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Schicken Sie uns doch mal Ihr Profil…Hilfe, was meinen die denn?
Der gute, alte Lebenslauf bildet die Erfahrungen von Wissensarbeitern, zumal von jenen, die in Projekten arbeiten, nur unzureichend ab. Auch Wissenschaftler finden sich nicht ausreichend wieder auf den zwei bis drei angeblich maximal zulässigen Seiten.
Arbeiten Wissensarbeiter als Freelancer hören Sie normalerweise „Schicken Sie doch mal ein Profil“. Schweizer sprechen mitunter auch von einem Dossier. Gemeint es dasselbe. Wer aus einer Angestelltenposition kommt, setzt Profil oft mit CV gleich. Doch das ist es nicht.
Nicht mal Wikipedia kennt und erklärt solch ein Profil, wie ich es meine. Es kennt nur das Xing-Profil. Googelt man „Profil“, so findet man vor allem ältere Beiträge von mir. Fazit: Es scheint sich dort etwas im Gebrauch etabliert zu haben, für das es keine theoretische Erklärung gibt. Scheinbar hat in den letzten Jahren außer mir kaum jemand das Thema aufgegriffen.
In der Praxis ist es dennoch normaler Recruiting-Bestandteil. Fragen Sie Vermittler wie Hays oder Harvey Nash, so wissen diese ganz genau was mit so einem PROFIL gemeint ist: Es ist etwas, dass Auskunft über die Einsatzbereiche und fachlichen Kompetenzen von jemanden gibt, die relevant für Projekte sind. Eine Projektliste gehört dazu.
Ich habe im Laufe der Jahre die Erfahrung gemacht, dass eine Dreiteilung des Profils am sinnvollsten ist: Eine Übersichtsseite mit den wichtigsten Facts, eine Skill-Übersicht mit Selbsteinschätzung, die auch nicht-fachliche Skills inkludiert (auch eine bis maximal zwei Seiten) sowie eine ausführliche Projektliste. Natürlich solte hier nicht im Gulp-Stil alles aufgefüht sein, was einen Namen hat, sondern nur wirklich relevante Themen.
Insgesamt kommen so leicht 8 bis 10 Seiten zusammen. Mehr muss es auch gar nicht sein, weniger aber auch nicht. Gerade aktuelle Projekte sollten ausführlich beschreiben sein und folgende Angaben enthalten:
- Projektname, Zeitraum, Kunde (wobei dieser nicht genannt, sondern nur umschrieben sein kann), Rolle/Fuktion, Projekt und Projektziel, Aufgaben im Projekte, eventuell eine besondere Herausforderung und eingesetzte Technologien und/oder Methoden.
Der Fokus sollte dabei auf aktuellen Projekten liegen. Ein halbjähriges Projekt darf dabei schon mal auf einer halben Seiten beschrieben sein. Diese Form bietet sich auch für Nicht-ITler an, zum Beispiel für Wissenschaftler, die in Projekten arbeiten. Sie macht auch sehr viel Sinn für Angestellte. Hier gehört aber ein Lebenslauf weiterhin dazu. Nur darf er dann sehr viel kürzer sein. Nicht Projektorientierten Wissenschaftlern empfiehlt sich eine Publikations- und gegebenenfalls Vortragsübersicht.
Je nach Thema sollten die letzten 5-10 Jahre dokumentiert sein. Die Auswahl sollten Sie treffen, je nachdem wie relevant die Projekterfahrungen für Ihre aktuelle Suche sind. Wenn Sie heute als Java-Entwickler tätig sind, ist eine frühere Tätigkeit im COBOL-Umfeld erst mal irrelevant, ja mehr noch: sie kann stören.
In der IT gibt es typische Rollen oder auch Funktionen: Systemarchitekt, Entwickler, Berater, Administrator und Projektleiter oder Teilprojektleiter. Wie groß war das Projekt, in dem Sie gearbeitet haben, wie viele Personen waren eingebunden? Das ist eine relevante Information für die Projektbeschreibung. Zertifizierungen werden in der IT immer wichtiger, wobei sich Praktiker und Theoretiker oft mit wenig Verständnis gegenüberstehen. Meiner Erfahrung nach führt beides zusammen zum größten Erfolg: die regelmäßig dokumentierte Weiterbildung gemeinsam mit dem praktischen Nachweis. Im Profil sollte beides aufgeführt sein, sofern es wichtig ist. Das ist der Punkt: Die Kunst liegt in der richtigen Auswahl; alles reinschreiben kann jeder 😉
Denken Sie beim Schreiben Ihres Profils daran, dass Sie mehrere Zielgruppen haben:
- Erstens der Projektvermittler, der vor allem schaut, ob die wesentlichen Begriffe drinstehen und wie aktuell ihre Projekterfahrung ist. Möglich, dass er kein besonderes fachliches Know-how hat und Details nichts versteht. Es ist deshalb angebracht, auch Synonyme zu verwenden und verständlich zu schreiben. In der Übersichtsseite und auch in den Projekten kann ein Hauch von Selbstmarketing nicht schaden. Worte wie „alleinverantwortlich“ oder Beschreibungen wie „Präsentationen vor den Fachverantwortlichen und auf Vorstandsebene“ können einen entscheidenden Unterschied machen.
- Zweitens: Der Kollege, den eine Reihe von Wissensarbeitern kommen über Empfehlungen von Bekannten ins Projekt. Platte Werbung mögen die nicht.
- Drittens: Der Kunde, der IT-Abteilungsleiter oder auch Geschäftsführer sein kann, also mehr oder weniger fachlich.
Fazit: Die Pfeiler der Brücke sollten vom Allgemeinen, also einer Zusammenfassung, ins fachliche Detail geschlagen werden, so erreichen Sie die meisten für Sie relevanten Profil-Leser oder vielmehr Profi-Scanner, den die Mühe zu lesen machen sich die wenigsten. Weshalb so ein Profil am besten auch noch gut aussieht.
An dieser Stelle erlaube ich mir den Hinweis, dass wir in den letzten 12 Jahren gut 300 Profiloptimierungen durchgeführt haben. Die persönliche Optimierung, die immer auch eine Karriereplanung enthält, mit dem Ziel der anschließenden schriftlichen Umsetzung dauert 6-8 Stunden, z.B. im Rahmen des Strategietags durchzuführen, Optimierung der schriftlichen Profile durch uns 2-3.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Hallo Frau Hofert,
sehr schöner Artikel! Ich arbeite auch seit Jahren mit meinen Kunden an Profilen. Die Vorteile liegen auch für Festangestellte auf der Hand. Der Lebenslauf gibt dann die notwendigen Daten, wie sie ohnehin im Wesentlichen feststehen, wieder. Das Profil bietet alle Infos zu Inhalten und kann sehr gut an die Zielstelle angepasst werden (idealerweise für jede Stelle neu).
Auf meiner Website können Interessierte ein Beispielprofil herunterladen um zu sehen, wie das bei mir für Festangestellte aussehen könnte (komprimierte Darstellung – aber insgesamt mache ich das viel kürzer und auf den Punkt, im Vergleich zu den ausführlicheren Versionen, die Sie beschreiben).
http://bit.ly/N70tXj
Schöne Grüße,
Christoph Burger
[…] auf Englisch – an article by Verena Wolf, sueddeutsche.de, and answer to the question “Was ist ein Profil?” by Svenja Hofert […]
Sehr geehrte Frau Hofert,
auf der Suche nach einem guten Beispiel eines Kurzprofils habe ich diese Seite von Ihnen entdeckt. Wie mir scheint haben sich dort ein paar kleine Fehler, augenscheinlich über die Autokorrektur von Word, eingeschlichen. Ich habe mir erlaubt für Verbesserung der Qualität Ihrer Seite diese 3 mir aufgefallenen Fehler hier aufzuschreiben. Vielleicht würden Sie im Gegenzug mir einen Tipp oder ein schönes Beispiel zur Erstellung eines Kurzprofils geben.(Es geht weniger um die hier besprochenen Projektbereich sondern um die gute Darstellung meiner Skills.) Falls Sie das nicht tun möchten oder können ist das natürlich auch vollkommen in Ordnung.
Mit feundlichen Grüßen
Raphael
Die Fehler sind vor dem jeweiligen Klammer und mein Vorschlag mit ? in Klammern:
Arbeiten Wissensarbeiter als Freelancer hören Sie(sie?) normalerweise „Schicken Sie doch mal ein Profil“. Schweizer sprechen mitunter auch von einem Dossier. Gemeint es (ist?) dasselbe.
Zweitens: Der Kollege, den (denn?) eine Reihe von Wissensarbeitern kommen über Empfehlungen von Bekannten ins Projekt. Platte Werbung mögen die nicht.