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Warum das Niveau Ihrer Aufgabe wichtiger ist als Sie denken

Veröffentlicht: 20. November 2012Kategorien: Human Ressources

Gerade ist es „in“, den Wandel der Arbeitswelt zu beschwören. Da geht es um neue Führung und die Generation Y. Über ein Thema habe ich noch nirgendwo gelesen: Das Niveau der Aufgabe. Denn es ist nicht egal, was Sie und für wen Sie etwas tun.

Der beste Karriererat in Zeichen der Arbeit der Zukunft: Egal, was Sie tun, tun Sie es auf einem richtig hohen Level bei und für jemanden, der richtig gut ist (inhaltlich und methodisch, nicht zeitlich). Innovative Arbeitgeber haben gerade am Anfang einer Berufslaufbahn den guten Namen oft einiges voraus. Ausnahme: Ihr Metier und Ihre Kernkompetenz sind Methoden. Die lernt man oft besser bei den Großen. Sonst gilt Lieber weniger Geld zum Einstieg, dafür guter Arbeitgeber – eine kommende Nummer eins zu finden ist das Nonplusultra.

Das sichert den nächsten Job, und auf Sicht von 10 Jahren, denn mehr kann man nicht mehr überschauen, die gesamte Karriere. Was für mich ein hohes Niveau ist: Es gibt Unternehmen, die spielen bei bestimmten Themen in der Bundesliga oben mit – und andere krebsen teils in der Bezirksliga. Und zwar in allen Disziplinen: Management, Personalpolitik, Prozesse, Technik. Sie sind nirgendwo führend und nicht nur, dass Sie nichts lernen: ihr Image färbt auf sie auf. Und das ist schlecht für Sie.

Nehmen wir ein aktuelles Beispiel aus der Verlagsbranhce. Angenommen, Sie säßen im Digitalgeschäft bei Gruner & Jahr. Dieser Verlag hat sich nach  Lob um die Jahre 2004/2005 durch seine Digitalstrategie in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Andere sind vorbeigezogen, zum Beispiel Burda, zwar unter anderem mit dem Verkauf von Hundefutter, aber kreativ.

Das Niveau in diesem Verlag war – rein digital betrachtet, nicht redaktionell oder bezogen auf das Design –  nicht eben hoch. Die Aufgaben für Digitalbeschäftigte waren also nicht auf hohem Niveau im Sinne von “innovativ” und “fortschrittlich” angesiedelt. Schlecht bei einer eventuellen Jobsuche, sollten Sie mit diesem Geschäft als Manager betraut gewesen sein. Für Indianer ist das Karrierehemmnis wohl weniger groß.

Wer sich aus einem Position mit Zweitliganiveau auf etwas neues bewirbt, hat keinen Track Record, also keine belegbare Erfolgshistorie. Mitgehangen, mitgefangen – das gilt auch für die Mitarbeiter von Unternehmen, die immer mehr zum Selbstunternehmer werden müssen. Zum Selbstunternehmertum gehört mehr und mehr auch die bewusste Auswahl von Firmen als passender Arbeitgeber, der nicht nur Gehalt und Flexibilität bietet, sondern auch Profilschärfung. War früher der Name eines Arbeitgeber mein Status-Umgehängsel, ist es jetzt seine Erfolgsbilanz.

Da wird es in meiner Beobachtung immer wichtiger die schlechten Arbeitgeber als Nonperformer auszusortieren. Da sollten Sie genauso vorgehen, wie die Arbeitgeber auch: Erkennen Sie Unternehmen mit Potenzial – und greifen Sie zu, wenn Sie an jemanden glauben. Begreifen Sie, dass das Indiz für den Erfolg von morgen der Misserfolg von gestern sein kann. Und dass der Erfolg von heute nicht unbedingt Aussage über den von morgen trifft.

Apropos Industrieschauspieler (ich liebe diesen Begriff, er ist an Genialität durch wenig zu übertreffen!) Nicht nur im Handelsblatt ist gerade zu lesen, dass dies Typ, der vor allem durch geschicktes Netzwerken Karriere macht, ein Auslaufmodell ist. Man will heute keine Show mehr, sondern Erfolge sehen, Track Redords. Der Introvertierten-Trend passt irgendwie dazu.

Hohes Niveau zu bringen ist nicht einfach, wenn Arbeitgeber die persönliche Leistung nicht abrufen oder ihre Leute unter ihren Möglichkeiten arbeiten lassen.  In der IT sind die Konsequenzen besonders offensichtlich: Da werkelt jemand an veralteten Systemen mit Know-how von Dazumal  – und tut sich damit selbst keinen Gefallen. Für ihn/sie wird es schwerer einen guten neuen Job auf hohem Niveau zu bekommen – denn er kann das hohe Level ja nicht nachweisen.

Auch im Personalbereich gibt es hohes und niedriges Niveau, in der Bildung, im Projektmanagement, im Controlling, in der Steuergestaltung… überall

Ich begleite einige Kunden nun schon weit mehr als ein Jahrzehnt. In diesem Zeitraum haben sich fantastische Karrieren entwickelt. Und ohne es statistisch belegen zu können, scheint mir ein Kriterium viel wichtiger für den Erfolg als all das was uns in Karriere-Ratgebern so gern erzählt wird: das hohe Niveau einer Tätigkeit, ganz egal in welchem Umfeld.

Hat jemand zu Beginn der Online-Ära, etwa 1996, schon auf diesem hohem Niveau gearbeitet, und bei der Auswahl seiner Stellen fortan darauf geachtet, dieses Niveau permanent zu steigern und die aktuellen Entwicklungen in seine Entscheidungen für neue Aufgaben mit einzubeziehen, sind die entsprechenden Personen heute frei von Jobsorgen.

Sich für ein hohes Niveau zu entscheiden, heißt manchmal: gegen ein Jobangebot, gegen einen Arbeitgeber. Es erfordert einen gewissen „Darwiportunismus“, einen Ausleseprozess der Arbeitgeber, den Arbeitnehmer da ausleben. Doch dieser ist ein ganz wesentlicher Schlüssel zum Erfolg in der Arbeitswelt der Zukunft. “In 10 Jahren bewerben sich Unternehmen bei Bewerbern”, ich weiß nicht mehr genau, wo ich das gehört habe. Aber genau so wird es sein. Nicht bei allen, bei denen mit dem hohen Niveau.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

5 Kommentare

  1. Marion Meyer 21. November 2012 at 7:40 - Antworten

    Guten Morgen Frau Hofert,

    ganz toll Ihr Artikel, Sie haben es wieder einmal auf den Punkt gebracht, was viele Arbeitgeber nicht sehen und leben, weil hier das vorausschauende Planen fehlt.

    Liebe Grüße und einen schönen Tag

    Marion Meyer

  2. Svenja Hofert 22. November 2012 at 8:38 - Antworten

    Liebe Frau Meyer, ganz herzlichen Dank und Grüße an Sie, Svenja Hofert

  3. Gudrun Happich 22. November 2012 at 14:08 - Antworten

    Liebe Svenja,
    herzlichen Glückwunsch zu diesem großartigen Artikel !!

    Ich kann dem absolut zustimmen mit ein paar Ergänzungen: Bereits vor mehr als 10 Jahren formulierte Mathias Horx (Zukunftsforscher): In Zukunft wird es darum gehen, genau heraus zu finden, wo liegt “Deine” Spezialität (auf hohem Niveau natürlich), dafür eine Nische zu finden und dies den/dem Unternehmen anzubieten – ob als Unternehmer, Selbständiger oder Angestellter. Dann kann Du selbst Deinen (hohen) Marktwert bestimmen. Denn: die Unternehmensform der Zukunft wird sich dadurch kennzeichnen: Ähnlich einem Skelett gibt es eine “Grundstruktur” IM Unternehmen, die eher fürs Managen und Koordinieren von Prozessen und Projekten zuständig ist. Die einzelnen Dienste und Leistungen wird man sich am Markt einkaufen. Wer diesen Weg nicht geht oder gehen will, und das anbietet/macht, was eine breite Masse auch kann/macht, der wird von einer Preisdumpingspirale zur nächsten stolpern – “Damals” haben alle gesagt: so ein Blödsinn …. heute ist es in großen Teilen Realität. Bereits “damals” hieß es: der beste Weg, den Markt selbst zu bestimmen bedeutet: Nische auf maximal hohem Niveau – was allerdings auch bedeutet: hohe Investition in die eigene Qualifikation und Weiterbildung – mit einem Risiko, das es evtl. nicht funktioniert. Wer diesen Weg nicht geht/gehen will, wird im Laufe der Zeit ein immer geringeres Einkommen erwirtschaften.

    Die zweite Ergänzung: einer meiner Kunden erzählte vor kurzem: Wir haben bereits den ArbeitNEHMERmarkt (mindestessn in bestimmten Bereichen). Diese Tatsache ist bereits Realität und keine Zukunftsmusik mehr. Das interessante daran: Die Kunde kommt aus der Hauptstadt Berlin, wo viele Rahmenbedingungen gegeben sind, von denen Unternehmen auf dem platten Land nur träumen….

    Herzlichen Gruß
    Gudrun Happich

    • Svenja Hofert 22. November 2012 at 17:02 - Antworten

      Liebe Gudrun, danke für deine tolle Ergänzung und die Einordnung in den Rahmen. Ich sehe das wie Du: Die Grundstruktur wird bleiben, alles andere wird zugekauft, d.h. wer sich in der Grundstruktur bewegt muss guter Manager in deinem Sinne sein. Außerhalb der Grundstruktur wird sich das aus der IT bekannte Modell der Projektarbeit auch in anderen Bereichen durchsetzen, und wenn die Expertise stark genug kann sie sich dem Trend zu Leiharbeit auch widersetzen. Dann hat man vielleicht “Agenten”, die einen vermitteln, aber wenn die einem nicht gefallen, wechselt man sie. LG Svenja

  4. Bernd Schlömer 28. Dezember 2012 at 11:10 - Antworten

    Da stelle ich mir die Frage ob ein Student sich dessen bewusst ist, dass er/sie zum “Agenten” ausgebildet wird 🙂 Denn betrachtet man die heutige Ausbildungsstruktur und wie in Bachelorstudiengängen von Managern Karrieren gesprochen wird, dann stellt man sich schon die Frage ob Studenten wirklich wissen was auf sie zukommt.
    Prof. Dr. Burkhard Schwenker von Roland Berger hat darüber auch auf weltenwandler.tv berichtet, und macht diese Erfahrung auch immer wieder mit Absolventen

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