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Wie macht man gute Blogger Relations? Worst Practice – und best

Veröffentlicht: 26. Oktober 2012Kategorien: Karriere und Beruf

Gestern erhielt ich die fünfte Mail in dieser Woche – von einem dieser SEO-Unternehmen. Es war dieses Mal einer der Marktführer; die haben mic –  oder vielmehr die Relevanz dieser Domain – auf dem Kieker.

„Wir würden gern einen HOCHWERTIGEN Gastbeitrag bei Ihnen platzieren, im Gegenzug bekommen Sie einen oder zwei Backlinks auf eine dieser Seiten (Liste)“. Die Domains, auf denen ich meinen Link platzieren hätte dürfen, stammen überwiegend aus dem Finanzbereich oder es sind Portale, zu denen ich mit meinem Thema “neue Karrieren” keinerlei Bezug habe, Content-Qualität niedrig.

Natürlich ignoriere ich solche Mails.  Blogger Relations dieser Art sind Linker-Eien. Vielleicht halten die Adressaten Blogger für blöd, noch wahrscheinlicher denken sie gar keinen Millimeter nach. Die ganz üblen Vertreter der Branche richten sich an die “sehr geehrten Damen und Herren”, die etwas besseren schaffen es wenigstens Hofert mit “t” am Ende schreiben.

Wer sich nur zwei Minuten mit meinem Blog beschäftigen würde, der wüsste, dass ich keinen Standard-Content veröffentliche. Und sicher nicht irgendeinen Text, der nur darauf getrimmt wurde, durch geschickte Suchwörteranordnung möglichst viel Traffic zu produzieren oder/und  einen Link, der die Relevanz der Domain steigern soll.

Das einzige, was ich mit diesem Blog je „verdient“ habe, ist ein Dell XPS Ultrabook, nicht ganz so schick wie ein Apple (aber ich möchte Apple und seine wenig nachhaltige Technikmüllbergproduktion auch nicht weiter unterstützen), aber schön schnell, wunderbar leicht und mit acht Stunden Akkuhaltbarkeit ein super Begleiter auf Zugreisen in alten ICs. Es wurde mir unbegrenzt zur Verfügung gestellt, ohne Bedingung, wohl weil man ein paar Nicht-Techies als Multiplikatoren suchte.

Sonst gibt es keine “Einnahmen”. Jemand bot mir mal 1.000 EUR für die Veröffentlichung eines Artikels an – abgelehnt.

Es geht mir nicht um Geld. Meine Bilanz seit 2006: Dieser Blog hat mich rund 20.000 EUR in mehreren Versionen Design, Technik, Suchmaschinenoptimierung, Wartung etc. gekostet.  Die Tatsache, dass er sich nicht refinanzieren muss, gibt mir die geniale Freiheit, auf Werbung und  jene Art von verkrampfter Suchmaschinenoptimierung, die nur darauf aus ist, einen unter bestimmten Begriffen nach oben zu spülen, einfach zu pfeifen. Ich muss meine Links nicht von Studenten in Wikipedia einpflegen lassen, um besser gerankt zu sein, wie das viele tun. Es ist vollkommen egal, auf welchem Platz ich gerade bin und ob meine Page Impressions fallen oder steigen. Zwei Wochen keine Zeit zum Schreiben und 20% Minus: Es kann mir egal sein, weil ich sowieso kein Geld damit verdiene.

Ob es trotz wirtschaftlicher Ineffizienz einen Gewinn meines Engagements gibt? Ja: Die Treffergenauigkeit bei Kunden und Vortragsanfragen ist schön hoch. Die, die kommen, kennen meinen Blog und die Zusammenarbeit läuft super. Stammkunden werden so gebunden. Ich brauche keine GSA (German Speaker Association) oder einen sonstigen Vermarkter, auch Vortragsanfragen kommen so rein.  Eine solch treffsichere Vorselektion würde mich ohne Blog viel teuer zu stehen kommen; sie ist vermutlich unbezahlbar.

Wieso also kriege ich trotzdem all diese Mails von diesen SEO-Typen? Dass mein Blog ein „ehrenamtlicher“ Corporate Blog ist, ist deutlich im „über mich“ zu lesen. Dort steht auch, dass man von überflüssigen Anfragen bitte Abstand nehmen solle. Es liest keiner. Ich bin Opfer von dumpfen Massenaussendungen, die funktionieren wie das Prinzip Hoffnung bei der Kaltakquise: Jeder 10. wird schon hängenbleiben… Dass diese Leute mit ihren Mails auch einen Kollatoralschaden anrichten (denn ich merke mir die Namen gut und werde sie nicht weiterempfehlen ;-)) – soweit denkt keiner. Gießkanne bis alle Blumen tot sind.

Mit der Gießkannenmethode agieren leider nicht nur die SEO-Experten (oder deren abgesandte Schreiberlinge). Es gibt auch noch die PR-Fraktion. Deren Strategie: Wir schicken einen Beitrag und irgend ein Depp wird die “10 Karriere Tipps” eines drittklassigen Experten schon veröffentlichen (…. dass selbst namhafte Agenturen keine intelligenteren Themen finden können, schockt mich nebenbei gesagt…).

Ob renommierte Agentur oder Verband  oder Unternehemn: Deren  PR-Abgesandte haben es alle mit der gleichen Masche versucht. „Wir haben einen tollen Beitrag für Sie.“ Schreibe ich zurück, dass der Beitrag aber langweilige PR sei, nicht-exklusive Beiträge uninteressant für mcih seien und ob vielleicht alternativ ein individuelles Interview eine Alternative sein könne, tauchen sie ab. Sich ernsthaft und authentisch Themen stellen? Nicht im Budget.

Heute bekam ich eine Mail von Jan Kirchner von Atenta, die auch den Blog Wollmilchsau betreiben. Die Mail war persönlich und auf mich (oder auf eine fein genug selektierte Zielgruppe) zugeschnitten. Es gab kein dubioses Linktauschangebot und es hing auch kein PDF mit drittklassigen Interviews oder Tipps an. Das Schreiben war nett formuliert und nicht im Soldatendeutsch (ENTWEDER -ODER) – man merkte da hat sich jemand Gedanken gemacht. Ich habe es unter “Blog bearbeiten” abgelegt, da landen maximal 1% der Mails, die ich bekomme.

Mehr will ich doch gar nicht. Allein das ist schon Best Practise.

PS: Noch bis Montag 9 Uhr können Sie meinen KEXPA Selbstlernkurs “PR online und offline” als Fan bei Facebook runterladen. Darin stehen ein paar Sachen die Leute interessieren könnten, die mit Bloggern ins Gespräch kommen wollen… Basics, die man wissen sollte.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

17 Kommentare

  1. Huberta Weigl 27. Oktober 2012 at 14:55 - Antworten

    Ach, ist das erfrischend und gut! Ich finde übrigens auch diese Backlinkverzeichnisse eigenartig. Sie, liebe Frau Hofert, sind das beste Beispiel, dass Content King ist. Herzlichen Gruß, Huberta Weigl

    • Svenja Hofert 28. Oktober 2012 at 15:58 - Antworten

      Danke, das freut mich natürlich 🙂

  2. Christian Spließ 28. Oktober 2012 at 9:58 - Antworten

    Für SEOs ist trotz der Zunahme von Signalen aus dem Social Web – Google+! – halt ein Backlink immer noch die beste Währung. Ich kann da nur zustimmen: Die meisten Spammer machen sich nicht mal die Mühe den Namen richtig zu schreiben. Macht es einem aber einfacher die sofort zu löschen. 🙂
    Wie für alles gilt auch hier: Der Ton macht die Musik bzw. die richtige Art der Kommunikation führt eher zum Erfolg. Aber selbst große Firmen haben das nicht verstanden, dabei gibst Blogs doch schon seit Anfang der 2000-der – solange man aber Blogs nur als einen weiteren PR-Kanal sieht, der bespielt werden muss wird sich das nicht ändern. Bis dahin: Filter für die Mail scharf stellen.
    Ad Astra

    • Svenja Hofert 28. Oktober 2012 at 15:57 - Antworten

      Genau, der Ton macht die Musik, so ein Minimum an Empathie hilft auch beim SEO und der Online-PR 😉 Grüße und danke für den Beitrag

  3. Stephan Koß 28. Oktober 2012 at 12:06 - Antworten

    Hallo,

    danke für den Beitrag. Eine Zeitlang bekam man ja bei Google auch nur “Content – Trash”, aber das ist ja wieder besser geworden. Ich verhalte mich mit meinem (zugegeben kleineren) Blog genauso. Allerdings habe ich a) meinen Blog bei der VG Wort angemeldet und b) einen PayPal Donate Button installiert, mit den Worten, wenn ich jemanden geholfen habe, freue ich mich über einen Kaffee… und tatsächlich, hier und da kommt einer. Flattr gibt es noch als Alternative, funktioniert bei mir aber gar nicht. Es muss also nicht immer nur Werbung und Linktausch sein.

    lG
    Stephan

    • Svenja Hofert 28. Oktober 2012 at 15:56 - Antworten

      Danke auch, und vor allem für den Tipp mit Paypal Donate. Erfahrungsberichte damit oder Flattr gern posten. Bei VG Wort bin ich auch angemeldet – aber im Vergleich zu meinen Ausschüttungen in Wissenschaft (Bücher) ist das sehr, sehr wenig. Ich denke dafür braucht man eine extreme Reichweite. Postet gern Erfahrungen, ihr helft damit anderen. LG Svenja

  4. […] Wie mache ich gute Blogger Relations? Worst Practice – und best | Online-Magazin für Karriere… […]

  5. Stephan Koß 28. Oktober 2012 at 22:07 - Antworten

    Für den Donate Button hatte ich mal einen Blog Artikel geschrieben:

    http://bit.ly/UW9qMo

    Vielleicht hilft der weiter.
    lG
    Stephan

  6. Stefan Giesberg 30. Oktober 2012 at 9:49 - Antworten

    Ich bekomme diese mails auch. Mein Blog ist sehr spezifisch, es wundert mich dann doch 😉

    Aber eine andere Frage: ich mache bei meinem Newsletter SPAM-ACT conform ein double optin verfahren. Diese SEO-Linktaauch-mails habe ich nie bestellt! Nach meiner Einschätzuung ist das B2B Spam, aber ich bin auch kein Fan von Abmahnungen – Ein Teufelskreis ….

    Und außerdem, hat google nicht immer wieder diese reziproken Linktauschs/täusche (?) in der Wertigkeit herabgesetzt?

    • Svenja Hofert 30. Oktober 2012 at 10:01 - Antworten

      zu den technischen Dingen kann ich nichts sagen, vielleicht weiß das jemand,d er mitliest. Aber Abmahnungen würde ich nie machen. Da sind mir meine Nerven zu schaden… 😉 Spam oder nicht. LG

  7. Gilbert 8. November 2012 at 9:33 - Antworten

    Na klar versuchen sie’s, ist ja ihr Job. Und ja, den könnten sie besser machen. Ich bin jemand, der probiert gern Dinge aus, also habe ich eingewilligt selbst einen Artikel zu schreiben, in dem ich einen Link vom “Kunden” platzierte (siehe http://goo.gl/eTLJN). Dabei ist gut, dass man sich inhaltlich sogar vom verlinkten distanzieren kann. Im Gegenzug schrieben sie einen recht lieblosen Artikel mit Link zu mir.

    Hier ein paar mir bekannte SEO Facts: Links setzen ist nicht mehr der A&O-Faktor und zählt nur dann, wenn die Link-Qualität gut ist (thematisch, “natürlich, nicht SEO-optimiert). Links von Wikipedia sind ganz Quatsch, weil die nämlich “no follow” sind und von Suchmaschinen nicht berücksichtigt werden. Content, am besten langer im Thema konsistenter Content ist wichtig (gute und aktuelle Blogs ranken daher hoch), Social Networks, besonders Google Plus, Twitter, FB ist wichtig. History, d.h. lange aktiv online sein ist Gold wert. Gute Navigation und evtl. Site Maps im Google Webmaster Tool können helfen: Googelt mal “karriereblog svenja hofert” oder “geist und gegenwart”, dann seht ihr an den Links zu den Unterseiten wie schön das gecrawlt ist 😉

  8. Svenja Hofert 8. November 2012 at 9:57 - Antworten

    danke für die Tipps.Mir erzählte neulich jemand, dass in seiner Agentur Studenten nur damit beschäftigt sind, Wikipedialinks einzubauen…. Scheinen einige also nicht up-to-date zu sein; da Sie ein Google-Ex sind, nehme ich mal an, Sie wissen, wovon Sie sprechen…:-) Letzter Satz it Googeln-Hinweis: heißt das, dass das gut aussieht bei mir oder kann man was optimieren? LG Svenja Hofert

    • Gilbert 22. November 2012 at 23:07 - Antworten

      Nee, das sieht sehr gut aus, kann man kaum optimieren. Das liegt daran, dass WordPress und Blogger ohnehin bereits so gut strukturierte Templates haben, pre-optimiert sozusagen.

      Bei den Wiki-Links muss ich etwas zurück rudern. Sie werden zwar wirklich mit “nofollow” markiert (sind für Page Rank also wertlos), haben aber doch auch ihren Wert, wie man hier lesen kann: http://bit.ly/UZWWUq

  9. utapap 20. November 2012 at 17:43 - Antworten

    das war jetzt echt interessant,es gibt halt doch noch Leute die nicht lesen können…

  10. Klaus 26. November 2012 at 22:53 - Antworten

    Diese Mails kriege ich auch regelmäßig in unterschiedlicher Qualität. Teilweise in absolut unverschämter Weise mit Textbeispielen, die man nur einfach um zu gestalten braucht.
    Jetzt kommt der Hammer – dafür bieten die 15 bis maximal 30,- €.
    Ich soll mich also hinsetzen, deren Texte ändern, das ganze einbauen, posten und dann 15,- erhalten – na wenn das nicht das Geschäft meines Lebens wird 🙂 ??? Unfassbar.
    Vor 2 Wochen war ich so frei und habe einen Mitarbeiter eines Unternehmens per Antwort mitgeteilt das er bereits der 4.te Mitarbeiter ist, der mich anschreibt und das Thema Kommunikation innerhalb der Firma offensichtlich nicht existiert. Auch nett.

    Problem bei der ganzen Geschichte ist. Solange diese Massenmarktstrategie (incl. Wikipedia Link) funktioniert, werden diese Firmen auch nicht auf hören damit. Und daran könnte allein Google etwas ändern.
    Ein Hinweis noch: Wenn man sich mal facebook oder twitter ansieht, dann stellen sich auch hier Probleme dar, die von solchen Firmen genutzt werden.

    Gruss
    Klaus

  11. Gilbert 28. November 2012 at 8:40 - Antworten

    “Und daran könnte allein Google etwas ändern”? Nun ist es ja erst mal nichts unanständiges, Texte mit tatsächlichem Inhalt zu optimieren. Zum anderen ist dieser Trend, den wir jetzt sehen, direkte Reaktion auf die letzten Änderungen des Google-Algorithmus’. Zuvor reichte es nämlich, irgendwo sinnlose Linkfarmen aufzubauen, um hoch geränkt zu werden. Inzwischen sind die Bots so intelligent, das als Nonsense zu erkennen und wirkliche Inhalte vorzuziehen. Machen wir uns nichts vor: Es wird immer SEO-Optimierung geben und der Markt rennt immer den Veränderungen am Algorithmus dieser einen Maschine hinterher. Lustig ist auch: Auf der einen Seite wird gefordert, dass Google doch gefälligst da was zu ändern habe und wenn Google etwas ändert, dann schreien alle, dass Google sich so aufführt, als gehörte dem Konzern das Internet. Ich denke, Svenja Hofert hat Recht, wenn sie vor allem etwas “Best Practice” bei den Optimierern verlangt. Und was wir selbst ändern können: nicht nur eine einzige Suchmaschine nutzen, sondern verschiedene. Deutschland ist das Land, in dem Google den höchsten Marktanteil hat. Übrigens ist die ehemalige Google Search Chefin Marissa Mayer jetzt die Yahoo! Chefin… sollten wir mal wieder Yahoo! ausprobieren?

    Very best practice ist immer noch, guten, langen Content unter einer etablierten Domain selbst zu veröffentlichen, der viele Interessenten im Netz anspricht und zur Interaktion animiert. Aber leider ist das teuer und zeitaufwendig.

  12. Svenja Hofert 28. November 2012 at 12:15 - Antworten

    danke für den Kommentar! Ich habe mich gestern (endlich!) auch bei dmoz.org eingetragen und mir vorgenommen demnächst wieder mehr Yahoo zu nutzen (die u.a. auf dmoz zurückgreifen). Danke für die Erinnerung – Vielfalt retttet vor einseitigem SEO. LG SH

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