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Ich will so werden wie ich nicht bin: Personal Change – wie geht denn das?
Peter macht seinen Job seit 15 Jahren. Er meint zu wissen, was er kann und was nicht. Präsentieren etwa ist nicht so seine Sache, denkt er. Doch dann wechselt er das Unternehmen und auf einmal muss er tun, was er für sich nie als Kompetenz gesehen hat… Und das Komische daran: Es geht! Mit jedem Mal sogar besser. Ja, man sagt ihm, er mache das richtig gut. Das verändert sein Selbstbild. Und als Folge davon denkt er zwei Jahre später darüber nach, dass Führung ja auch eine Option sein könnte. Dabei hatte sein Coach mit ihm ausgearbeitet, dass er eine Fachkraft sei. Und Leitungsaufgaben einfach nicht passten. So kann man sich irren. Weshalb ich mit deterministischen Urteilen sehr vorsichtig bin. Ich will nun zeigen, wann und unter welchen Bedingungen „personal change“ möglich ist.
Verändern Sie den Rahmen
Peters Beispiel zeigt, wo und wie man in einer Karriere- und Kompetenzentwicklung sinnvollerweise ansetzen kann: Bei der Veränderung der Rahmenbedingungen. Es ist einigermaßen schwer, sich in einem gewohnten Kontext neu zu erfinden. Hier sind oft nur kleinere Schritte möglich. Das hat damit zu tun, dass Selbst- und Fremdbild fest justiert sind. So entsteht eine Wechselwirkung: eine Selbst-Fremdbild-Connection. Die anderen sehen mich, wie ich mich sehe. Ich sehe mich wie die anderen mich sehen. Je länger ein Mensch im selbst Umfeld arbeitet, desto fester passt sich das Bild dem Rahmen an. Nur Unzufriedenheit kann es jetzt noch daraus lösen.
Je länger Menschen in der gleichen Umgebung bleiben, desto fester wird ihr Rahmen, desto eingeschränkter der Radius. Das, was wir alle anstreben, Verlässlichkeit und Stabilität, kann dann zum Entwicklungsverhinderer werden. Deshalb sind es oft die Ortsveränderungen, die neuen Partner und Jobs, die größere Sprünge möglich machen. Mir fällt allerdings immer wieder auch auf, dass es Menschen gibt, die sich durch ZU häufige Wechsel auch der eigenen Persönlichkeitsentwicklung entziehen. Sobald Sie an sich arbeiten müssen, sind Sie weg. Entscheidend ist die richtige Mischung zur richtigen Zeit. Und: Entwicklungsbereitschaft. Niemand kommt als fertiges Konzept auf die Welt.
Woanders sind wir anders
Oft braucht es auch einen Stoß: Kündigungen können ein Segen sein. Ein guter Job ist wie ein fruchtbarer Boden, der zu der jeweiligen Pflanze – dem Menschen – passt. Nicht alle gedeihen überall gleich gut. Oder auch: Aus dem Kümmerpflänzchen von einst kann woanderswo eine Prachtblüte wachsen!
Eine örtliche Veränderung kann ebenso Wunder bewirken. Woanders sind wir anders. Deshalb sind viel gereiste Menschen oft erheblich weltoffener und toleranter. Sie haben sich oft verändert und angepasst.
Sagen Sie „ich will“
Ich bin nicht so blauäugig zu denken, dass jeder alles erreichen kann. Es gibt kognitive Grenzen, Wissensbarrieren und vor allem glückliche Umstände oder der richtige Zeitpunkt. Wir halten mitunter zu wenig, aber dann auch oft zu viel für möglich. Bei Gründungen lässt sich das gut beobachten: Das sind viele anfangs allzu enthusiastisch und selbstüberzeugt rangegangen.
Nein, ich meine das „ich will“ eher als Bekenntnis zu kleineren Schritten: Abgeben, sich durchsetzen, networken. Viele Menschen sagen, dass sie X oder Y nicht können und natürlich finden sie Begründungen und Ausreden ohne Ende.
Suchen Sie sich weise Worte
Manche Worte hängen einem ein Leben lang nach, sie prägen einen – und sie führen mitunter dazu, dass man sich auf Talente konzentriert, die man vorher nicht gesehen hat. Was ganz klar ein absolut positiver Aspekt ist. „Aus dir wird einmal eine große X“ kann einen dann regelrecht durch das Leben leiten. Ich verteile motivierende Sätze auf meine bodenständig-realistische Art reichlich, vor allem an junge Leute. Ich weiß einfach, dass die, die es aufnehmen, es deshalb in sich speichern, weil es etwas berührt. Es wird in ihnen arbeiten und zu etwas führen, was weder ich noch sie derzeit absehen können. Aus demselben Grund weiß ich, dass es nicht schlimm ist, wenn ich mich irre. Die, bei denen es nicht passt oder der Zeitpunkt nicht richtig ist, werden den Ball nicht auffangen. Wir speichern Sätze, wenn sie von einer Person mit einem bestimmten (auch subjektiv empfundenen) Status kommen – und wenn sie Emotionen auslösen. Dann wandern Sie in unser Langzeitgedächtnis. Kann sein, dass wir sie dort variieren und neu konstruieren oder gar gestalten. In jedem Fall dienen sie ihrem Zweck.
Grenzen überwinden
Die eigenen Grenzen sind oft von Glaubenssätzen eingepflockt: Das macht man nicht, so ist das eben, du bist nicht gut genug, du warst schon immer so, was soll sich ändern? Sich in einem gewohnten Rahmen zu bewegen, gibt Sicherheit. So wie ein Tier sein Revier hat, hat der Mensch seinen Handlungsbereich. Möchte er sich verändern, muss er über Grenzen gehen. Hinter der Grenze sollte er nicht in einen Nahkampf verwickelt werden, sondern braucht Erfolgserlebnisse. Das erste Mal „nein!“ gesagt, endlich einmal selbst präsentiert!
Sich verändern ist anstrengend.
Wollen wir etwas lernen, so müssen wir uns anfangs anstrengen, oft ganz fürchterlich. Eine neue Kompetenz zu erlernen ist eben kein Kinderspiel. Wir müssen die kontrollierten Prozesse im Gehirn wieder und wieder aktivieren, damit sie irgendwann zu automatischen werden.
Trainieren bringt es! Schauen Sie sich einmal das TedX-Video von Barbara Arrowsmith-Young an und Sie ahnen, was möglich ist! Aber es ist eben kein Zuckerschlecken, es tut manchmal weh, und kostet Kraft. Deshalb muss man es wollen – und hier schließt sich der Kreis.
Zum Thema haben wir einen neuen Selbstlernkurs “Ich will so werden wie ich nicht bin”, ideal fürs Selbstcoaching, aber auch ein gutes Tool für Coachs und Berater. Eine Reise zu neuen Möglichkeiten und Aufforderung zur Grenzüberschreitung.
Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken abonnieren. Auf Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.
Interessanter Beitrag! Gerade wollte ich über den Link auf den Selbstlernkurs gehen, das funktioniert allerdings leider nicht. Gibt es noch einen anderen Weg?
Schönen Gruß: Winfried Schmidt
hab den Link aktualisiert: https://www.kexpa.de/produkt%C3%BCbersicht/selbstlernkurse/ich-will-so-werden-wie-ich-bin-potenziale-entwickeln-6-wochen