nicht auf eine Sortierung in Richtig- und Falsch-Kästchen.

Und das hat oft nur einen einzigen Grund: Man redet aneinander vorbei, weil wir nicht gelernt haben, zu reden, ohne den anderen zu bewerten. Und all die falschen Eitelkeiten: Man hält es nicht aus, dass der andere die coole Idee hat und man selbst „nur“ einen Rahmen schafft. Jede Neudefinition von Rollen wird zur Identitätskrise.

Realismus löst keine Weltprobleme

„Bleib mal auf dem Boden“, ist bei dem, was wir derzeit erleben, kein guter Rat. Vielmehr brauchen wir größenwahnsinnige Weichensteller. Dabei müssen wir verstehen, dass Zukunft nicht ist, sondern durch Entscheidungen der Gegenwart entsteht. Und dass Mehrdeutigkeit das Normale ist: Wie Weichen richtig gestellt werden, weiß kein Mensch. Aber der „Größenwahnsinnige“ hat immerhin den Mut, überhaupt was zu tun.

Uns fehlt der Mut zum Risiko. Gerade jetzt muss gelten: Traut euch! Wir brauchen Unternehmertum mehr als je zuvoir.

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Foto von Pixabay: https://www.pexels.com/de-de/foto/klare-gluhbirne-355948/

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert verbindet unterschiedliche Welten und Positionen. Dabei entwickelt sie neue und eigene Blickwinkel auf Themen rund um Wirtschaft, Arbeitswelt und Psychologie. Sie ist vielfache Buchautorin und schreibt hier unregelmäßig seit 2006. In erster Linie ist sie Ausbilderin und Geschäftsführerin ihrer Teamworks GTQ GmbH. Interessieren Sie sich für Ausbildungen in Teamentwicklung, Agilem Coaching und Organisationsgestaltung besuchen Sie Teamworks. Möchten Sie Svenja Hofert als Keynote Sprecherin gewinnen, geht es hier zur Buchung.

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