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Sich selbst wiederfinden – Die fiktive Geschichte von Mia

Veröffentlicht: 14. November 2011Kategorien: Führung & Organisation

Mein Name ist Mia. Ich bin erfunden worden, weil in diesem Blog weder  Namen genannt noch wahre Geschichten erzählt werden können. Svenja sagt, ich soll möglichst typisch sein, das versuche ich also. Ich stell mich mal vor: Ich arbeite als Geschäftsführungsassistentin bei einem größeren Unternehmen. Das ist ein Job, der für Frauen irgendwie prädestiniert zu sein scheint. Vor allem für Frauen, die steckenbleiben in einer Position. Während Männer in ähnlich exponierter Stellung als Vorstandsassistent oft geradezu nach oben schießen, verschießen wir unser Lebenspulver – an einen machtbewussten Mann.

Mein Chef ist einer, der mich braucht. Bilde ich mir ein.  „Ohne sie klappt nichts hier“, sagt er gern. Das geht mir runter wie Öl, und ich lege dann noch einen drauf. Nachtschichten, Wochenendarbeit alles kein Problem. Meine Familienplanung habe ich komplett auf seine Bedürfnisse abgestimmt, mit der Folge, dass ich jetzt über 40 bin, kein Mann in Sicht ist und ich einfach mangels Alternative weiterarbeite.

Ich kann schlecht nein sagen. Ich will keine Fehler machen und habe Angst vor Kritik. Ich denke  ständig darüber nach, was andere von mir denken. Darüber, sagt meine Therapeutin, habe ich mich selbst verloren.

Mein Problem ist, dass ich eigentlich nicht genau weiß, was mich interessiert und was ich will. Ich lebe davon und damit gebraucht zu werden. “Ihr  Chef ist ein Narzisst“, sagt meine Psychotherapeutin.  Sie meint, solche Männer würden Frauen wie mich einfach benutzen.  Meine Aufopferungsbereitschaft sei sein Erfolg. Der Spruch „hinter jedem Mann steht eine erfolgreiche Frau“ ist wahr – nur bin ich nicht seine Ehefrau.

Natürlich hatte auch ich schon einen Burnout. Seitdem beschäftige ich mich mit dem, was ich will und bin erstaunt über das, was ich so entdecke. Mein Chef ist kein Choleriker, er schont mich jetzt. Aber sicherheitshalber hat er jemand anderen eingestellt, falls ich mal ausfalle. Das ist Strategie, sagt die Therapeutin. Und mir geht es jetzt noch schlechter. Denn nun weiß ich: ich werde wirklich nicht gebraucht.

Können Sie sich wiederfinden? Wenn Sie wie Mia sind, denken Sie einfach mal darüber nach, wie Sie sich selbst wiederfinden können. Machen Sie sich frei.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

4 Kommentare

  1. Christoph Burger 14. November 2011 at 11:39 - Antworten

    … und deshalb ist Grenzen setzen (Ärger nutzen) gerade für Frauen ein äußerst ausbaufähiges Thema. Erster Schritt: Die eigenen Grenzen kennen! Dann: Sich abgrenzen. Dann: Diese Abgrenzung sehr sehr deutlich zeigen (so dass es auch der “blödeste Mann” kapiert). Statt die Frauen-Stärke “immer-nett-sein” auf alles anzuwenden. Merke: Schwächen sind übertriebene Stärken (Nett sein ist ja erstmal etwas Tolles, aber überall angebracht wird es zur Schwäche. Dann beutet Mia sich selbst aus)

    Schöne Grüße,

    Christoph Burger

  2. Wilhelm Zorem 14. November 2011 at 17:28 - Antworten

    Eine männliche Führungskraft, Narzisst muss nicht sein, besetzt seine Büroleitung (früher Sekretärin) weiblich mit Apellohr und Helfersyndrom. Will die Sekretärin die Aufgabe nicht mehr, dann wird sie ersetzt oder vom Chef geheiratet. Frauen mögen übrigens auch Büroleiter mit Apellohr und Helfersyndrom, doch heiraten ist ausgeschlossen. Wie immer benachteiligt, die Männer.

  3. […] soll ich diese Geschichte weiterschreiben, weil sie so viele Abrufe hatte wie sonst noch kein anderer Beitrag, 35% […]

  4. […] ihr mit einigen Chefs nicht, obwohl sie sich wahnsinnig anstrengte. Sie strengte sich FÜR das Wohlwollen der anderen an, merkte aber eigene Bedürfnisse gar nicht. Wer das erkennt, hat das Problem am Schopf gepackt. […]

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