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Initiativbewerbung: Drei Schritte, um auf dem verdeckten Stellenmarkt erfolgreich zu sein

Veröffentlicht: 28. März 2015Kategorien: Karriere und Beruf

Gründe, sich auf dem verdeckten Stellenmarkt zu bewerben, lassen sich gleich mehrere finden. Sie können sich, wenn Sie auf (noch) nicht ausgeschriebene Stellen setzen, Ihre Zielfirmen selbst aussuchen, auf Hidden Champions zugehen, Ihr Arbeitsleben in die Hand nehmen und den Zufall aktiv beeinflussen. Wie Sie dabei vorgehen, ist je nach Hintergrund jedoch unterschiedlich. Aber es gibt sowas wie Best Practice.

Erster Schritt: Welche Zielfirmen passen?

Bevor Sie loslegen sollten Sie überlegen, warum sie diesen Weg wählen und was das für Ihre Zielfirmen bedeutet. Ich unterscheide drei Gruppen:

Gruppe 1 der Bewerber sind in einem Umfeld tätig, das vor allem von Personaldienstleistern und Zeitarbeit dominiert ist. Sie suchen meist einen direkten Zugang zu Firmen. Das sind Konstrukteure, Auftragssachbearbeiter im Innendienst und Office Manager oder Assistenten. Diese Gruppe hat meist ein standardisiertes Know-how-Profil und muss in besonderem Maße auf den Sympathiefaktor setzen – und auf König Zufall, denn in der Regel werden für diese Personen keine Stellen geschaffen. Sie punkten wenn zufällig jemand krank ist, in Schwangerschaftsurlaub geht, Spitzen abgebaut werden müssen. Sie sollten vor allem nach weniger bekannten Unternehmen in Lagen suchen, die nicht so beliebt sind.

Gruppe 2 sind oft hochqualifizierte Personen, die kaum ausgeschriebene Stellen finden, weil die Kenntnisse zu speziell sind. Hierzu gehören auch Executives, also Manager, sowie akademische Fachkräfte auf Seniorlevel, die die bisherige Karriere in einem Segment gestaltet haben, das im Umbruch ist und die sich neu positionieren wollen. Wir haben hier vor allem Nachfragen von Kunden aus der Energiebranche, Stahl, Schifffahrt sowie anderen, die oft vor allem durch die Digitalisierung vor größeren Umbrüchen stehen. Diese Klientel punktet dort, wo sie mit ihrem Know-how optimal andocken kann. Sie sollte also nach Branchen und Unternehmen suchen, die vom bisherigen Wissen und der Erfahrung profitieren. Beispiel: Bauingenieure, die genug von den Konzernen haben, konnte in der Vergangenheit relativ einfach in den erneuerbaren Energien Fuß fassen.

Gruppe 3 sind Bewerber auf der Suche nach einem Traumjob. Diese Gruppe will sich gezielt Firmen aussuchen, die optimal auf sie selbst passen. Sie vergessen oft, dass Sie auch etwas bieten müssen und suchen sich meist Firmen nach der Verfügbarkeitsheuristik aus, präferieren also bekannte Unternehmen, die auch auf dem Radar von vielen anderen stehen. Dadurch sinkt die Erfolgswahrscheinlichkeit: Klar, je mehr Bewerber, desto geringer das Interesse an Initiativkandidaten. Diese Gruppe sollte viel intensiver nach echter Passgenauigkeit recherchieren, als sie es normalerweise tut und sich vor allem auch die Frage stellen: Was biete ich?

Zweiter Schritt: Kontakte nutzen und sondieren

netzwerkWir unterscheiden zwei Bewerbungstypen: Aktive Netzwerker und Not-Netzwerker. Aktive Netzwerker haben zahlreiche Bekannte und pflegen ihre Netzwerke. Sie wissen, wie wichtig eine breite Verdrahtung ist. Not-Netzwerkern wird die Bedeutung von Netzwerken oft erst bewusst, wenn es schon zu spät ist – sie also akut einen Job brauchen. Von der Gruppe der aktiven Netzwerker, können aber auch die Notnetzwerker am meisten lernen, denn diese haben oft keine Probleme, neue Jobs zu finden und sind überdurchschnittlich zufrieden.

Im März haben wir mit Kexpa® eine Internetumfrage durchgeführt. 55% unserer rund 80 Umfrageteilnehmer sagen, sie hätten nicht aktiv nach einem neuen Job gesucht. Sie wurden von ihren Freunden/Bekannten angesprochen. 50% der Befragten Personen wurden zumindest zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Und in 9 von 10 Fällen wurden die Bewerber nach diesem Vorstellungsgespräch auch eingestellt… Das heißt: Kontakte sind Gold wert. Wenn Sie erst mit der Jobsuche damit anfangen, sollten Sie bedenken, dass sich Kontakte nicht durch eine Mail aufbauen. Sie müssen viel unter die Leute gehen, reden, sprechen, etwas GEBEN (apropos Give and take). Rufen Sie an, wann immer Sie können, verabreden Sie sich, wo immer es möglich ist. „Ich bin nächste Woche sowieso in der Gegend und komme gern vorbei“, so ein Satz ist oft der Anfang. Denken Sie aber nicht, dass Sie sofort punkten. Anders als die Gruppe der Netzwerker können Sie die Früchte oft erst nach viel Einsatz ernten. Und mitunter auch erst nach einigen Opfergängen. Mitunter muss man seine Neuorientierung mit einem Praktikum beginnen – oder mit einem Interimsvertrag. Ich weiß aus der Erfahrung: Wer weder Einsatz zeigen noch etwas riskieren will, sollte sich weiter auf Stelleninserate beschränken…

Mehr Info zu unserer Umfrage hier: https://www.kexpa.de/blog/jobsuche-%C3%BCber-netzwerke-auf-verdecktem-stellenmarkt-%E2%80%93-5-gr%C3%BCnde-wieso-es-sich-auszahlt-kontakte

Dritter Schritt: Ein Projekt aus der Suche machen

Liebe Frau Hofert/Frau Skubella, meine Kurzbewerbung war leider nicht erfolgreich.“ Oder: „Trotz Ihres sehr guten Musters für die Kurzbewerbung konnte ich damit keinen Job bekommen“. Nachgefragt, kommt dann meistens raus: Die Person hat fünf oder zehn Bewerbungen ins Blaue geschickt und nie nachgehakt. Es kam dann – natürlich – nicht zu Gesprächen. So kann man sich leicht selbst beweisen, dass diese ganze Bewerbung per Internet überflüssig ist. Nein, wenn Sie nicht die Bereitschaft haben, sich dranzuhängen, wird das nichts. Wenn Sie einmal ein Xing-Profil mit 30 Kontakten aufbauen und uninspirierte Mails verschicken: Da kommt nichts bei raus. Sich auf dem verdeckten Stellenmarkt zu bewerben ist sehr viel Arbeit. Auch für Leute mit Idealprofil. Es fängt damit an, dass man sich erst mal überlegen muss, was überhaupt kommuniziert werden soll. Es führt über eine wirkliche konsequente Kontaktaufnahme und Kontaktpflege und endet… nur vorläufig mit dem nächsten Job, denn sicher ist heute nichts mehr. „Survival oft he fittest“, nannte es Darwin und wir alle wissen, dass damit nicht die gesündesten gemeint waren, sondern die, die sich an neue Umgebungen und Herausforderungen am besten anpassen konnten.

Planen Sie iterativ, lernen Sie von agilen Methoden, verfolgen Sie hartnäckig Ihre Ziele. Und wenn Ihnen all das zu viel Arbeit ist, dann bleiben Sie vielleicht doch bei der Suche über Stepstone und Monster. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie irgendwann aufwachen und der Jobmarkt sich endgültig und komplett gewandelt. An seinem Netzwerk erkennt man einen Menschen: Das ist nicht immer, aber immer öfter wahr….

  • Buchtipp: Unsere Karriereexpertin Ute Blindert hat das Buch „Per Netzwerk zum Job geschrieben“, das im Campus-Verlag erschienen ist, hier mehr Infos.
  • Unsere Pressemeldung zur Umfrage finden Sie hier.
  • In der Karrierebibel habe ich 2014 darüber geschrieben, mit welchen Erfolgsquoten Sie bei der Bewerbung auf dem verdeckten Stellenmarkt rechnen können.
  • Und wenn Sie das Thema aktiv angehen wollen, so empfehlen wir Ihnen unser E-Book und den Selbstlernkurs „Jobsuche mit Plan und Köpfchen“, der auch eine Vorlage zum systematischen Umgang mit Initiativbewerbungen in Excel sowie Beispiele für Kurzbewerbungen enthält. Hier

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

One Comment

  1. TELS 30. März 2015 at 12:10 - Antworten

    Vielen Dank für den Beitrag! Wir würden uns sehr freuen, falls an uns die Bewerber kommen, die Ihren Ratschlägen folgen. Auf unserer Website
    sind Arbeitsangebote in der Logistikbranche forgestellt und wir sind immer auf der Suche nach motivierten und zielstrebigen Experten.

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