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Wo stehen Sie in der Spirale? 8 Typen Berater, Trainer, Coach
Schon seit längerem fasziniert mich als das Entwicklungsmodell Spiral Dynamics. Nun mache ich eine kleine Serie daraus. Leider wird das Spiralmodell oft als zu komplex wahrgenommen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, es verständlich auch für Laien zu machen – mit der nötigen Dosis Humor und Selbstironie. Beginnen möchte ich mit den Beratertypen, dabei betonend, dass Spiral Dynamics keine Typologie ist, sondern ein Entwicklungsmodell, aus dem man Analysetools ableiten kann (auf das z.B. 9Levels-Betreiber Rainer Krumm ausbildet). Laut Spiral Dynamics bauen alle Level aufeinander auf und keines kann übersprungen werden. Phasen des „Wir“ und „ich“ wechseln einander ab. In jedem Menschen – also auch in jedem Berater, Trainer, Coach – sind letztendlich alle Levels aktiv, die VOR seinem aktuellen biopsychosozialen Bewusstseinszustand liegen. Es kann also durchaus sein, dass jemand auf einem Level steckenbleibt… Oder zurückfällt.
Der beige Berater, Trainer, Coach
Das beige Level ist ein Ich-Level und gilt der Existenzsicherung; hier geht es um das nackte Überleben. Der beige Berater lebt in seiner Peer Group und gibt kostenlose Ratschläge wie man in der Wüste Wasser findet. Nicht im Traum denkt er an eine kommerzielle Nutzung seiner auf die Wildschweinjagd und Gänseblümchenernte beschränkten Intuition. Eine Website hat er nicht, er mag und kennt auch keine Technik.
Der pupurne Berater, Trainer, Coach
Im Purpurroten sieht sich der Mensch als Teil einer Gemeinschaft, die ein natürliches Oberhaupt und gewachsene Strukturen hat. Traditionen spielen eine wichtige Rolle und damit ein fürsorgliches „macht man so, das ist so gegeben“. Der purpurne Berater ist väterlich oder mütterlich und sorgt sich um seinen Klienten. Er hat mindestens therapeutische Neigungen, vielleicht ist er auch spirituell und betreibt Astrologie und Wahrsagen. Sachliche Erklärungen und das “warum” spielen in seinem Kontext keine Rolle, Studien sind überflüssig. Allein der Glaube ist das Wissen (Bemerkung: ist noch ganz schön verbreitet…).
Seine Website setzt auf genau diese Themen, göttliche Berufung führt zur behüteten Gemeinschaft. We are familiy.
Der rote Berater, Trainer, Coach
Im roten Level, einem Ich-Level, geht es um Eroberung und Macht, vielleicht auch Innovation. Der rote Berater will beherrschen und möchte seine gute Idee – etwa eine Methode – weltweit etablieren. Konkurrenten sticht er aus. Der liebe Kunde? Der soll ihm bitte Respekt zollen. Schließlich ist er Erfinder des… was auch immer, auf jeden Fall als Marke geschützt. Er hat Bücher geschrieben. Auf seiner Website gibt es Fotos in verschiedenen Posen, auf denen er Gewinnermäßig rüberkommt. Vielleicht hält er darauf sogar ein Weinglas in der Hand. Sein Rat ist mehr… Befehl. Wenn Berlusconi Berater wäre…
Der blaue Berater, Trainer, Coach
Das blaue Level kultiviert erneut das „wir“. Der blaue Berater arbeitet in Kooperation und ist dabei absolut korrekt. War purpur ein „macht man so, ist so gegeben“, ist das blau „macht mann so, wir haben es reglementiert“. Möglicherweise bietet der Blaue Supervision für Institutionen, auf jeden Fall etwas Standardisiertes, das er sehr gut gelernt hat. Autodidakten belächelt er, und einer seiner ersten Fragen lautet immer „was haben Sie denn studiert? Wo haben Sie denn Ihre Coaching-/Supervisionsausbildung gemacht?“
Sein Team, denn allein arbeiten mag er nicht, hat klare Regeln und ist engagiert dabei, seinen Kunden auch solche zu verpassen. Die 10 Teamregeln zum Abschluss eines Teamtrainings haben ihren gedanklichen Ursprung im blauen Trainer. Verträge spielen eine große Rolle in seinem Leben. Und Ausnahmen von der Regel – keine. Auf der Website stehen ordentliche Sachinformationen und ganz viele Verbandszugehörigkeiten.
Der blaue Berater kennt offizielle Wege und Formalien. In seinem Weltbild hat das Anschreiben drei Blöcke zu umfassen und der Lebenslauf maximal zwei Seiten. Frauen tragen dunkelblaue Kostüme und die Haare zurück, Punkt. In Medien werden blaue Berater besonders gern zitiert. Ihre Botschaften sind so schön einfach. So geht´s (und nicht anders….) Social Media ist ihm ein Graus.
Der orange Berater, Trainer, Coach
Wieder ein Ego-Typ, einer der Leistung und Karriereorientierung schätzt. Deshalb richtet sich sein Angebot als Berater bevorzugt an Top-Manager, kommerzielles Interesse ist der Motor. Als Karriereberater empfiehlt er Schritte, die sinnvoll für den Lebenslauf sind, weil sie das Geld seines Kunden mehren und damit auch seins.
Da Geld sein Thema ist, könnte er sich auch im Gehaltscoaching betätigen. Nach einer Zeit als Berater und Trainer entscheidet er sich, aus dem Gedanken der Gewinnmaximierung heraus, als Speaker tätig werden. Ah, ja, Frau Clinton.
Hat er es zu Ruhm gebracht, verkauft er auf seiner Website DVDs zu horrenden Preisen. Auf die Spitze treibt er es, wenn er hauseigene Werbebroschüren als Buch herausbringt und für viel Geld in seine Community bringt.
Der grüne Berater, Trainer, Coach
Zehn Wir zu viel… Der grüne Berater wird nicht allein sein wollen und findet sich deshalb bevorzugt in Bürogemeinschaften und Co-Working-Spaces. Er hat eine natürliche Abneigung gegen zu viel Selbstdarstellung und eigentlich…. Eigentlich arbeitet er doch viel lieber in einem Unternehmen, zusammen, mit anderen. Wenn nicht, agiert er in einem Netzwerk. Wachsen ist nicht sein Interesse, er bleibt inter pares und will kein primus sein. Gemeinsame Gründungen, Kooperationen und Netzwerke haben hier ihren Ursprung. Oranges Konkurrenzdenken ist verpönt. Er ist sehr aktiv in Social Media und setzt dabei auf Dialog (was dem orangen Berater vollkommen abgeht).
Der gelbe Berater, Trainer, Coach
Genug der Gleichheit! Das gelbe Level ist das erste, das eine neue Bewusstseinsstufe repräsentiert, der second tier. Alle anderen Berater-Levels agieren in der absoluten Selbstüberzeugung, mit ihrer jeweiligen Ausrichtung richtig zu liegen. Gelb nicht – er weiß, dass in ihm alle vorherigen Level vereint sind. Deshalb kann er sich auch auf alle einstellen und mit allen auf Augenhöhe reden. Der gelbe Berater weiß, dass die Welt die Unterschiede in Mensch, Gruppe, Organisation und Kultur braucht. Wissen ist sein Ego-Motor, Kompetenz geht ihm über alles. Er postuliert Offenheit, Kreativität, lebenslanges Lernen und Autonomie. Und verdammt… nichts.
Ratschläge gibt er ausgewogen und passt sich dabei perfekt an sein Gegenüber an. Er sucht in ihm die Stufe, auf der er gerade steht, wohl wissend, dass er maximal Impulse für das nächste Level geben kann, aber niemals für das übernächste. In einem orangen Karrieristen kann man so die Flamme des grünen Kollektivs entzünden. ypisch der orange Karrierist, der nach einem Burnout durch Yoga seine grüne Seite entdeckt und nun … ins Gelbe heraufsteigt.
Die nächste, zweite Stufe im Second Tier ist türkis, Social Businesses wie “Das Geld hängt an den Bäumen” verkörpern erste Ansätze, worum es hier geht. Der türkise Berater, Trainer, Coach wäre Teil einer selbstlosen Gemeinschaft, deren Streben der Sinn und die bessere Welt ist. Vermutlich gibt es ihn noch nicht in Reinkultur, weshalb er in meiner Grafik nicht auftaucht. Er müsste aus der Schwarmintelligenz kommen, Status, Geld und Kommerz dürften keine Rolle spielen, eine höhere Spiritualität und die Achtung vor allen Lebenswesen steuert ihn. Nachhaltigkeit ist sein Thema, aber nicht so wie es abgebildet ist in Unternehmen (hier dient das türkise Nachhaltige einer orangen Gewinnmaximierung).
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Hallo Svenja,
sehr spannend, Deine Ausführungen zu Spiral Dynamics und zu der Zuordnung von Berater-Typen zu den verschiedenen Stufen.
Ich habe erst vor Kurzen im Rahmen meiner NLP Ausbildung damit angefangen, mich mit diesem Modell auseinander zu setzen – sehr spannend.
Ich freue mich nun auf die Fortführung Deiner Serie dazu.
Herzliche Grüße
Natalie
Hallo Frau Hofert,
Ihren Blog lese ich immer mit Interesse und Neugier – und bin über einen Ihrer früheren Beiträge auf Spiral Dynamics aufmerksam geworden. Ein interessantes Modell, das die menschliche Entwicklung in der Wechselwirkung mit Lebensbedingungen und Wertesystemen beleuchtet und zu erklären versucht. Gerade die Komplexität des Modells ermöglicht dabei die Anwendung sowohl auf einzelne Individuen (in ihrer Vielschichtigkeit), als auch auf Organisationen und Kulturen als Entwicklungsmodell (und nicht als Typologie).
An dieser Stelle hinterlässt der heutige Beitrag bei mir Fragezeichen. Je eindimensionaler (und weniger komplex) man das Modell einsetzt, um so größer empfinde ich die Gefahr, dass es (bewusst oder unbewusst) zur Typenlehre wird. Sie weisen zwar ausdrücklich darauf hin, dass es keine Typologie ist, aber es gibt dann eben doch 8 statische Typen Berater, Trainer, Coach … und die gedankliche Einordnung erfolgt unweigerlich. Vielleicht gelingt mir aber auch die klare Filterung von Humor und Selbstironie nicht oder die komplette Berater-“Typologie” ist eher Satire als sachliche Darstellung. Dann dürfte es aus meiner Sicht jedoch für Laien schwierig werden, denen Sie SD ja nahebringen wollten …
Mir als bekennendem Kritiker von Typologien und Schubladendenken hätte Ihr Beitrag SD nicht näher gebracht, sondern eher in weite Ferne gerückt … 😉
Beste Grüße
Heiko Stein
Dankeschön für Ihren Kommentar. Sie haben sicher Recht, dass das ein zweischneidiges Schwert ist – einerseits sehr stark vereinfachen, andrerseits erklären und für Verständnis gewinnen wollen.
Warum diese Vereinfachung als eine Art Satire? Erstens ist ein wenig meine Art, Dingen durch Humor und Ironie Leichtigkeit zu geben. Das hat mir den Zugang zu mir selbst und den unterschiedlichsten Menschen immer erleichtet; aber natürlich: manchmal überschreitet man Grenzen: Ironie versteht nicht jeder.
Zweitens habe ich festgestellt, dass Komplexität nicht ankommt. Machen wir uns nichts vor: Das Buch von Beck/Cowan wird kaum jemand bis ins letzte studiert haben oder gar sich alle Inhalte gemerkt. Für mich war es kurz vor Guenter Duecks “Omnisophie”, tolle Gedanken, aber insgesamt zu komplex (wobei Duecks frühe Werke weit mehr in Richtung unverständlich gehen als SD…). Und ich habe im Reiss-Profil Neugier an der Schwelle zu grün. Heißt: Ich denke konzeptionell, theoretisches Wissen gern, aber nicht bis auf Seit 1002 § 16 b. – da fehlt mir dann der praktische Bezug. Nun habe ich viel mit anderen Trainern und Beratern zu tun, viele haben eher praktische Neugier (rot im Reiss-Profil). Die werden so ein Buch erst recht nicht lesen. Statt dessen nutzen sie auf ihren Folien immer noch Maslow, den Mehrabian Myth und all diese Dinge, die man so lernt in Trainerausbildungen. Ich trage den Funken Hoffnung in mir, dass ich durch grobe Vereinfachung mehr erreiche. An dieser Stelle empfehle ich Lesern mit praktischer Neugier das Buch von Rainer Krumm: An sich eine unzulässige Vereinfachung mit vielen bunten Bildern und weitestgehend ohne Meme – wiewohl nicht ironisch.
Noch was, das mir hier einfällt: Wenn ich mir Texte anderer Berater über SD anschauen, finde ich z.B. interessant zu sehen, dass kaum jemand sich traut, von den Formulierungen bei Wikipedia oder im Buch von Beck abzuweichen. Das ist für mich entweder Denkfaulheit oder ein Zeichen, dass es nicht verinnerlicht ist. Denn nur wenn man etwas vereinfachen kann, lässt es sich an eine breitere Masse tragen. Komplexität wird aus- und gleichgeschaltet.
also, ein schönes Wochenende – ich muss jetzt arbeiten. ohne spiral dynamics 😉 Svenja Hofert
[…] Copyright: Svenja Hofert"Schon seit längerem fasziniert mich als das Entwicklungsmodell Spiral Dynamics. Nun mache ich eine kleine Serie daraus. Leider wird das Spiralmodell oft als zu komplex wahrgenommen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, es verständlich auch für Laien zu machen – mit der nötigen Dosis Humor und Selbstironie." […]