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Textbaustein-Schleuder oder Online-Orang-Utan: Kleine Xing-Ansprachen-Typologie (Social Media Experiment 7)

Veröffentlicht: 26. Januar 2012Kategorien: Karriere und Beruf

Du willst dein Netzwerk erweitern? Experte B oder Prof. A als Kontakt gewinnen, weil er vielleicht nen Job und sonst gute Kontakte hat? Wie spricht man Leute über Xing, Facebook & Co. an (und vor allem: wie besser nicht)? Eine kleine Anfragen-Typologie auf der Basis sehr persönlicher Erfahrungen.

1. Die Textbaustein-Schleuder

Er ist an seinem Standard-Text eindeutig zu identifizieren. Wahrscheinlich schreibt er noch nicht mal deinen Namen richtig. Möglich, dass er dich als Herr Hofert anspricht, obwohl du eine Frau bist. Ansonsten ist er kurz und knapp, aber steif, formuliert solch inspirierende Sätze wie „gern möchte ich Sie in mein Netzwerk einladen” (das aus fünf sehr seltsamen Gestalten besteht). Dann ist auch immer dieses „sehr geehrte“ dabei, was du irgendwie komisch findest. Dislike, heimlich.

2. Der Online-Orang-Utan

Er klopft sich gern selbst auf die Brust und hält sich für den größten. Deshalb textet er mit einem Selbstbewusstsein von hier bis zur Antarktis. „Rufen Sie mich Donnerstag zwischen 8 und 8 Uhr 30 unter 1234567 an.“ Hallo? Warum solltest du das tun? Dislike.

3. Der Big Business-Networker

AlsGeschäftsmann von Welt lädt er dich ein in einen Club, wo er Big, Big Business mit dir machen will, über das er vorher aber nicht sprechen will. Dass du am Hamburg Business Club und Alsterblick null Interesse hast, weil dein Terminkalender voll ist, kann er überhaupt nicht verstehen und ist beleidigt.

4. Der Falschspieler

Er flötet dir ins Ohr, dass er deine Bücher ganz toll findet, kann aber leider nicht sagen, welches genau er meint (überhaupt liest er zum ersten Mal, dass du mehr als eins geschrieben hast). Bei genauem Hinsehen stammt er fast immer aus der Finanzbranche und sammelt Rohmaterial für seine Akquise, das er sich durch deine Kontakte erhofft.

5. Der Pfennigfuchser

Er hat in deinem Buch einen Rechtschreibfehler auf Seite 1028 gefunden und bietet sich als Lektor an. Du hast ein arg schlechtes Gewissen, weil dich das sowas von null interessiert, aber du eigentlich ein weiches Herz hast und nicht böse sein kannst, außer es kommt dir jemand blöd. Antworten,  freischalten, schulterzuckendes Like.

6. Der immer Interessierte

Er hat dich mit Hintergedanken ausgewählt, weil du ein gutes Netzwerk hast. Genaugenommen ist er gar nicht er selbst, sondern höchstwahrscheinlich seine Sekretärin oder ein Werkstudent. Nun schiebt er das „interessante Profil“ vor, das du angeblich hast. Du denkst, dass „interessant“ die schlimmste Art auszudrücken ist, dass man ganz nett ist, oder netto, und im Endeffekt nichts. Natürlich wäre er nicht in der Lage auch nur eine einzige Frage zu deinem Profil zu beantworten. Aussitzen.  Vielleicht ist er ja auch interessant und ein  bißchen netto.

7. Der Charmeur

Ja,  gib ruhig zu, dass dich ein nettes Lachen einwickelt, bist ja nur ein Mensch. Und wenn dann auch noch ein Satz wie dieser kommt „klingt ´ich lese mit Begeisterung Ihre Facebook-und Karriere-Experten-Einträge´zu wenig originell, um mich mit Ihnen verbinden zu können?“ dann bist du nach Punkt 1-6 auf dieser Liste wirklich beeindruckt und das bringt dich auf die Idee, einen eigenen Beitrag zum Thema zu verfassen, an dem du einen clownesken Spaß hast. Like.

Kommentar im November 2012

Immer noch schlimm bei Xing. Es gibt gerade im Sales immer mehr Akquisiteure ohne jedes Feingefühl.  Mensch, glaubt ihr wirklich, man liest euren Textbausteinen die künstliche Produktion nicht an?

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

8 Kommentare

  1. Michael S. 26. Januar 2012 at 9:44 - Antworten

    Danke Frau Hofert für diese tolle Analyse. Beim Durchlesen ist mir aufgefallen, dass ich schon fast von jeder Sorte einmal angeschrieben wurde. Und neben falschgeschriebenem Namen wurde ich auch als Frau bezeichnet. Ganz speziell hasse ich die´Sorte “interessantes Profil” und “weil wir doch in einer Xing-Gruppe gemeinsam sind”. Aber schön, dass Sie die Charaktere einmal so schön aufgelistet haben. 😉

  2. kerstin hof 26. Januar 2012 at 11:30 - Antworten

    treffer, svenja, spitze feder! danke für das lesevergnügen 😉

  3. Bernd Leibold 26. Januar 2012 at 11:50 - Antworten

    Es ist alles enthalten.
    Mich persönlich stört am meinsten das “Kontaktesammelspiel” mir unbekannter Menschen. Netzwerken macht doch nur Sinn, wenn ich die Personen auch so gut kenne, um bei Bedarf Verbindungen herstellen zu können. Leider sehen das viele anders. 2 solcher Anfragen habe ich aktuell vorliegen. Da werde ich wohl meinen “Textbaustein” nutzen müssen. “findes nicht sinnvoll…daher zur Zeit nicht bestätigen…”

  4. Burkhard Reddel 26. Januar 2012 at 13:59 - Antworten

    Hallo,

    wie bekannt habe ich eine kritische Meinung zu Xing oder Facebook. Daher eine Frage an @Leibold. Wenn ich jemanden näher kenne, warum sollte ich dann in Facebook oder xing Kontakt aufnehmen. Der Sinn solcher Plattformen erschließt sich mir einfach nicht, wenn ich nicht mit Fremden Kontakte knüpfen darf, wie bei Facebook. Da wird man angemahnt und gerügt, wenn man Fremde als Freunde anschreibt mit diesen Sogenannten Freundschaftsanfragen. Jedoch nur so kann ich Fremde kennenlernen. Also ist das ganze sinnlos und unsinnig. Kontakte mit mir bekannten Menschen pflege ich persönlich oder per Telefon. Dazu brauche ich keine Social Media Dinges Bumms Plattformen egal wie sie heißen.

    Gruß B.RE.

  5. calceola 26. Januar 2012 at 14:53 - Antworten

    Treffend beschrieben. Sie haben ja tatsächlich mehr als ein Buch geschrieben 🙂
    xing ist eine wunderbare Adressliste inkl. Geburtstagsliste etc. Wozu soll ich mein Adressbuch pflegen, wenn die Menschen das in xing/linkedin selbst erledigen. Mail an den Kontakt, wenn er auch ein entfernter ist, kommt dann wenigstens an.
    Das bedeutet ja nicht, dass man nicht selektieren darf.

  6. Lars Hahn 26. Januar 2012 at 18:48 - Antworten

    Ach das war gar kein Test?

    So nach dem Motto, wenn Sie mehr als 3 Ziffern bereits gemacht haben, dann sind Sie ein…

    Puhhh!

  7. Christoph Burger 30. Januar 2012 at 13:10 - Antworten

    Herr Reddel: Zustimmung, geht mir genauso! Wenn ich aus guten Gründen jemanden bei xing anfrage und ein “aus privaten Gründen nur mit Leuten, die ich kenne …” ernte, zucke ich irritiert mit den Schultern. Zumal es sich im letzten Fall, an den ich mich erinnere, um einen anderen Selbständigen handelte. In einer Branche, in der man von Kontakten lebt.

    Allerdings empfinde ich Facebook als schon privater. Da braucht man nicht zwangsläufig ein zweites xing einzurichten.

    Schöne Grüße

    Christoph Burger

  8. […] Xing hat sich in den letzten Monaten sehr stark berappelt und einiges getan. So hat es z.B. Facebook-ähnliche Funktionen eingeführt.  Mir scheinen die Diskussionen auf Xing zu Themen etwas sachlicher zu sein, wobei die Community auf Facebook emotionaler reagiert. Zum Beispiel würde ich dem Hinweis auf einen lesenswerten FAZ-Artikel auf Xing mehr Potenzial zutrauen und einem hochgeladenen pinken Auto (wie jüngst gemacht) mehr auf Facebook. Experimente helfen, das für sich selbst auszutesten. […]

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