Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Frosch, der vom Arbeit- oder Auftraggeber geküsst werden will – aber bloß keinen One-Night-Stand! Auf dem Vortrag „Die Traumkarriere – so findet sie mich“ der Digital Media Woman Hamburg zeigte ich dazu diesen hübschen Frosch.

1st Gallery – Fotolia.com

“Den würde ich küssen”, sagte ich. Der ist erkennbar, als Rotaugenfrosch, authentisch, blickt neugierig – und gibt nichts vor, was er nicht ist (z.B. ein Blauaugenfrosch zu sein 😉

Die Frage „würde man Sie küssen“ ist Teil dessen, was ich den Traumkarrierenzyklus nenne – Zyklus, weil er sich immer wiederholt. Denn meine Erfahrung ist: Die Traumkarriere ist nie fertig, die Kunst ist, sie zu entwickeln – und dabei geht es immer die gleichen vier Schritte entlang. Völlig egal, ob ich selbstständig oder angestellt bin.

Und so sieht dieser Zyklus aus:

Der erste Schritt kreist um die Frage:

Was treibt mich an?

Dahinter steckt mehr als die Suche nach Stärken, mehr als die Überprüfung von Selbst- und Fremdbild. Es ist die Frage nach inneren Treibern, nach dem Funken in mir, der mich dazu bringt, zu arbeiten und ein gutes Gefühl dabei zu haben, zumindest die meiste Zeit. Ich brachte das Beispiel von Karl-Heinz, Manager, der sich nach klassischer High-Potential-Karriere nun vor allem den kommunikativen Führungsaufgaben widmen muss, was ihn anstrengt und auslaugt. Obwohl alle sagen “das kannst du super, du bist ein toller Chef” würde er lieber Vampirromane schreiben und Möbel bauen – nach außen eine Traumkarriere, nach innen auf Dauer eher Alptraum. Was könnte seine Lösung sein? Karl-Heinz muss sich das noch erschließen, es wird auf eine Kombination rauslaufen, ein Downshiftung-Job und nebenberufliche Aktivitäten wäre eine typische Lösung.

Der zweite Kreis beginnt mit der Frage:

  • Wo wollen Sie hin?

Im Untertitel formuliere ich „und wissen Sie genau, wie es da aussieht“? Ich erzählte von der erfolgreichen Managerin, die alles Traumkarrierenmäßig ausgehandelt hatte: 4-Tage-Woche, Flexibilität, Gehalt 15% Plus, BMW mini, 2 x Monat Wochenendflüge nach Hause… und sich dann in einem hässlichen Großraumbüro mit halbiertem Team und Chef in San Francisco wiederfand. An die Flüge konnte sich niemand mehr erinnern, und die Mietwagenverordnung hatte gerade aus dem BMW einen Poolwagen gemacht. Alles anders als gedacht. Viel zu selten, so meine Botschaft, wird nach innen geschaut. Doch je genauer Sie sich das, wo es Sie hinzieht anschauen, desto mehr Details sehen Sie dort. Ganz nah herantreten – das empfehle ich auch Selbstständigen auf Auftraggebersuche. Und: Nicht blenden lassen vom Hochglanz des Employer Brandings. Innen und außen sollten eins sein, sind es oft aber nicht.

Der dritte Kreis startet mit der Frage:

  • Kann man Sie dort (wo Sie hinwollen) sehen?

Sichtbarkeit ist eines der zentralen Themen, nicht nur für Digital Natives. Je mehr Sie unter Leute gehen, je öfter Sie in Erscheinung treten, desto größer wird diese, im Internet und live im Leben. Da können sich auch manche ehrenamtliche Tätigkeiten schnell auszahlen – ob für Social Media Women, Webgrrls oder eine andere Initiative. Auf den Plan können Sie sich aber auch ganz gezielt setzen, z.B. mit einer Zielgruppenkurzbewerbung in Ihrem Branchensegment. Dazu mehr in meinem Buch “Guerilla-Bewerbung”.

  • Würde man Sie küssen?

Diese Frage ist die letzte im Zyklus – und auf den ersten Blick am einfachsten zu beantworten, in der Regel jedoch NICHT von Ihnen selbst. Konsistenz, Wirkung und Passgenauigkeit sind schwer allein einzuschätzen. Am besten ist der Blick desjenigen, der Sie auch finden soll (und nicht der von Bekannten). Ich erlebe oft, dass es hier hakt. Anstatt sich auf den Kunden- oder Arbeitgeberblick zu konzentrieren, schreiben und zeigen sich die meisten Menschen wie Sie sich sehen. Sie vergessen die Regeln des Personal Brandings, das jeder beherrschen muss – eine davon lautet, Komplexität zielgruppengemäß auf das Wesentliche zu reduzieren. In der Arbeitswelt der Zukunft muss das jeder beherrschen, der auf den vorderen Rängen mitspielen und nicht zu einem ersetzbaren Roboter werden will. Das hat übrigens nichts mit Blenden zu tun hat. Apropos Rotaugenfrosch 🙂

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

5 Kommentare

  1. Sarah 18. Januar 2013 at 17:14 - Antworten

    Danke für den tollen Vortrag. Ihre Tipps sind klasse.

  2. Christiane Brandes-Visbeck 18. Januar 2013 at 20:04 - Antworten

    Svenja Hofert hat uns Digital Media Women gestern Abend mit diesem Vortrag in der Hamburger Hafencity so richtig wach geküsst! “Würde ich geküsst werden?” hat sich wohl jede von uns im Stillen gefragt. 😉
    Innere Treiber statt Stärken, kontinuierliches Sichtbar werden statt aggressiven Networkings und Reduktion auf das Wesentliche – das sind Stichworte zur Traumkarriere, die mir aus dem Herzen sprechen.
    Vielen Dank dafür.

  3. Inga von Thomsen 18. Januar 2013 at 20:20 - Antworten

    Vielen Dank für diese Zusammenstellung UND für den gestrigen Abend! Es war sehr inspirierend!

  4. […] gewinnen: Bestsellerautorin und Coach für Karriere und Entwicklung Svenja Hofert hielt die Keynote. In der anschließenden Podiumsdiskussion berichteten drei Expertinnen von ihren Erfahrungen. […]

  5. […] Svenja Hofert fasst ihren Vortrag zusammen. […]

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