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„Ich darf keine Fehler machen“: Dämonen im Kopf und wie Sie sie loswerden.

Veröffentlicht: 6. Dezember 2014Kategorien: Mindset und Entwicklung
MS Office: So nicht

MS Office: So nicht

„Ich darf diesen Job auf keinen Fall aufgeben!“ Normalerweise helfen wir Karrierecoachs solche Glaubenssätze, ich nennen sie Imperative der Seele, umzudeuten. Wir “ankern” eine neue Überzeugung, sofern wir „NLP“ kennen, mit Bildern oder Gefühlen. Aus dem oben genannten Satz ließe sich dann beispielsweise ein “Fehler sind gut, um daraus zu lernen” machen. Das kann sehr hilfreich sein. Aber auch wirkungslos verpuffen. Je nach Tiefe des dahinter liegenden inneren Konflikt, den ich jetzt einmal den inneren Dämon nenne.

In diesen Situationen hilft etwas anderes besser, vor allem bei sehr tief verankerten Imperativen der Seele, die vom wütenden Dämon gespeist werden: Die Konfrontation mit dem Zentrum des Unangenehmen. Die Methode, die ich für das Karrierecoaching etwas abwandle, nennt sich KAW für konstatierend-aufmerksam wahrnehmen, wurde von der Hamburger Professorin Angelika Wagner entwickelt, auch als „Introvision“ bezeichnet. Nun ja, Tools von Professoren haben öfter sperrige Namen und beinhalten gewöhnlich Fremdwörter. Möglicherweise ist das der Grund, dass diese Intervention zumindest unter dem Namen noch nicht so bekannt ist.

Es geht es darum, das Zentrum des Unangenehmen, indem der Imperativ der Seele entstanden ist, zu umkreisen und den darunter und dahinter liegenden Kern zu identifizieren. Auf seinem diagnostischen Weg sucht der Coach nach dem Befehl hinter dem Befehl. Was steckt hinter „ich darf diesen Job auf keinen Fall aufgeben?“ Was ist also die Subkognition, die Kognition hinter der Kognition?

Fragen Sie sich (oder Ihren Klienten):

  • Was geht Ihnen bei diesem Satz/inneren Befehl X durch den Kopf?
  • Womit ist dieser Gedanke verzahnt?
  • Worum geht es eigentlich/im Grd?
  • Welche Emotionen kommen auf, wenn Sie den Satz denken?
  • Was darf gefühlsmäßig NICHT sein?

Nun geht es darum, die dahinter liegende Vorstellung zu erkennen. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Jemand sagt “auf keinen Fall darf ich diesen Job aufgeben.” Im Beispiel könnte herauskommen, dass es eigentlich darum geht, die eigene Identität zu verlieren und nichts mehr wert zu sein. Beispielsweise als Konzernmitarbeiter, der einen Firmenwagen hat und der überall gern gesehen wird. Daraus speist sich der Selbstwert. Gibt er den Job auf, verliert er diesen. Das kann tatsächlich passieren.  Wer aus einer höheren Position ausscheidet, wird plötzlich anders behandelt – man fällt im Rang.

Die individuelle Antwort auf „was darf gefühlsmäßig nicht sein?“ könnte sein: „dass mein Umfeld mich nicht mehr wertschätzt.“

Nun könnten Sie zum Beispiel sagen: Es kann sein, dass ein Teil des Umfeld Sie nicht mehr in der Form wertschätzt.

Nun gilt es die Aufmerksamkeit auf diese Aussage und die damit verbundenen Gefühle zu richten, und das jeden Tag, bis der Dämon zahm geworden ist. Damit verschwindet auch der Imperativ der Seele.

Die Vorgehensweise passt zum Beispiel auch, wenn es um den Umgang mit Kritik geht, der für sehr viele Menschen im Beruf schwierig, wenn nicht gar karrierehindernd ist.

Hier könnte ein Imperativ der Seele lauten: „ich muss alles richtig machen (um bloß keine Schimpfe zu kriegen, denn die halte ich nicht aus“) und die dahinter liegende Emotion, also der Dämon: „Wenn ich Fehler mache, schreit man mich an oder straft mich mit Missachtung.“

Ja, es kann sein, dass es zu Ablehnung und Missachtung kommt. Wer sich auf die damit verbundenen Gefühle einlässt, verliert die Angst davor und wird ziemlich sicher eine souveränere Haltung entwickeln.

 

 

 

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

One Comment

  1. Gert Höhne 6. Dezember 2014 at 11:33 - Antworten

    ” Ich darf keine Fehler machen.” klingt nach angsbesetztem Vermeidungstyp. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Fehler zu machen gehört zum Leben und ist völlig in Ordnung. Sie nicht zuzugeben und sie nicht zu korrigieren führt zu nachlassender Wertschätzung. Die Kunst besteht darin, aus den Fehlern zu lernen, es zukünftig besser zu machen und sich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die man selbst Einfluß nehmen kann.

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