Der Hund im Büro kann ja auch mal arbeiten(aktualisiert 20.04.2012)

Er ist groß. Er heißt Klara (und ist eine sie). Und er beißt, wenn andere Angst haben. Ich habe Angst – Joggertrauma. Klara, Namen sind wie immer erfunden, wohnt bei einer Kollegin, die sich nur selbstständig gemacht hat, weil sie den Hund nicht ins Büro mitnehmen durfte. Solch tierische Bindung ist exotisch? Überhaupt nicht. Als das erste Mal ein Wuffi vor der Büro-Türe stand, suchte ich noch lange nach einem geeigneten Gefäß. Wenn der Manager einen Kaffee auf den Tisch bekommt, kriegt sein Mops eben Wasser vor die Pfoten.

Mein Eindruck ist, dass das Bekenntnis zum Wau(wau) in Zeiten entspannterer Jobmärkte und stärkerer Bewerberpositionen zunimmt. Hunde kommen nicht mehr nur mit zur Beratung, sie sind auch Verhandlungsmasse bei Einstellungen. Entweder der Hund kommt mit zur Arbeit oder es wird nichts mit dem Job – eine Reihe von Leuten können sich das vom interessanten Jobprofil her einfach leisten. Und dann gibt es noch die selbstbewusste Spezies, die nicht lange fragt und ihren Jack Russell einfach mitbringt.

Bei beruflicher Neuorientierung kann die Wahrscheinlichkeit, ob Doggie mit zur Arbeit darf oder nicht, den Ausschlag pro oder contra Angebot “Traumjob” geben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist das eine, die von Hunde- und Frauchen- oder Herrchenleben für viele mindestens genauso wichtig. Gut, dass immer mehr Arbeitgeber tierischen Freunden nicht abgeneigt sind, wie mir nächste Woche auch Sabine Sinzig im Interview bestätigen wird. So gibt es inzwischen sogar Arbeitgeber, die einen Zwinger zur Verfügung stelen oder eine Art Hundekindergarten, weil Labortätigkeit und manch anderes Thema außerhalb der hundefreundlichen Dienstleistungen, den Wau unterm Schreibtisch aus Hygiengründen ausschließen.

Agenturen jeder Art waren seit jeher offen und an der Hunderasse erkennt man meist auch die Agenturart und den Beruf. In der Mode ist es ähnlich. In einem meiner Seminare für ein Verlagshaus saßen vor mir auch Moderedakteurinnen. Und nein, es ist kein Vorurteil, dass die Ähnlichkeit von Mensch und Hund frappierend sein kann, mindestens die Style-technische.

Doch auch konservativen Arbeitgebern garantiert ein Hund Einsatzbereitschaft und Loyalität. Zudem bietet er einen gewissen Schutz vor dem Kinderwunsch und damit wiederum vor längeren Ausfallzeiten, ist der Bürohand doch meist ein Partner- und nicht etwa ein Familienhund. “Der Hund ist mein Kind” – das habe ich nicht nur einmal gehört. Mir ist sogar ein Fall bekannt, in dem eine Managerin mehr als 2.000 EUR in die Tagesbetreuuung ihres goldenen Retrievers investierte, denn mitnehmen konnte sie den Hund in den neuen Job leider nicht. Der Pharmamanager mit Hund? Noch Zukunftsvision. Alltag indes ist der Hund als Luxus-Kind. Und wartet erst mal, liebe Arbeitgeber, die ihr euch “branden” müsst, wenn die Generation Y so richtig knapp wird! Dann könnte es sein, dass Wuffi demnächst Erste Klasse mitfliegt – zum Kunden.

Die tierische Wirkung der Hundefreundlichkeit scheinen nun auch größere Firmen erkannt zu haben. So sollen, man glaubt es kaum, selbst die deutsche Telekom, Google und Siemens tierfreundlich sein. So steht´s jedenfalls bei Kununu. Dort gibt es die Kategorie “Hunde geduldet”, unter der sich gezielt nach solchen Unternehmen suchen lässt. Da müssen Sie sich noch nicht mal selbstständig machen.

PS.: Ich freue mich, wenn Sie Tipps und Erfahrungen von hundefreundlichen Firmen posten. Und auf ein Interview mit Sabine Sinzig, die ein Portal für hundefreundliche Arbeitgeber und Jobsuchende eröffnet hat. Denn in Zeiten, in denen sich immer mehr Arbeitgeber beim Bewerber bewerben – statt umgekehrt – steigt der Hund auf in die Riege der Top-Argumente für Top-Arbeitgeber.

Foto: Copyright Fotolia

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

12 Kommentare

  1. Lars Hahn 20. Januar 2011 at 15:32 - Antworten

    Der Trend geht zu Mitarbeiter/innen mit Hund. Wir haben auch zwei davon. Diese Spezies (Mensch und Hund) bedarf besonderer Pflege und Beachtung.

    Hunde können so ein schönes Gesprächsthema sein. Für Mitarbeiter und Kunden. Übrigens ähnlich wie Kinder.

    Nur im Gegensatz zu letzteren sind manche Hunde durchaus geeignet, still den ganzen Tag im Büro zu verweilen.

    Eine gewisse Maskottchenfunktion für das Unternehmen ist dabei durchaus förderlich. Allerdings korrespondiert der Niedlichkeitsfaktor durchaus mit dieser Möglichkeit. Süüüß sollte er schon sein, der Bürohund.

    Sagt übrigens alles ein passionierter Jogger ohne eigenen Hund.
    Lars Hahn

  2. Svenja Hofert 20. Januar 2011 at 15:37 - Antworten

    Stimmt, daran habe ich noch nicht gedacht: Der Hund als Teil der Corporate Identity. Insofern wäre durchaus auch mal die bissige Variante vorstellbar 😉
    Übringens sind es interessanterweise immer die kleinen, harmlos aussehenden Hunde (die süßen), die Jogger anfallen, während die Pitbulls vorbeitrotten 😉
    liebe Grüße Svenja Hofert

  3. Lars Hahn 20. Januar 2011 at 20:25 - Antworten

    Es sind wirklich verdächtig oft die kleinen Hunde, die sich zum Joggerfresser entpuppen.

    Antwort Hundehalter vor dem Anfallen des Joggers:
    “Der tut nichts, der bellt nur.”

    Antwort Hundehalter nach dem Anfallen des Joggers:
    “Das kann ich mir gar nicht erklären. Das hat er ja noch nie gemacht.”

    Also: Besser ein Hund unterm Schreibtisch, als ein Hund an der Wade!

  4. Jasmin Sieverding 29. Januar 2011 at 11:04 - Antworten

    Hallo Frau Hofert,

    es ist schon spannend, wie weit die Tierliebe gehen kann – doch erwiesenermaßen senken Hunden den Blutdruck, wirken allgemein beruhigend und stimmungsaufhellend. Und wer kann so etwas zeitweise in seinem Büro nicht gebrauchen?

    Allerdings: zwischen “Hunde geduldet” und “Hunde tatsächlich anwesend” gibt es auch noch einen großen Unterschied. Der Büronachbar mit der stark ausgeprägten Hundehaar-Allergie oder die Mitarbeiterin mit der Hunde-Phobie sind nur zwei Möglichkeiten, warum es letztlich mit dem tierischen “Gadget” im Büro doch nicht klappt.

    Schöne Grüße, Jasmin Sieverding

  5. Svenja Hofert 29. Januar 2011 at 11:16 - Antworten

    Hallo Frau Sieverding, Blutdrucksenkend ist mir neu – bei mir erhöhen große Hunde ihn eher. Vielen Dank für Ihre interessante Ergänzung! freundliche Grüße Svenja Hofert

  6. Susanne Krings 5. Mai 2011 at 23:59 - Antworten

    Liebe Frau Hofert,
    um der Richtigkeit der Aussagen von Frau Sieverding (oben) Nachdruck zu verleihen, habe ich nochmal einen Link rausgesucht.
    http://www.hundelobby.com/downloads/hundewirkenpositiv21.pdf
    Ein gut sozialisierter, ausgebildeter Hund kann sicherlich eine Bereicherung für jedes Büro sein – Tierhaarallergiker werden natürlich immer ein Problem sein – aber viele Phobiker können durch eine schrittweise Annäherung an die Thematik Ängste abbauen. (Ich persönlich halte nicht viel von einer “Hau-Ruck-Methode” , Ängste abzubauen braucht Zeit – sie haben sich ja auch nicht von heute auf morgen so stark gefestigt…)
    Vielen Dank für Ihren Artikel – gerne würde ich in Zukunft mehr zu dem Thema lesen.

    Viele Grüße,
    Susanne Krings.

    • Svenja Hofert 6. Mai 2011 at 8:18 - Antworten

      Liebe Frau Krings, danke für Ihre interessante und hilfreiche Ergänzung. herzlichst SH

  7. Sabine Sinzig 20. März 2012 at 14:10 - Antworten

    Liebe Frau Hofert,

    in der Zwischenzeit sind etliche Unternehmen offen bzw. offener für das Thema Hund im Büro geworden. Internationale Unternehmen wie google z.B. erlauben in allen Büros Hunde unter der Voraussetzung, dass alle Kollegen und Mitarbeiter einverstanden sind. Es existiert sogar eine eigene Dog Policy zu diesem Thema.

    Der Deutsche Tierschutzbund hat in den letzten Jahren erfolgreich die Aktion “Kollege Hund” ins Leben gerufen, an der sich 2011 rund 1.000 Unternehmen beteiligt haben. Man sieht also, dass es etliche Unternehmen in Deutschland gibt, die ihre Türen für den Bürohund öffnen. Meiner persönlichen Meinung nach würden auch viele Hund nicht im Tierheim landen, wenn der Hundebesitzer seinen Hund mitnehmen dürfte und ihn so sicher an seiner Seite wüsste.

    Um dem entgegenzuwirken haben wir aktuell ein Jobportal ins Leben gerufen, in dem hundefreundliche Unternehmen um den qualifizierten Mitarbeiter mit Hund werben können. Die Qualifikation steht selbstverständlich an erster Stelle, aber der Hund ist kein K.O.-Kriterium mehr. Einen schöneren Mehrwert kann man sich als Hundehalter nicht vorstellen…:-)

    Vielleicht schauen Sie einfach mal rein unter http://jobs-mit-hund.com und ich freue mich über Ihr Feedback!

    Liebe Grüße
    Sabine Sinzig

  8. Angi 20. April 2012 at 23:05 - Antworten

    Ich arbeite in einem wohnheim für menschen mit behinderungen.(psychisch)
    Meine trudi war vom ersten tag an nicht nur geduldet sondern auch gern gesehen!!!

  9. […] weiteres Highlight eine Feelgood Managerin – ich sprach im Blog bereits über diesen neuen Beruf. Hunde sollen auch erlaubt sein und Flexibilität in Maßen. Ob das Unternehmen mit Vitra-Möbeln […]

  10. Björn 17. November 2014 at 14:28 - Antworten

    Schade mein Chef erlaubt leider keine Hunde auf Arbeit. Ich finde auch, dass es sehr wenige Arbeitsstellen gibt, bei denen Hunde erlaubt sind.

  11. Andreas 26. Juni 2015 at 19:16 - Antworten

    Den Trend habe ich auch schon beobachtet und finde ihn sehr unterstützenswert, ist doch mittlerweile erwiesen, dass Hunde am Arbeitsplatz förderlich für die Gesundheit der Mitarbeiter, aber auch das Betriebsklima im Allgemeinen sind. Wie käme man sonst einmal über die berufliche Ebene im Gespräch hinaus? Und wie wichtig auch das persönliche Verständnis für den Umgang miteinander ist, versteht sich von selbst.

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