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Outplacementberater? Karriereocach? – Wer passt zu meinem Anliegen? Eine Entscheidungshilfe.

„Mein Vater sagt, ich soll mir jemand suchen, der mir einen Job vermittelt“, sagt der 23jährige Bachelorabsolvent. „Aha“, sage ich. „Warum sollte ein Headhunter für Sie auf Firmen zugehen?“ frage ich. „Weil er mit mir Geld verdienen kann.“
Natürlich ist das naiv – auch wenn der junge Mann Maschinenbau studiert hat (und überrascht feststellen muss, dass das allen Medienberichten zum Trotz ohne Berufserfahrung auch nicht reicht, um überall rote Teppiche ausgerollt zu bekommen). Die Spezies, die er sucht, nennt sich Personalberater oder auch Headhunter. Diese Menschen erhalten ihr Geld von Unternehmen, die z.B. 20 Prozent Vermittlungsgebühr zahlen. Es gibt Personalberater mit Exklusivauftrag (nur sie sind auf Suche für eine bestimmte Position) und solche ohne – dann jagen viele, da Geld kriegt, wer den „Hirsch“ erlegt. Manche präsentieren Unternehmen auch interessante Kandidaten, etwa in einer Art Newsletter.
Was viele aber nicht wissen oder realisieren: Eine solche Dienstleistung ist 23jährigen Naseweisen im Gegensatz zu gestandenen Experten und Führungskräften oft verschlossen. Und selbst Experten und Führungskräfte kommen nach dem Gang zum Personalberater oft mit leeren Händen nach Hause und finden sich in Datenbanken wieder, in denen sie zu Schläfern mutieren – selten erweckt, oft vergessen.
Personalberater? Karriereberater? Karrierecoach? Viele junge und auch ältere Menschen wissen nicht, wie sich auf dem weiten Feld der Dienstleistungen rund um Arbeit und Karriere in ihren Angeboten und Möglichkeiten voneinander abgrenzen. Ich habe hier eine Tabelle als PDF erstellt.
Ob Personalberater oder Karrierecoach: Oft mache ich die Erfahrung, dass die Anfragenden nicht den richtigen Begriff für das haben, was sie suchen. Nicht wissen, was die Dienstleistung beinhaltet. Oder diese nicht angemessen hinterfragen. Und dann enttäuscht sind, Geld für etwas ausgegeben zu haben, was sie gar nicht gesucht haben. „Ich war vorher schon mal bei einer Coacherin, aber die hat mit mir die Unterlagen optimiert. Ich solle mich bewerben. Das hätte ich mir auch selbst denken können.“ Solche Enttäuschungen können Sie vermeiden, indem Sie sich vorher überlegen, welche Kompetenzen Sie sich wünschen (bzw. welche Ihr Problem am besten lösen) und wie konkret die Ergebnisse sein sollen. Sie sollten also z.B. formulieren, dass Sie jemanden suchen, der Ihre Jobsuche eingrenzen und Ihnen konkrete Hinweise geben kann, wo sich Bewerbungen lohnen und wo eher nicht. Das kann ein branchenerfahrener Karriereberater.
Diese Form der Konkretisierung wird aber selten betrieben. Stattdessen ergoogelt man sich Hilfe. Leider kursieren im Internet Empfehlungen, die aus meiner Sicht wenig zu gebrauchen sind. Man solle sich z.B. – so Stiftung Warentest – drei verschiedene Coachs ansehen und dann entscheiden – und bewirbt en passant die Datenbank von Christopher Rauen. Nichts dagegen, aber neutral geht anders.
Man wird, gerade im Bereich Karriereocaching, auch kaum jemand finden. Kaum ein etablierter Kollegen lässt sich – für eine überschaubare Beratung von wenigen Stunden oder sogar einmalig – auf kostenlose Vorgespräche ein; das machen Anfänger.
Je wichtiger Methodenkompetenz und Erfahrung ist, desto eher profitieren Sie von jemanden, der sich nicht erst gestern selbstständig gemacht hat. Es kann sein, dass junge und motivierte Coachs besonders tolle und innovative Dinge machen, aber schauen Sie genau auf den Professionalisierungsgrad und das Konzept dahinter. Frischer Wund und heftige Motivationsbrisen – super für Neuorientierung. Ein alter Hase wird meist dann eine bessere Anlaufstelle sein, wenn Sie klare Empfehlungen und sichere Einschätzungen suchen. Wobei natürlich mit zunehmenden Expertenstatus und auch Bekanntheit das Risiko der Selbstgefälligkeit steigt.
Auch Ehrlichkeit und echtes Bemühen um Kundenbelange können ein Argument für einen Berater sein. In einem großen Büro sind Sie einer von vielen – in einem kleinen stehen Sie im Mittelpunkt. Das kann gerade bei der Wahl eines Outplacementberaters – eines in der Regel firmenfinanzierten Karrierecoachs – ein Argument sein. Der von Vertretern dieser Spezies oft versprochene Zugang zu exklusiven Netzwerken kann geldwertes Zusatz-Argument sein, ist aber teils auch heiße Luft. Mit einem Outplacementberater arbeitet man drei, sechs, 12 Monate zusammen. Hier sind Vorgespräche mit verschiendenen Anbietern dann doch sinnvoll – immerhin ist es eine auf Dauer angelegte Zusammenarbeit, die meist pauschal und nicht per Stunde vergütet wird. Man kann also nicht so ohne Weiteres wie im selbstfinanzierten Karrierecoaching nach zwei Stunden die Reißleine ziehen.
Aber seien Sie sich bewusst: Gerade in diesem lukrativen Segment sind oft Verkaufsexperten am Werk, die ganz genau wissen, auf welche Bedürfnissen Sie zielen müssen, um Menschen Ihr Angebot abzusetzen. Verkaufen ist legitim. Aber genauso legitim ist es, wenn Sie das hinterfragen. „Was genau sind das für Netzwerke? Wie profitiere ich? Können Sie mir konkrete Beispiele nennen? Darf ich einen von Ihnen vermittelten Kunden befragen?“ Fallen die Netzwerke und Datenbanken (im allgemeinen Hoppenstedt, den man auch in jeder Bibliothek findet) als Zusatzargument weg, ist ein Outplacementberater nur ein Karrierecoach innerhalb eines möglicherweise größeren Verbands. Das sollte man wissen.
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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.