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5 x Durchstarten mit der Online-Bewerbung

In Sachen Online-Bewerbung tut sich gerade eine Menge. Nicht alles ist erfreulich für den Bewerber. Fast überall ist so inzwischen eine Registrierung mit persönlichen Daten nötig; in der Regel gehört das Geburtsdatum dazu. Und manche Unternehmen behalten sich vor, die gesammelten Daten ein Jahr zu speichern oder für nicht genauer definierte Zwecke zu nutzen. 5 Trends – und Tipps, wie Sie damit umgehen sollten.
1. Fotos raus!
Internationale Konzerne mögen die deutschen Bewerbungsfotos nicht. Deshalb können einige Unternehmen diese inzwischen schon automatisch aus den Unterlagen rauslöschen. Das sollten Sie wissen, da es Ihr schönes Layout kaputt machen kann. Besser bei internationalen Konzernen gleich ohne Fotos bewerben.
2. Stichwörter rein!
Einige Unternehmen, so höre ich, definieren fleißig Keywords für Anschreiben und Lebenslauf, auf die diese dann automatisch durchsucht werden. Wenn also im Lebenslauf eines Finanzbuchhalters die Begriffe HGB, IFRS und US-GAAP nicht vorkommen, könnte es sein, dass er aussortiert wird. Heißt für Sie: Nutzen Sie gängige Begriffe und Schreibweisen.
3. Xing aktualisieren
Die fortschrittlichen unter den Konzernen, unter anderem die Allianz, können inzwischen auch über Schnittstellen auf Ihre Daten in sozialen Netzwerken zugreifen. Das macht Sinn, da man sich so die doppelte Eingabe von Daten spart. Allerdings sollten die Profile dann auch gut und aussagekräftig sein, siehe Keywords.
4. Komplexität steigt
Während einige Firmen sich bemüht haben, ihre Formulare zu vereinfachen, braucht man für die Bedienung anderer eine Promotion. Nicht nur, dass Texte oft verwirrend mal auf Deutsch, mal auf Englisch changieren, auch die angefragten Informationen sind teils echte Kopfzerbrecher. Das betrifft die Liste der Abschlüsse und die für Absolventen oft unverständlichen Einstiegsfunktionen. Bei einigen muss man ein Gehalt nennen, kann sonst sein Formular nicht abschicken. Bei Philips muss man sich sogar für die Höhe des akzeptierten Reiseanteils entscheiden. Ich vermute, dass das einige Leute ganz furchtbar überfordert. Rat an Sie: Kreuzen Sie ehrlich an, aber im oberen Bereich 😉
5. Vorsicht mit den Daten
In fast allen Karriereportalen müssen Sie sich inzwischen registrieren. Anders als beim Kauf in einem guten Online-Shop gibt es die (von mir stets und immer) bevorzugte Anmeldung ohne Registrierung – also ohne dauerhafte Datenspeicherung – bei Karriereportalen kaum noch. Die Datenschutzerklärungen sind teils in haarsträubendem Rechtsdeutsch verfasst, das auch für Juristen nicht eindeutig sein dürfte. Wir lesen bei TUI, deren Datenschutzerklärung ausgesprochen unfreundlich verfasst ist, den Satz: „Wir nutzen Ihre bei myTUI Career erhobenen, personenbezogenen Daten ausschließlich für Zwecke, die im direkten Zusammenhang mit den jeweils bei myTUI Career angebotenen Funktionalitäten stehen. Eine Verwendung für andere Zwecke findet nicht statt.“
Und wenn es Funktionalitäten gibt, die nicht mit der Bewerbung zu tun haben? Ziemlich unklar. Positives Gegenbeispiel – nett formuliert, bis ins Detail heruntergebrochen – gibt die Allianz, auch wenn diese ausgesprochen viele Daten nutzt (und wir ordentliches Vertrauen in die IT-Abteilung setzen müssen, dass alle Versprechen auch eingehalten werden). „Wir weisen Sie darauf hin, dass wir keine anderen als die oben genannten Angaben verwenden oder speichern werden. Ferner greifen wir weder auf Ihre Fotos oder Freundesliste zu und/oder speichern sie.“
Mein Rat an Sie: Lesen Sie sich die Datenschutzerklärungen durch. Nerven Sie mit Rückfragen. Bewerben Sie sich NICHT über ein Formular, wenn irgendetwas unklar ist. Bestehen Sie dann auf E-Mail. Damit machen Sie sich nicht nur Freunde, aber tun etwas Gutes für die Zukunft der Online-Bewerbung.
Könnte bald noch mehr passieren? „Erstelle Hintergrundcheck! Scanne Historie! Analysiere Inkonsistenzen!“ Big Data und Online-Karriereportale? Nur noch eine Frage der Zeit bis beides verschmilzt. Technisch ist das längst möglich. Einstweilen traut sich jedoch niemand, siehe AGG und Fachkräftemangel, niemand auf solche Tools zu setzen, die einfache Erweiterungen gängiger Recruitinglösungen sein könnten… Wie lange wohl?
Praktische Hilfe bei der Online-Bewerbung bietet unser gerade aktualisierter Kexpa-Kurs “Die perfekte Internet- und E-Mail-Bewerbung” mit Bewerbungsmuster.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Das einfachste, effizienteste und valideste Instrument der Vorauswahl ist immer noch der ganz normale und persönliche CV + Interview. Schnell und punktgenau! Wer bitte schön hat denn heutzutage noch so viele Bewerbungen auf eine qualifizierte Ausschreibung, dass er die Vorauswahl automatisieren müsste?
Werte Monika Kail,
Natürlich kommt es je immer auf die Qualifikationsrichtung an und ob die Firma die Eierlegende Wollmilchsau, die auch noch fliegen kann haben möchte. Da geb ich ihnen Recht da gibt es wenige die hier in Deutschland für den geringen Lohn arbeiten möchten.
Aber ich kenne genug Fachkräfte Akademiker (Mag. MA Dr. und Privatdozenten) verschiedenster Fachrichtungen, ich und meine Frau gehören ebenso dazu, die sich ständig bewerben und wegen Überqualifikation oder Falschqualifikation aussortiert werden.
Leseempfehlung – Geadt: Mythos Fachkräftemangel
Mit freundlichen Grüßen
K.G. Werzner
Werte Svenja Hoffert,
danke für diese Tipps, wiedereinmal sehr Informativ.
Danke
Kai G. Werzner
Nach langen Jahren muss ich wieder in die Bewerbungsphase einsteigen, und vieles hat sich verändert. Die Tipps sind wertvoll, jedoch habe mich für eine persönliche Beratung entschieden.