Coaching ist ein hartumgekämpftes Business, die Diskussion von letzter Woche zeigt es an. Das früher übliche Marketing über Bücher hat sich weitgehend totgelaufen, inzwischen gibt es sogar Coachs, die Geld dafür bezahlen, in Publikationen und Zeitschriften gedruckt zu werden. Sichtbar zu werden – alles andere als leicht. Wenn man sich nicht mal etwas ganz Anderes einfallen lässt. So wie Sabine Dinkel. Sie ist mir unter den Karriereexperten aufgefallen, weil sie etwas anders macht als die meisten. Ich traf mich mit ihr beim Birnenkuchen, um mit ihr über Coach-Marketing zu sprechen.

Das Wilma -Logo – dazu gibt es auch Pfoten zum Aufkleben

Du schaffst es, Aufmerksamkeit zu erzeugen, ohne dich thematisch spitz zu positionieren. 

Mein Markenzeichen ist mein Hund Wilma, der eine hohe Wiedererkennbarkeit erzeugt. Wilma ist im Logo, im Video, auf Postkarten – und auch im Coaching live dabei. Nur bei Firmentrainings lasse ich sie zu Hause. Aber Fotos zeige ich manchmal auch, natürlich nur, wenn es passt 😉

Wenn ich bedenke, dass der Begriff „Co-Trainerin Wilma“ damals spontan aus einer Laune heraus entstanden ist…ich muss heute immer noch lachen, wenn ich mich daran erinnere. Es gab damals natürlich auch Bedenkenträger, die sagten „Aber den Hund kannst du doch nicht mit ins Video nehmen.“ Oder „Ein eigenes Logo für Wilma? Jetzt übertreibst du aber.“ Das hat sich allerdings gelegt. Ich glaube, dass die Menschen merken, dass mein Marketing mit einer Riesenportion Herzblut gemacht wird. Denn das kann ich voller Überzeugung sagen: Das lustige Leben fing mit meiner Selbstständigkeit erst so richtig an.

Das erste, was ich von dir sah, war ein Video. Und ich muss sagen, ich fand es besser als viele andere Coach-Videos, die oft sehr gestylt daherkommen. Es ist mehr Storytelling im Video.

Oh, das freut mich sehr. Genau das wollte ich erreichen. Einen kurzweiligen Film, der zeigt, wie ich arbeite, auch in meiner richtigen Arbeitsatmosphäre. Nicht so geschönt und glatt. Ich lasse auch  Kunden zu Wort kommen. Nichtzuletzt zeige ich auch meinen Coachingraum und den Stadtteil, in dem ich arbeite – es ist den Menschen ja auch wichtig zu sehen, wo Sie hingehen und wie es dort aussieht.

Es gibt sogar Leute, die explizit hervorheben, dass sie es gut finden, dass ich mein Büro nicht in Ottensen, Eppendorf oder Eimsbüttel betreibe – sondern im relativ unglamourösen Rothenburgsort, das im übrigen sehr gut erreichbar und wunderschön an der Elbe gelegen ist. Viele finden es beruhigend, weil dann die Hemmschwelle nicht so groß ist und sie nicht das Gefühl haben, sich größer machen zu müssen, als ihnen gerade zumute ist. Schließlich ist es immer ein großer Schritt, sich Unterstützung von außen zu holen, da ist man froh, wenn es nicht so viele Anfangshürden gibt.

Als Coach und Trainerin bist du fachlich gesehen wenig spezialisiert:  keine besonderen Methoden, Testverfahren oder was sonst so gerne empfohlen wird…

PR-Wirkung – mit Hunden in Bild der Frau

Ich komme aus der Personalentwicklung, bin zertifizierter Business Coach und ebenso zertifizierte Existenzgründerberaterin, war viele Jahre in einem Konzern und verstehe mein Handwerk. Für mich steht immer der Mensch im Mittelpunkt, ich bin aus voller Überzeugung Coach und sehe mich nicht so sehr als Beraterin. Für mich gibt es nicht die eine Lösung, sondern nur Lösungen, die zum jeweiligen Menschen passen, egal ob Existenzgründer oder Manager.

Ein spannendes Steckenpferd habe ich: Bekömmliche Selbstorganisation. Für strukturierte Ordner und für kreative Chaoten. Das ist ein Thema, dem ich ganz viel Leben und Frische einhauche – damit das Zeitmanagement und der Papierkram endlich Spaß machen. In meinen Workshops geht es daher auch sehr bunt und kreativ zu – und gar nicht trocken. Das Thema ist für viele blanker Horror – mir macht es einfach richtig Spaß, aus einem Gruselthema etwas sehr Reizvolles zu machen.

Dafür findest du im Marketing einen besonderen Zugang. Die Basset-Dame Wilma, die übrigens noch eine Schwester besitzt, hat eine eigene Facebookseite. Bringt das wirklich Kunden?

Auf jeden Fall. Und ich gestehe: sie hat sogar zwei Facebook-Auftritte. Einen privaten, wo sie nach Feierabend Lustiges aus ihrem Privatleben auszuplaudern weiß und eine Business Seite, wo sie als Co-Trainerin Wilma aus unserem Coaching-Alltag berichtet oder über ‚Azubine Frieda’ lästert. Die Fans lieben das und machen fleißig mit. Wir haben soviel Spaß zusammen, dass kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht wenigstens einmal laut lachend vor dem Laptop sitze.

Wilma gehört einfach zu mir und der positive Nebeneffekt: sie erhöht einfach meine Merkfähigkeit. Viele, die mich zum Beispiel im NDR zum „Tag der Norddeutschen“ gesehen haben, sagen: „Das ist doch die mit dem lustigen Hund“. Der Hund fördert die Kommunikation, erleichtert den Small Talk und sogar die Kontaktaufnahme, etwa beim Gassigehen. Auch du sagst ja „das ist die mit dem Hund“.

Und einmal war ich mit Wilma auf einer großen Netzwerkveranstaltung, da schallte es durch die Menschenmenge: „Guck mal, das ist doch der Hund von Facebook!“

Hunde sind für viele Menschen sehr wichtig. Ich habe Kunden, die bringen ihren Hund mit – gut, dass ich keinen eigenen habe, denke ich da. Was passiert, wenn da zwei Hunde rumtoben? Bleibt da Zeit für das Coaching?

Auf jeden Fall. Wilma, das sieht man auch auf dem Video, liegt die meiste Zeit ganz ruhig daneben. Und mit anderen Hunden hat sie gar kein Problem. Egal ob groß oder klein. Klar, zur Begrüßung ist erstmal kurz wildes Beschnuppern und Umeinanderspringen angesagt, aber das gibt sich schnell. Ich habe auch immer etwas zu Knabbern und Spielzeug zur Bestechung im Büro.

Du warst schon mehrfach im NDR Fernsehen und Radio und auch Zeitschriften haben dich schon angesprochen. Normalerweise ist es extrem schwer als  Coach in die Medien zu kommen. Ein Buch reicht da lange nicht mehr.

Ja, es funktioniert, ich werde häufiger angefragt und immer ist als erstes der Hund aufgefallen. Der NDR hat zum Beispiel ein „Schnapp die Wurst“-Foto-Shooting mit den beiden Hunden gefilmt und die Aktivitäten der Facebook-Fans, die putzige Gedichte für die beiden gedichtet haben.

Ganz tolle und witzige Kontakte habe ich wirklich über Facebook geknüpft. Mittlerweile kennen wir in ganz Deutschland und sogar in anderen Ländern Menschen, die nur darauf warten, dass wir mal zu Besuch kommen, damit wir uns mal live beschnuppern. Wir bekommen liebevoll gestaltete Karten, E-Mails und Briefe, sogar kleine Geschenke für die Hunde ins Büro geschickt. Und das, obwohl wir viele bisher nur virtuell kennen.

Konsequent: Wilma zieht sich durch dein komplettes Marketing. Du hast Pfoten zum Aufkleben, das Video „Hommage an Co-Trainerin Wilma“ und sogar Postkarten mit Wilma-Motiven…

Mir war es wichtig, nahbar zu sein und einen Weg zu finden, authentisch zu leben und arbeiten.  Coaching und Training sind meine Leidenschaft, Wilma und Frieda ebenso. Es ist also für mich sehr konsequent, das zu verbinden. Noch dazu war ein eigener Hund schon immer mein Lebenstraum – mit meiner Selbstständigkeit ist in meinem Alltag vieles leichter und spannender geworden. Ohne die lustigen Hunde wäre es sicherlich ganz anders verlaufen.

Zum Glück habe ich tolle Freelancer in meinem Netzwerk, die ganz begeistert nahezu jeden Schabernack mitmachen. Und wer weiß, vielleicht schreibt Co-Trainerin Wilma ja irgendwann ein Fachbuch ;o)

Ehe Sie sich jetzt auch einen Hund anschaffen: Die Kunst des Marketings ist es, von Erfolgsrezepten zu lernen. Aber bloß nie, diese nachzumachen.

 

 

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

4 Kommentare

  1. Bernd Slaghuis 29. Januar 2013 at 16:23 - Antworten

    Sehr sympathisch und ein tolles Geschäftsmodell mit beeindruckender Wirkung! Die beiden Damen würde ich auch sofort besuchen fahren 🙂
    Apropos Hund. Auf den Hund gekommen bin ich auch vor einiger Zeit mal mit meiner Struppi-Strategie:
    http://bit.ly/YBPykb

    LG, Bernd Slaghuis.

  2. Sabine Dinkel 29. Januar 2013 at 18:07 - Antworten

    Liebe Svenja,

    nochmal herzlichen Dank für die Zeit und die Aufmerksamkeit, die du mir geschenkt hast. Ich freue mich sehr über das Ergebnis.

    Durch unser Gespräch ist mir übrigens erst so richtig bewusst geworden, was da eigentlich innerhalb von drei Jahren entstanden ist. Das alles ist ja – ganz nach der slow grow-Devise – langsam aber stetig gewachsen. Und da es sich peu á peu entwickelt hat, war es mir auch sehr nah und demzufolge tatsächlich stimmig.

    Danke auch an Bernd Slaghuis für die tolle Rückmeldung…die Struppi-Strategie werde ich mir gleich mal zu Gemüte führen. Und für einen Kaffee oder eine Gassirunde am Deich sind wir immer zu haben 😉

    Herzliche Grüße, Sabine Dinkel

  3. Manfred 7. März 2013 at 22:44 - Antworten

    Dies ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Ansatz auf sich aufmerksam zu machen. So ein Hund als Marke aufzubauen hat einen ganz anderen Erkennungswert und ist ein idealer Gatekeeper.

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