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Wie mache ich heute Karriere? 8 Karriere-Pluspunkte für den Weg nach oben

Veröffentlicht: 10. April 2015Kategorien: Führung & Organisation

Papa hat gesagt, mit BWL kannst du nichts falsch machen. Mama meint, für Frauen sei der Beruf der Lehrerin doch ideal. Und Klaus-Dieter will wissen, dass es gut ist, wenn man möglichst lang in einer Firma bleibt. Alles falsch. Es gilt nicht mehr, was früher galt. Karriereplanung heute ist anders. Wenig ist planbar, aber viel gestaltbar – wenn man ein wenig in die Zukunft schaut. Acht Tipps zum Karriere machen.

  1. Besser kurz als lang bleiben

Manchmal habe ich Klienten, die kommen scheinbar aus einer anderen Welt. Sie arbeiten in Unternehmen, in denen sie schon sehr lange sind. Dort sind alle stolz auf die lange Zugehörigkeit. Man verlässt das Unternehmen nicht. Es gibt nur Klaus-Dieters. Dann verändern sich die Märkte und die Leute müssen gehen. Oder sie haben die falschen Chefs. Und auch dann reicht das gute Gehalt irgendwann nicht mehr. Auf dem Arbeitsmarkt stellen fest: Sie sind wenig wert. Da wartet niemand auf sie. Headhunter sagen vorwurfsvoll „warum haben Sie denn nicht früher gewechselt?“

Und sie haben recht: Gerade am Anfang einer Berufskarriere sollten Sie nicht mehr als zwei, drei Jahre in gleicher Position bleiben und nicht mehr als sechs, sieben in einem Unternehmen – wenn Sie einen Lebenslauf aufbauen möchten, der interessant ist und aus dem sich viele Karrieremöglichkeiten ergeben. Das muss nicht jeder wollen. Und es ist auch lange nicht der einzige Punkt.

  1. Ausland ist ein Muss

Ich war mit meinen sechs Wochen Moskau zur Zeiten der Sowjetunion ziemlich weit vorn. Heute lachen darüber nicht nur Hühner. Meine fehlende Mobilität wäre ein absolutes Karrierehemmnis. Wer heute weiterkommen muss, muss raus in die weite Welt – aber bitte nicht zu lange in der Ferne bleiben, dazu hier mein Interview. Zwei, drei Jahre sind perfekt, am besten nach den ersten Berufsjahren, ergänzend zum Auslandsstudium. Und natürlich mit mehr als einer Sprache, idealerweise eher Chinesisch als Französisch, eher Arabisch als Italienisch. Karriere machen auf Englisch – eigentlich schon selbstverständlich heute.

  1. Nicht jedes Ausland, denn Ausland ist nicht gleich Ausland

Ein Jahr in Australien mag viel für die persönliche Entwicklung bringen und ist deshalb allein schon unendlich wertvoll, für die Karriere nutzt es kaum etwas. Zu viele waren da. Zu gewöhnlich das Ganze. Fragen Sie sich selbst: Wo spielt die globale Musik? Und noch sehr viel besser: Wo wird die globale Musik DEMNÄCHST spielen?

  1. Innovative Unternehmen statt sichere Häfen

Wenn Sie wirklich Karriere machen wollen, gehen Sie zu den besten. Das sind nicht unbedingt die Größten und beileibe auch nicht die beliebtesten auf den Arbeitnehmerlisten. Das sind die innovativsten. Innovation ist heute das Zünglein an der Waage. Volkswagen etwa – heute Mobilitätsdienstleister statt schlicht Autoproduzent. Aber das ist immer noch recht spießig, wenn man auf echte Innovation schaut: Tesla mit dem legendären Elon Musk, schon etwas besser. Wer wirklich einen tollen, unschlagbaren Lebenslauf aufbauen möchte, der sollte lieber dorthin gehen, wo heute Zukunft gemacht wird – und nicht in den sicheren Hafen eines Konzerns.

  1. Machen Sie nie, was die anderen machen

… denn damit liegen Sie garantiert nach einigen Jahren falsch. Nehmen wir nur BWL Schwerpunkt FCMG-Marketing: Man kann die Straße mit Leuten pflastern, die hier fit sind. Maschinenbau und Elektrotechnik? Überlegen Sie sich einfach, welche logischen Folgen es haben muss, wenn viel mehr Menschen in diese Jobs kommen und der Berufsstand deutlich verjüngt wird. Genau, Schweinezyklus. Und: Was mit Tech-Jobs gerade passiert. Sie werden zu Kommunikationsjobs, auch in der Informatik. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele agile Coachs, Scrum Master und Kanban Coachs ich in den letzten Wochen in Stellenbörsen gefunden habe. Der Hype ist vergleichbar mit der Jagd nach Social Media Managern vor fünf Jahren. Agile Coachs sind eine Art interner Teamentwickler mit Technik-Know-how. Das wird der nächste Schritt sein. Aber ehe sie sich darauf stürzen. In zwei, drei Jahren wird man auch mit diesen Leuten die Straße pflastern können.

  1. Entwickeln Sie sich weiter – und aus Ihrer Funktion in andere

Ein Lebenslauf ist heute nicht mehr statisch. Es wird weniger gern gesehen, wenn jemand zum Beispiel immer nur im Marketing war und nie Vertriebserfahrung gewonnen hat. Ein Personaler, der vom Personalmanagement-Studium gradlinig seine Positionen entwickelt hat, aber immer in HR geblieben ist, wird für viele Unternehmen weniger interessant sein, als jemand, der auch einige Jahre mal einen Vertriebsabteilung geleitet hat, Country Manager war etc. Dieser Trend zu Karriere, die Disziplinen übergreifen, wird meiner Meinung nach deutlich stärker werden. Auch, weil man die Erfahrung gemacht hat, dass Menschen, die immer nur aus Ihrer Abteilung heraus agieren, weniger innovativ und mutig sind.

Weiterentwicklung bezieht sich immer auf drei Bereiche: fachlich, methodisch, persönlich. In meinem Karrierephasenmodell kann man das sogar zuordnen, wann was am meisten bringt. Je jünger, desto fachlicher. Persönliche und methodische Kompetenzen in der mittleren Karrierephase und erneut fachliche (nämlich aktuell fachliche) in der späteren… Auch, wenn man in dieser Phase einen dieser Macaron-Shops auf… hm lecker.

  1. Beachten Sie regionale Aspekte

Es gibt nun mal keine Kunststoffindustrie im Frankenland. Im Münsterland ist viel Verwaltung und eher wenig Industrie. Und das liebe Hamburg ist nun mal Agenturstadt und hat wenig Großunternehmen. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Karriere. Informieren Sie sich nicht nur allgemein, sondern auch regional. Wollen Sie in der Heimat bleiben, gar ein Haus kaufen und sich niederlassen, dann entwickeln Sie keinen zu speziellen Lebenslauf. Oft sind es Facetten: So gibt es bereits jetzt viele Six-Sigma-Green-und Black-Belts in Süddeutschland, aber wenige im Norden und Westen (allerdings auch weniger Einsatzmöglichkeiten). Generell aber gilt: Wer an einem Ort bleiben möchte, wird viel mehr Karriere-Kompromisse machen müssen und sollte in die „Breite“ gehen bzw. sein Profil regional zuschneiden.

  1. Bauen Sie Netzwerke

Du bist, wen du kennst. Und wenn Sie Ihr Kontaktnetzwerk nicht groß und breit aufbauen, werden Ihnen die besten Noten und tollsten Karrierepläne nichts nutzen. Das ist leider der immer noch am meisten unterschätzte Punkt. Netzwerke gewinnen zunehmend an Wert. Unsere Kexpa-Umfrage hat ergeben, dass aktive Netzwerker, die auf dem verdeckten Stellenmarkt punkten, mehr Kontakte zu Bekannten pflegen (nicht Freunden). Das sehe ich auch immer wieder in der Praxis. Der wunde Punkt sind schwache Netzwerke und die fehlende Lust, sich zu vernetzen.

In meinem Buch “Karriere mit System” nutze ich das Bild der Erdmännchen, die weit blicken…. Ohne Weitblick keine Planung.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert verbindet unterschiedliche Welten und Positionen. Dabei entwickelt sie neue und eigene Blickwinkel auf Themen rund um Wirtschaft, Arbeitswelt und Psychologie. Sie ist vielfache Buchautorin und schreibt hier unregelmäßig seit 2006. In erster Linie ist sie Ausbilderin und Geschäftsführerin ihrer Teamworks GTQ GmbH. Interessieren Sie sich für Ausbildungen in Teamentwicklung, Agilem Coaching und Organisationsgestaltung besuchen Sie Teamworks. Möchten Sie Svenja Hofert als Keynote Sprecherin gewinnen, geht es hier zur Buchung.

3 Kommentare

  1. Stefan Müller 11. April 2015 at 0:56 - Antworten

    Hallo Frau Hofert,

    vielen Dank für einen interessanten Artikel. Allerdings hat er bei mir mehr Frage- als Ausrufezeichen hinterlassen. Ich weiß nicht wie Sie das machen aber mir persönlich fallen Blicke in die Zukunft, vor allem meine eigene, unheimlich schwer. Wüsste ich das, was ich heute weiß, schon vor meinem Studium, hätte ich sicher ein paar Dinge anders gemacht. Es gibt da einfach viele Variablen. Variablen von denen ich weiß und Variablen von denen ich nicht weiß. Ihre acht Punkte habe ich deshalb versucht auf meine eigenen Karriere anzuwenden:

    Vor ungefähr vier Jahren war ich auf einer Messe für Absolventen. Dort drückte ich einem interessierten Mitarbeiter des Personalwesens eines Industriekonzerns meinen Lebenslauf in die Hand. Der erste Satz den ich von diesem Mitarbeiter hörte war: „Sie sind ja schon ganz schön oft gewechselt, wollen Sie nicht wenigstens mal 5 Jahre bei einem Unternehmen bleiben?“ Danach war die Luft irgendwie raus.

    Als ich selbst dann irgendwann Mitarbeiter einstellte, war ich bei vielen Wechseln im Lebenslauf ebenfalls skeptisch. Heute bin ich schlauer und wüsste, dass sich dahinter wohlmöglich ein transformationaler Mitarbeiter versteckt. Die Sichtweise der Wirtschaft ist aber von Unternehmen zu Unternehmen, von Führungskraft zu Führungskraft unterschiedlich. Lange Zugehörigkeit kann genauso positiv oder negaitv ausgelegt werden wie kurze Zugehörigkeit. Das ist für mich die Crux.

    Für Auslandserfahrung war ich immer zu ängstlich. Damals im Studium und in der Schule habe ich mich davor gefürchtet. Heute wäre ich mutiger. Mir sind dadurch ein paar wertvolle Erfahrungen verloren gegangen. Aber mal abgesehen vom finanziellen Rahmen, was würde wohl meine Frau davon halten? Als Single gibt es mehr Möglichkeiten die Zelte einfach abzubrechen. Mit einem Partner und wohlmöglich Kindern, trage ich nicht nur für meine Karriere Verantwortung. Mal abgesehen davon, dass es mich auch nicht unbedingt ins Ausland zieht. Dafür scheine ich nicht der Typ zu sein.

    Sie haben Recht, Auslandsaufenthalte in England, Amerika, Neuseeland, Australien sind out. China oder Südamerika wäre für mich die erste Adresse. Doch was macht eigentlich einen Auslandsaufendhalt aus? Es geht doch darum seine Kompetenzen in einer fremden Umgebung zu beweisen. Barrieren zu überwinden. Da hängt es doch wiederum von den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen ab welches Ausland ich wähle. Wenn ein Unternehmen dann China und Afrika für angesagter hält, möchte ich dort eigentlich gar nicht arbeiten. Hier kann ich sicher sein, dass nicht meine persönliche Erfahrung wertgeschätzt wird, sondern man meinen Lebenslauf als Status-Symbol sieht.

    Ich kann mir vorstellen das Unternehmen wie Tesla, Google, Microsoft sich vor Bewerbungen nicht retten können. Das sind eben Unternehmen, die die aktuell Zukunft gestalten. Nicht umsonst strömen die Menschen ins Silicon Valley oder in die Gründerszene nach Berlin. Das hat sich mittlerweile rumgesprochen. Wenn ich also zu den innovativsten Unternehmen gehe, was nicht bedeutet, dass diese auch wertschätzend (Netflix) sind, folge ich dem großen Strom und tue genau das, was alle tun. Hier ergibt sich für mich ein kausales Dilemma.

    Wenn ich einen Blick auf meinen Lebenslauf werfe, dann sind die Hauptmerkmale Service und IT. Versicherungen beispielsweise suchen meist Menschen die von Versicherungen kommen oder schon mal etwas mit Versicherungen gemacht haben. Genauso ist es mit Vertrieb oder selbst der simplen Unterscheidung im Callcenter zwischen Inbound und Outbound. Ein Inbound Agent wird da als völlig unzureichend für einen Posten im Outbound gehalten. Aber selbst wenn es nun möglich wäre in jeder Dekade ein anderes Fachgebiet zu besetzen, würde es sicher nicht lange dauern, bis der nächste Personal-Mitarbeiter nach dem roten Faden im CV-Check sucht.

    Die Punkte die Sie hier beschreiben, sind ganz richtig Pluspunkte. Sicher gibt es tausende von Menschen mit genau einem solchen Lebenslauf und bestimmt helfen diese auch vielen Menschen. Das bedeutet, nach meiner Auffassung aber nicht, dass Karriere aber immer gleich aussieht. Im Gegenteil, Karriere ist eben kein Auslandsaufenthalt oder eine tolle Zertifizierung. Karriere bedeutet für mich die Möglichkeiten, die mein Umfeld mir bietet, abgestimmt auf meine Persönlichkeit zu identifizieren, vollständig auszuschöpfen und mich damit zu entwickeln.

    Brauche ich als Postbote Auslandserfahrung? Muss ich als Mitarbeiter im Ordnungsamt nach Innovation suchen? Muss ein Sachbearbeiter verkaufen können, um Karriere zu machen? Was ist wichtiger, baue ich jetzt ein Haus oder warte ich 10 Jahre um dann zwar mehr zu verdienen aber wohlmöglich gar keinen Bedarf mehr dafür zu haben?

    Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion hier und auch auf #NWSHH.

    Mit freundlichen Grüßen

    Stefan Müller

    • Svenja Hofert 13. April 2015 at 9:31 - Antworten

      Hallo Herr Müller, danke für die ausführlichen und 100% richtigen Ergänzungen. Mein Beitrag war ein Tipp-Beitrag, eine Vereinfachung und Zuspitzung. Für eine bestimmmte Zielgruppe, die ich auch habe und die es nicht sooo komplex haben will. So “sowohl als auch”, was ich auch kann, was aber eine andere Leserschaft hat 😉
      Kurzum: Hinter dieser groben Linie hängt wahnsinnig viel an Detailinfo und Individualisierungsbedarf. Es ist sowas wie die grobe Linie. Aber mehr auch nicht. Und insofern lasse ich Ihren tollen Kommentar so stehen, denn er ist genau diese andere Seite und umfasst so ziemlich alle Aspekte, die man sich jenseits der Zuspitzung fragen sollte. Danke – großartig! LG Svenja Hofert PS: Das mit der groben Linie werde ich noch mal ergänzen…

    • witte 13. April 2015 at 23:27 - Antworten

      leider ist die realitaet bei all diesen punkten immer noch nicht angekommen. im grunde erfuelle ich primaer ihre karrierepluspunkte. meine erfahrung ist allerdings das in deutschland primaer der geradlinige kandidat gesucht wird: also hr mitarbeiter bleibt fuer immer hr mitarbeiter, marketing bleibt marketing, also bitte keine andere erfahrung!!! und bitte auch keine branchenwechsel also nur autoindustrie oder nur it oder nur versicherung oder nur fmcg, nur chemische industrie etc….die deutschen tun sich nach wie vor schwer, sehr schwer mit flexiblen, abwechslungsreichen
      biographien—-es wird offenheit gepredigt aber nach wie vor spezialisiert eingestellt—genauso wie soft skills nach wie vor nicht die wichtigkeit bekommen wie sie sie eigentlich verdienen wuerden.

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