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Gott hilf! Wenn Sie die Stelle des Papstes besetzen müssten…

Veröffentlicht: 16. Februar 2013Kategorien: Human Ressources

Er soll belesen sein (also ein Experte). Viele Sprache sprechen (ergo ein Kommunikator). Menschlich handeln (sozial also) und doch klar in der Sache (also Führungsstark). Die Richtung weisen (ein Stratege) und dann auch noch Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, Bildungshintergründe und höchst verschiedener Normgebundenheit einen. In einem Alter Höchstleistungen erbringen, in dem andere längst in Rente sind. Der Papst: Dieser Mensch soll ein Wunder sein. Kein Wunder, dass er da zurücktritt. Denn er ist kein Wunder enormer Kompetenzenvielfalt, sondern vor allem belesen, intellektuell, vermutlich introvertiert – ein Gelehrter eben.

Nun stellen Sie sich einmal vor, Sie wären Headhunter. Beauftragt, einen geeigneten Nachfolger für den Papst zu finden. Auch ohne Grundwissen in Psychologie wüssten sie, dass diese Aufgabe unlösbar ist. Zu viele Anforderungen, man muss sie reduzieren. Sie müssten sich entscheiden, welches Kriterium für das nächste Jahrfünft oder Jahrzehnt das wichtigste ist. Wird es vor allem um Integration gehen? Um die Führung von Kirchenoberen, die sich verselbstständigen? Um Wertevermittlung? Friedensstiftung? Reorganisation? Change Management?

Oskar Lafontaine hat kürzlich gesagt, er sei nicht gläubig, aber dennoch in der Kirche, weil diese sich nach den Erfahrungen der Nazizeit immer gegen Kriege gestemmt habe. Er sehe die Kirche als wichtige Wertevermittlerin. Das ist eine spiraldynamisch gelb-türkise Sichtweise und in unserem Kulturkreis verbreitet. Die typische Haltung unter gebildeten Humanisten. Kirche, egal welche, bietet, Werte und Handlungsrahmen; dafür finden nicht-gläubige Humanisten sie, egal welche, wichtig. „So lange sie also keine Kriege“ stützt ist die Begründung der einen. „So lange sie keinen Mist macht, wie die Krankenhäuser, die die junge vergewaltigte Frau in Köln abwiesen“, die der anderen. Indes: Solche Gedanken bewegen viele Menschen in Afrika und Asien, dort wo die Zahl der Christen zunimmt, herzlich wenig. Doch genau hier liegt das personelle Potenzial der künftigen Christenheit, auch das Finanzielle. Sollte sich der von Ihnen zu suchende Pabst also – als Wirtschaftsdenker, der auch sein müsste – auf neue Zielgruppen ausrichten?

Na, das ist ja ganzschön komplex. Das Wunderwerk Pabst wird immer größer. Gut, dass Sie ihn nicht suchen müssen. Kann der Papst nicht einfach SAP-Berater sein?

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

3 Kommentare

  1. Sven 16. Februar 2013 at 15:57 - Antworten

    Ich glaube mit dem Rücktritt hat er weit mehr für den “Verein” getan als viele vor ihm. Aber grundsätzlich stimme ich zu, SAP-Berater wäre ideal .. wenn es mehr wirtschaftlich sein soll, dann wäre das doch auch was für Einkaufs-Controller oder IT-Controller oder etwa nicht?

  2. Enrico Briegert 20. Februar 2013 at 22:22 - Antworten

    Wenn die Kirche mutig und strategisch agiert, dann kommt der neue Papst aus Afrika. (http://umsetzungsblog.de/2013/02/13/wer-wird-neuer-papst/)

    • Hanna 22. Februar 2013 at 13:00 - Antworten

      Weiß Gott, woher der gern geäußerte Wunsch nach “einem Papst aus Afrika” kommt: die verfügbaren Kardinäle aus Afrika sind allesamt stockkonservativ. Der Durchschnittseuropäer hätte inhaltlich an keinem davon wirklich Freude.

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