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Zukunft der Bewerbung Teil 3: Lebenslauf per Mausklick
Lebenslauf per Mausklick? Und dann auch noch „gutaussehend“? Vor drei Jahren testete ich an dieser Stelle Visualize me. Die Software, die Daten aus LinkedIn importiert, hat seitdem die Zahl der Infografiken weiterentwickelt. Für klassische Lebensläufe eignet es sich aber nicht. Zu unflexibel die Layouts, zu schlecht die Texterkennung. Seit Mai gibt es etwas Neues aus Deutschland, powered by Xing: Lebenslauf.com. Das Programm verarbeitet das Xing-Profil oder einen Word-Lebenslauf zu einem ansehnlichen Dokument in sechs verschiedenen Basislayouts und mehreren Farbvarianten. Der Lebenslauf lässt sich auch direkt eingeben. Xing-Premium-Mitglieder können kostenlos damit arbeiten und auch die Lebensläufe ihrer Freunde verwandeln… obwohl das Tool wohl eher für die Akquise neuer Mitglieder gedacht ist. Um den CV an die eigene Adresse schicken zu lassen oder als Website zu speichern, braucht man den Account.
Mein Test:
Zunächst habe ich meinen eigenen Lebenslauf aus Xing importiert. Das ging problemlos. Das Ergebnis könnt ihr euch hier ansehen. Ich finde, das macht etwas her. Die einzelnen Punkte lassen sich einfach weiterbearbeiten. Top. Blöd nur, dass sich manchmal … nicht weglöschen lassen – das ist etwa da der Fall, wo das Tool chronologische Daten verlangt und keine bekommt. Blickfangpunkte zur Gliederung von längeren Tätigkeitslisten oder Aufführungen der „Beiträge zum Geschäftserfolg“, die Ihnen unseren Management-CVs dazugehören, lassen sich leicht einfügen.
Andere Formate importieren
Danach habe ich einige unserer Kexpa-Mustervorlagen verarbeitet. Das sind oft umfangreicherer Werke und die Besonderheit ist bei den Managementvarianten ein Excecutive Summary oder ein „Kurzprofil“, das dem Lebenslauf vorgeschaltet wird. Beim Import aus Word zeigt sich: Damit können nicht alle Layouts etwas anfangen. Während sich der Block des Summarys teilweise per Klick ganz nach vorne schieben lässt, hängt er sich bei den anderen hintenan. Das muss dann nachbearbeitet werden – oder man trickst, indem man das Executive Summary als Anlage anfügt. Da der Download nicht in Word erfolgt, sondern als PDF, braucht man Adobe XI oder ein anderes Programm, in dem ein PDF direkt verändert werden kann. Der Rücktransport in Word zerhaut das Layout leider, sämtliche Formatvorlagen sind raus (was nicht an der Software liegt, sondern ein generelles Problem bei der Umwandlung PDFs in Word ist).
Die Layouts
Bei den Managementlebensläufen taugen nicht alle Vorlagen. Es eignen sich vor allem die Layouts „Boxes“ und „elegant“. „Oswald“, das ich für meinen Lebenslauf ausgewählt habe, gefällt mir persönlich sehr. Rot ist allerdings eine Risikofarbe in konservativen Branchen. Das Layout „Bold“ ist sehr prägnant, kommt aber wirkungsvoll rüber. „Beveled“ ist das jüngste Design – das ist hier das pinke. Ich würde es nicht gerade für eine Finanzbuchhalter-Bewerbung auswählen, finde es aber z.B. für Online-Redakteure oder Spieledesigner passend. Ein Problem ist mit diesen Layouts übrigens gelöst: Die digitale Unterschrift im Lebenslauf und das Datum sind nicht vorgesehen. Eine lästige Formalie, über deren Sinn man im digitalen Zeitalter sicher streiten kann.
Als Drittes hat mein Sohn das Portal genutzt um seine Schülerpraktikums-Bewerbung zu erstellen. Er hat die Daten direkt eingegeben und hatte so eine prima Vorlage, die viel moderner ist, als was die Arbeitsagentur in der Schule ausgehändigt hatte. Da standen doch glatt noch die Elternberufe. Auch die sind hier nicht vorgesehen. Endlich.
Fazit: „Dieser Lebenslauf-Bearbeitenor ist die wahrscheinlich beste Möglichkeit, sich unkompliziert und kostenlos einen professionellen Lebenslauf alsWebsite und PDF-Datei zu erstellen“, steht auf der Website. Außerdem „made with love“ in meiner Heimatstadt Köln. Ja, das stimmt.
Für Karriere- und Bewerbungsberater, die ihre Hauptaufgabe in der Bewerbungserstellung sehen, ist so eine Lösung natürlich in gewisser Weise auch Bedrohung – mit eigenen Layouts und Vorlagen oder gar Praxismappen für Bewerbungen (auch meine eigene lief einst, vor 10 Jahren, 25.000 x) lässt sich da kaum noch punkten. Ich könnte mir vorstellen, dass deshalb kaum einer der Kollegen darüber schreibt. Das ist so wie digitalisierte Beratung, die ich als Zukunftsmarkt sehe: will auch keiner haben. Traditionelle Designer dürften ebenso wenig begeistert sein – ihr Layout braucht man nun nicht mehr unbedingt.
Man kann es aber auch so sehen: Kernkompetenz eines Beraters sollte es nicht sein, formale Auskünfte zu geben, sondern individuelle Lösungen zu finden. Lösungen, die mehr Know-how und Beurteilungskompetenz beinhalten als sich anlesen lassen. Und wenn man sich über das Design bald keine Gedanken mehr machen muss, dann kann man sich darauf konzentrieren.
Über das Ende der Bewerbung und Ihre Zukunft schrieb ich hier 2011.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Guter Tipp, habe ich auch gleich einmal ausprobiert. Voraussetzung ist, dass das Xing Profil vollständig ist, dann kann das in der Tat klappen. Selbst mit einem unvollständigen Profi (wie bei mir) funktioniert es.
[…] einen schicken pdf-Lebenslauf umwandeln. Dieses neue Tool von XING bietet sogar mehrere Designs. In ihrem Artikel erklärt Svenja Hofert sehr gut, wie genau es […]