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Bewegung! Wir brauchen ein neues Verständnis von Change Management

Veröffentlicht: 22. November 2022Kategorien: Führung & Organisation, Human Ressources
Wir bekommen Druck und lassen nicht (mehr) locker. Wir sind dann dauerverspannt. Und das liegt oft auch an einer verkrampften Haltung zum Change und seinem Management.

So entsteht keine fließende Bewegung, typisch für das, was wir “Change” nennen und was auch als “Transformation” verkleidet mit Druck einhergeht.

Da ist kein Flow, keine fließende Bewegung. Nur ein Pressen, ein Krampf und oft ein Kampf. Und viele, die sich dann nach viel Eigenreflexion endlich locker machen, gehen mit ihrem neuen grenzziehenden Selbst in die Selbst-Ständigkeit.

Dort wo man dann zum Beispiel dafür eingekauft wird, dass man jenen Druck rausnehmen soll, den die Unternehmen in Wahrheit behalten wollen. Svenja Hofert

Change ist nicht Bewegung

Was ich sage wird noch klarer, wenn ich Change und Bewegung gegenüberstelle.

Change bedeutet, dass das Jetzt anders werden soll. Dabei wird ausgeblendet, dass es das Jetzt nur als Momentaufnahme gibt. Es ist schon weg, wenn wir es spüren. Spüren wir es nicht, existiert nur eins: die vergangene Erinnerung.

Die gräbt sich bevorzugt mit ihren negativen Seiten ein – und will laufend wiederholt werden.

Was spielt beim Change eine Rolle?

Beim Change geht es darum, dass etwas im Jetzt, das es wie gesagt nur als Vergangenheit gibt, anders werden soll.

  • Es geht um Ziele und Outcome (wenn nicht sogar nur um Output).
  • Was rauskommen soll, wird von oben diktiert, verkauft oder hübsch verpackt.
  • Das System funktioniert aufgrund der vergangenen Erfahrung weiter genau wie bisher oder zumindest ähnlich.
  • Damit „Neues“ möglich wird, braucht es Druck bis hin zum Erzwingen, weil es die anderen Mittel nicht oder nur selten gibt: emphatische und zugleich klare Begleiter der Lernprozesse.

Ein Beispiel:

Ein Unternehmen muss sich ändern, die Geschäftsfelder brechen weg. Das Top-Management steht unter Erfolgsdruck und gibt den eigenen Druck nach unten weiter.

Da die normale Reaktion ist, auf Druck mit Gegendruck zu reagieren, machen dann alle eine Plank anstatt zu laufen.

Was spielt bei Bewegung eine Rolle?

Hier geht es darum, die Starrheit zu lösen, damit Energien fließen können.

  • Wenn die Anspannung weg ist, wird plötzlich alles möglich.
  • Wer locker ist, spürt das Jetzt und sieht die Zukunft.
  • In der Flow-Zone entstehen Dinge, die man nicht planen kann.

Bevor ich zum praktischen Teil komme, noch ein paar Worte zum Druck. Druck kann subtil sein. Dann ist das „du musst“ nicht ausgesprochen. Es wird stattdessen in immer neue Fragen und Anliegen verpackt.

Der Körper speichert Druck als Anspannung

Der Körper speichert Anspannung. Jene, die durch falsche Haltung bedingt ist, genau wie die psychische. Trennen lässt sich das sowieso nicht. Jede Anspannung ist immer psychisch und physisch zugleich. Wenn ein Dirigent mit dem Orchester schwingt und dieses mit ihm, ist dies eine ganzheitliche Bewegung.

Aber wehe, er denkt darüber nach, ob er gut genug ist. Die Zielzone der Bewegung ist schließlich „Flow“, immer etwas unterhalb der Überforderung angesiedelt. Und Flow funktioniert nicht, wenn man auf sich konzentriert ist und nicht auf die Situation.

Im Change entsteht dieser Flow schon deshalb selten. Was tun? Wenn ihr schon den Druck durch den Change nicht abschaffen könnt, achtet auf euch – und klärt eure Haltung. Was mache ich mit, und was nicht? Woran kann ich sogar wachsen, wenn ich es anders betrachte?

Zoom out

In der Psychologie bewiesen Forscher erst in letzter Zeit wie wichtig psychologische Distanzierung ist. Das bedeutet, dass wir eine Distanz zu belastenden Situationen aufbauen, die Druck erzeugen.

Eine konkrete Technik ist das Zooming out. Zoom steht hier nicht für das Computerprogramm, sondern für Fokus. Man löst sich dabei aus einer verengten Perspektive, indem man den Fokus erweitert. Warum will ich das so sehr? Wieso halte ich daran fest? Was steht wirklich hinter meiner ersten Antwort auf das Warum? Was sehe ich nicht?

Der Blick wird so erweitert. Und dann entsteht Bewegung.

Dieser gekürzte Text wurde zunächst über meinen Substack-Newsletter versendet. Hier finden Sie auch eine Audiodatei zum Hören.

Foto von Ady April: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-der-uber-weissen-zaun-springt-1030794/

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

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