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Weiterbildungs-Master: Neuer Schwenk und neue Karriere-Chancen

Gelang es früher noch leicht, als Quereinsteiger in neuen und zukunftsträchtigen Bereichen Fuß zu fassen, so ist dies heute fast unmöglich geworden. So genannte nicht-konsekutive Master können dabei ein Bindeglied sein. Sie sind der Baustein, der dem Lebenslauf einen entscheidenden neuen Schwenk in eine zukunftsträchtige Richtung gibt. Weiterbildungs-Master sind Master, die keinen einschlägigen ersten Abschluss voraussetzen, sondern lediglich irgendeinen Hochschulabschluss, einen Bachelor oder einen anderen Master. Für berufserfahrene Menschen, die einen Schritt Richtung Spezialisierung machen wollen, sind diese Masterprogramme oft ideal, zumal sie oft in Teilzeit absolviert werden können. Der berühmteste Master-Abschluss in Weiterbildung ist der Master of Business Administration, also MBA.
Weil diese Studiengänge nicht oder nur bedingt auf vorherigen Studiengängen aufsetzt, hat man sie bis 2010 nicht-konsekutiv genannt. Da sie für spätere Phasen im Berufsleben bestimmt sind, und eben oft konkrete – und teils auch einschlägige auf das Wunsch-Fachbezogene – Berufserfahrung fordern, nennt man sie heute lieber Weiterbildungsmaster. In der Mosaik-Karriere der neuen Arbeitswelt spielen sie eine besondere Rolle. Der Haken ist nur: Dieser Master, der oft das 2. oder 3. Studienabschluss ist, muss Teil einer sinnvollen Karriereplanung sein. Sonst nutzt er wenig.
Ein Leitfaden:
1. Integrieren Sie den Master in ihre Karriereplanung
Suchen Sie sich nicht irgendeinen Master, sondern durchdenken Sie gut, für welchen Sie sich entscheiden und warum. Dem Interessenstudium können Sie auch noch mit 60 noch nachgehen. Wollen Sie am Arbeitsmarkt in neuen Branchen und Bereichen Fuß fassen und mit dem Master auch Geld verdienen oder eine bessere Stellung einnehmen, muss er Teil einer gezielten Karriereplanung sein. Das ist er meist auch: Berufstätige, die das Erststudium Jahre hinter sich haben und die eigenen Stärken kennen, gehen weitaus rationaler an so eine Entscheidung.
2. Setzen Sie auf den richtigen Baustein
Doch was studieren? Es sind die digitalen und IT-technischen Themen, die den Markt beherrschen. Das bekommen auch viele BWLer zu spüren, die auf klassische Themen wie Marketing gesetzt haben und es nun schwer haben, hier weiterzukommen, da alles digital geworden ist und Datenanalysen Einzug halten. Überall lauern aber digitale Natives, die „digital“ mit der Muttermilch aufgesogen haben. Nun macht es wenig Sinn, mit Nerds zu konkurrieren, und man wird als 40jähriger kaum mehr den Wissensstand eines 22jährigen erreichen. Allerdings können Sie Ihr methodisches und konzeptionelles Niveau anheben und damit zu einem besseren Entscheider werden. Das sollte auch die Stoßrichtung eines solchen Master sein.
Mit einem Weiterbildungs-Master können sie inzwischen sogar fehlende Informatikkenntnisse aufholen, denn mehr und mehr zeigen sich Weiterbildungsmaster-Angebote, die digitale oder IT-Themen beinhalten. Die Hochschule Konstanz hat den Business Information Technology Master etabliert (BIT), in den Nicht-Wirtschaftsinformatiker „konvertieren“ können. Der Master „Multichannel Trade Marketing in textile Business“ der Hamburger HAW bezieht E-Commerce-Know-how mit ein. Die pädagogische Hochschule in Heidelberg schult in E-Learning. Und auch die private Hochschule Steinbeis bereitet einen nicht-konsekutiven Studiengang im E-Learning vor. Die Digitalisierung der Bildung: ganz sicher ein Zukunftsthema.
Das soll aber nicht heißen, dass es nur Technologiethemen sind, die interessant sind! Im Zweifel erhalten Sie aber leichter mit solchen Themen Zutritt in den Arbeitsmarkt als mit einem Master of Sexology oder Gender Studies.
Da wir davon ausgehen können, dass uns das Thema Sprachenlernen und Integration eine Weile beschäftigen würde, könnten Sie auch über einen Master in Deutsch als Fremdsprache nachdenken – bitte im Bewusstsein, dass Sie in diesen beruflichen Feldern nie viel Geld verdienen werden, wenn sich unser Wirtschaftssystem nicht ganz neu strukturiert. Auch soziale Arbeit ist sicher ein Zukunftsfeld, meines Wissens gibt es derzeit keinen Weiterbildungs-Master, der zum Beispiel Geisteswissenschaftler in diese Richtung bringen könnte. Sozialwissenschaftler allerdings können teils umsatteln. Da viele Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, durchaus nachdenkenswert.
3. Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt
In den Masterprogrammen liegen also viele Chancen – auch für Menschen, die bereits einen oder zwei Abschlüsse haben und schon länger im Beruf stecken. Stützt der Arbeitgeber das Projekt „Master“, ist alles weitere einfach. Unserer Erfahrung ist jedoch meist so: Die Berufstägigen sind 5,6 Jahre oder sogar länger im Job und sie möchten dann einen neuen Dreh. Einige wollen nicht beim Arbeitgeber bleiben, weil sie das „Neue“ dort auch nicht anwenden können. Andere wollen karrieretechnisch weiterkommen, eine dritte Gruppe braucht neues intellektuelles Futter (für diese steht auch die Promotion als Option parat). Der Master bedeutet dann nicht selten auch eine zeitweise Gehaltseinbuße. Optimal ist er deshalb in Familienphasen, in denen Mann oder Frau ohnehin kürzer treten wollen. Oder bei einer gezielten Neuorientierung.
4. Lassen Sie sich nicht von PR blenden
Wie überall wirkt auch bei der Masterwahl die Verfügbarkeitsheuristik: Menschen neigen dazu, das zu präferieren, was sie kennen und oft sehen. Das ist aber nicht notwendigerweise auch gut oder bietet die versprochenen Chancen. Vieles hört sich auch einfach und nach wenig „Mathe“ an – leider haben gerade Frauen hier oft auch lange nach dem ersten Abschluss noch unnötigen Respekt.
Ich würde mich freuen, wenn es bei bildungspolitischen Angeboten irgendwann einmal ist wie bei Gesundheitswerbung: Sie muss reglementiert werden. Derzeit gibt es wenig Werbeeinschränkungen und kaum objektive Kriterien – aber einige dann schon. Eine wiederholte internationale Akkreditierung ist ein gutes Zeichen. Auch dass ein Studiengang länger besteht, spricht für ihn. Manchmal kann es aber eben auch gut sein, auf ein neues Pferd zu setzen. Nur muss man das dann noch mal genauer testen, um nicht zum Experimentierfeld zu werden…
5. Lassen Sie sich gut beraten
Fast 98.000 Menschen schlossen laut Statista 2014 einen Master ab, 230.000 einen Bachelor. Von den 17.437 Studiengängen sind 7.689 Master. Wie viele davon nicht direkt auf dem vorherigen Abschluss aufbauen, ist leider nicht ermittelbar. Der Hochschulkompass sortiert die weiterbildenden Abschlüsse nicht. Mir ist auch keine Website bekannt, die das tut (ein Angebot, das definitiv fehlt!). So ist die Suche nach diesen Studiengängen oft mühsame Kleinarbeit, vor allem wenn man auch das Ausland einbezieht.
Bei dem Thema Weiterbildungsberatung sind Karrierecoachs und Karriereberater mit viel Erfahrung gefragt. Hier reicht kein Coaching, das Hilfe zur Selbsthilfe gibt. Aber natürlich muss die Beratung die persönlichen Motivationen und Ziele berücksichtigen. In meiner Ausbildung „Karriereexperte Professional“ arbeiten wir dazu mit dem 360Grad-Modell, das hilft, Karriereziele zu ermitteln und daraus Potenziale abzuleiten. Viele Klienten sind hier gut reflektiert und haben bereits Ideen, andere muss man auf die Spur bringen. Eine falsche Entscheidung ist eben oft auch eine teure Entscheidung!
Meine Datenbank Karriereexperten.com/Teamexperten.com, die am Dienstag 2.2.2016, rundumerneuert online geht, bietet einen Anhaltspunkt für die Recherche. Dort können Sie dann nach Beratern suchen, die meine Weiterbildung “Karriereexperte Professional” durchlaufen und zusätzlich das Konzept bestanden haben (nur ein Teil der Teilnehmer). Außerdem können Sie die Datenbank nach konkreter Beratungserfahrung durchsuchen.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Lieber Herr Epe, immer her mit dem Besserwissen….ändere ich ab. Ist aber ja eher ein Benennungsthema. Es bleibt ja letztendlich der Fakt, dass diese Studiengänge nicht oder nicht vollständig auf den vorherigen aufsetzen. In den Hochschulbeschreibungen ist der Begriff oft noch drin. Danke und LG Svenja Hofert
Liebe Frau Hofert,
ich mag ja eigentlich gar nicht so besserwisserisch klingen, aber:
Im Jahr 2010 wurde der nicht-konsekutive Master abgeschafft. Es gibt nur noch konsekutive und weiterbildende Master-Studiengänge. Dies ist nachzulesen in den Ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und
Masterstudiengängen (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.10.2003 i.d.F. vom 04.02.2010): http://bit.ly/1SSO7sz
Ansonsten ist die Überschrift eher verwirrend…
Beste Grüße
Hendrik Epe
Kleiner Hinwes:
IT-technischen würde ausgeschrieben : informationstechnlogisch-technische bedeuten, bitte ändern!