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Welche Soft Skills braucht die Zukunft? Teamfähigkeit und Selbstmanagement neu definiert

Veröffentlicht: 20. Juni 2012Kategorien: Human Ressources

© Mirko Raatz - Fotolia.com

Haben Sie die passenden Soft Skills für die Zukunft Ihrer Karriere? Darüber habe ich neulich als Gastkommentatorin bei Xing laut nachgedacht. Hier möchte ich meinen Beitrag in einer kleinen Reihe über Schlüsselkompetenzen vertiefen. Beginnen wir einmal mit dem wohl am meist zitierten Soft Skill, der Teamfähigkeit. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass darunter JEDER etwas anderes versteht? Die Palette reicht von friedlich nebeneinander herarbeiten bis Mittags essen gehen. Ist das die Art von Teamfähigkeit, die in der Arbeit der Zukunft gefragt sein wird? Sicher nicht. Wenn sich die Welt so entwickelt, wie sie sich entwickeln muss, dann werden sich folgende Eigenschaften unter dem Begriff Teamfähigkeit subsumieren:

  • Kooperationsbereitschaft: Es gut finden, mit anderen gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten.
  • Akzeptanz der Expertise des anderen: Nicht meinen, alles besser zu wissen oder das eigene Know-how als höherwertig anzusehen, zumal in Zeiten der Wissensarbeit.
  • Bereitschaft die fachliche Perspektive des anderen zu sehen und als wertvoll anzunehmen (ohne ein meins-ist-wichtiger-als-Denken).
  • Grundlegende Höflichkeit jedem gegenüber. Der freundliche Umgang auch dann, wenn man deutlich seine Meinung sagt oder eine “rangniedere” Person vor sich hat.
  • Ein Bewusstsein für die Unterschiedlichkeit von Persönlichkeiten, für das Zusammenspiel von Stärken und den Umgang mit Verschiedenartigkeit.

Das ist viel mehr als das, was gemeinhin unter Teamarbeit verstanden wird. Teamfähigkeit ist auch als Kategorie der “alten” Arbeit bekannt und ein Spezifikum von Unternehmen und Gesellschaften mit einem Schwerpunkt in der grünen Phase nach Spiral Dynamics.

Eine eigene und neue Kategorie innerhalb der Soft Skills ist dagegen das Selbstmanagement – es entspringt, spiraldynamisch gedacht, “gelbem” Denken. Selbstmanagement wird allzuoft mit Zeitmanagement gleichgesetzt, doch liegen Welten dazwischen. Klassisches Zeitmanagement (Ordnung, Struktur, Plan, Regeln) wächst auf bürokratischer, blauer Denkweise – Selbstmanagement integriert dieses Denken, macht sich aber gleichzeitig vom Dogma der Planbarkeit frei.

Selbstmanagement ist somit weit mehr als zeitliche Organisationsfähigkeit – eine innere Haltung: Selbst-Manager steuern sich und ihre Zielerreichung von innen. Ein echter Mehrwert für die Karriere und in Zeiten, in denen die Zukunft der Arbeit teilweise schon da ist, in manchen Berufen und Funktionen geradezu essentiell für das berufliche Überleben. Sich selbst zu steuern fällt vielen extrem schwer. Der Grund ist meist das Bedürfnis nach Feedback und Rückkopplung – Dinge einfach nur so aus sich heraus zu machen, sind wir nicht gewohnt. Typisch dazu das Statement einer Kundin neulich: “Wenn ich keine Terminen habe, tue ich nichts. Ich weiß dann gar nicht, womit ich mich beschäftigen soll”. Selbstmanagement halte ich für eine der wichtigsten Zukunfts-Kompetenzen überhaupt – ist es doch auch eine Voraussetzung für ein Lernen ohne Zwang und Vorschrift.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

8 Kommentare

  1. Dr. Bernd Slaghuis 20. Juni 2012 at 22:41 - Antworten

    Frau Hofert, vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Meine Erfahrungen zeigen, dass wir die Kompetenz “Selbstmanagement” immer weniger “trainieren”, obwohl sie doch so bedeutend für ein selbstbestimmtes Leben ist. Das Studium wird immer mehr verschult und im Beruf wird vielen von uns durch einen täglichen Sitzungsmarathon vorgegeben, was wir tun und worüber wir nachdenken sollen. Sich auf das zu besinnen, was einem selbst wichtig ist und hierfür die Verantwortung und Steuerung zu übernehmen (Management) kommt immer kürzer. Schön, dass Sie dieses Thema als Soft-Skill der Zukunft aufgenommen haben.

    • Svenja Hofert 21. Juni 2012 at 11:11 - Antworten

      Hallo Herr Slaghuis, sehe ich wie Sie. Es ist alles so prozessorientiert und vorgegeben, dass der Aspekt des Selbstmanagements unter den Tisch fällt. Ich sehe manchmal junge Leute, die ohne Vorgabe gar nichts machen können. Zu befürchten ist, dass das zunimmt ;.) LG Svenja Hofert

  2. Franz-Peter Staudt 21. Juni 2012 at 12:02 - Antworten

    Sehr geehrte Frau Hofert,
    ein wirklich sehr interessanter Beitrag. Ich möchte nur darauf hinweisen, das Selbstmanagement keine neue Kompetenzkategorie ist. Sie wurde schon ab 1999 von Erpenbeck, Heyse und v. Rosenstiel in einem Kompetenzmodell systematisiert und vorgestellt. Selbstmanagement gehört hier zur „Personalen Kompetenz“ und wird wie folgt beschrieben:
    „Selbstmanagement ist die Fähigkeit, das eigene Handeln aktiv und weitgehend unabhängig von unterstützenden oder störenden Faktoren situationsentsprechend zu realisieren. Es baut auf Selbstständigkeit und Eigenaktivität des Handelnden, auf Selbsterfahrung und Selbstkontrolle, einschließlich der notwendigen Selbstkritik. Es setzt eine hohe Stufe des Selbstbewusstseins, der eigenen Handlungsmöglichkeiten und -begrenzungen voraus.“
    Nach dieser Definition ist Selbstmanagement eine wichtige Kompetenz. Allerdings „nur“ eine von 64 Kompetenzen, wie z. B. auch Teamfähigkeit, des oben angeführten Kompetenzmodells.
    Was aber sind Kompetenzen? Nach den o. a. Herren sind es
    „Dispositionen selbstorganisierten Handelns. Fähigkeiten, selbstorganisiert zu denken und zu handeln. Fähigkeiten von Menschen, sich in offenen und unüberschaubaren, komplexen und dynamischen Situationen selbstorganisiert zurechtzufinden.” Hier ist das Lernhandeln immer eingeschlossen. Damit sind Kompetenzen nicht mir Wissen und Qualifikation zu verwechseln. Wie sonst sind hochqualifizierte Inkompetente zu erklären?
    Meiner Meinung nach benötigen wir grundsätzlich mehr Kompetenzen. Welche es im Einzelfall sein müssen, hängt von der jeweiligen Situation ab. Eine Ärztin benötigt andere Kompetenzen als eine Controllerin oder eine Karriereberaterin. 🙂
    Freue mich auf einen regen Meinungsaustausch Ihr
    Franz-Peter Staudt

    • Svenja Hofert 21. Juni 2012 at 17:27 - Antworten

      Hallo Herr Staudt, vielen Dank für Ihre Ergänzung. Ich fidne 1999 relativ jung, wenn man bedenkt, dass viele sonstige Definitionen älter sind. Ich bin eigentlich der Meinung, dass es durchaus Kompetenzen gibt, die unabhängig vom Beruf sind. Was würden Sie sonst noch als Kompetenzen der Zukunft sehen? Ich möchte das ja gern als Reihe aufbauen und fortführen. LG Svenja Hofert

      • Franz-Peter Staudt 26. Juni 2012 at 14:54 - Antworten

        Hallo Frau Hofert,
        verzeihen Sie einem jungen, ungeduldigen Mann (50). Für mich sind 10 Jahre eine lange Zeitspanne. 🙂
        Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Kompetenzen sind unabhängig vom Beruf. Es gibt Menschen, welche im Beruf „nur“ Sachbearbeiter sind und im Privatleben Vorsitzender des Sportvereins. In beiden Fällen werden unterschiedliche Kompetenzen unterschiedlicher Ausprägung benötigt, sind aber immer vorhanden. Die Frage ist also, was will ich erreichen und welche Kompetenzen sind dabei notwendig – unabhängig, ob im Beruf oder privat. Wird es diese Unterscheidung in Zukunft noch geben?

        Bevor ich zu meiner Einschätzung komme, weise ich darauf hin, dass eine genaue Beschreibung, ein gemeinsames Verständnis der jeweiligen Kompetenz notwendig ist. Das ist u. a. ein wesentlicher Bestandteil bei der Erarbeitung eines Kompetenzmodells im Unternehmen. Was verstehen wir unter Selbstmanagement?

        In der heutigen Zeit sehe ich grundsätzlich folgende Kompetenzen gefragt:

        Personale Kompetenzen:
        – Selbstmanagement
        – Normativ-ethische Einstellung
        – Lernbereitschaft
        – Offenheit für Veränderungen

        Fach- und Methodenkompetenzen:
        – Analytische Fähigkeiten
        – Fachwissen

        Sozial-kommunikative Kompetenz:
        – Kommunikationsfähigkeit
        – Beziehungsmanagement
        – Kooperationsfähigkeit
        – Beratungsfähigkeit

        Aktivitäts- und Handlungskompetenz:
        – Innovationsfreudigkeit
        – Ergebnisorientiertes Handeln
        – Initiative
        – Zielorientiertes Handeln

        Die letzte „Dimension“ – Aktivitäts- und Handlungskompetenz – spielt dabei für mich eine wesentliche Rolle. „Es tun, effektiv und effizient.“ Letztendlich kommt es darauf an, dass der richtige Mix von Kompetenz vorliegt und man bei einigen wenigen Fähigkeiten wirklich herausragend ist.
        Zum Schluss dieses Beitrags noch ein Hinweis. Kompetenzen sind KEINE Persönlichkeitseigenschaften!
        Zum Thema Persönlichkeitstest gab es in der Zeit vom 21.06.2012 einen interessanten Beitrag von Bärbel Schwertfeger: “Gesucht: Der perfekte Kollege – Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter besser einschätzen können – mithilfe fragwürdiger Persönlichkeitstests.”

        Herzliche Grüße Ihr
        Franz-Peter Staudt

        • Svenja Hofert 27. Juni 2012 at 9:21 - Antworten

          Hallo Herr Staudt, so gesehen, haben Sie natürlich vollkommen recht, sind 14 Jahre unendlich viel…. 😉 Danke für Ihre Ergänzung, sehr wertvoll. Den Beitrag von Bärbel Schwertfeger kannte ich noch nicht, wird gleich gelesen. LG Svenja Hofert

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