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Immunity to Change: Vier Wirkfaktoren gegen Veränderungsresistenz

Veröffentlicht: 22. Juni 2022Kategorien: Allgemein, Psychologie

Genau wie Organisationen haben auch wir Menschen eine Immunität gegen Veränderungen, der eine mehr, der andere weniger. Lebensphasen spielen da meist eine größere Rolle als Persönlichkeit.

Die familiäre Prägung prägt: Wer “Schuster bleib bei deinen Leisten” oder “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr” verinnerlicht hat, ist schwer auf lebenslanges Lernen einzustellen. Bei Organisationen heißt das dann “Bei uns wurde noch nie jemand gekündigt”. Allein ein neues Framing kann hier viel auslösen. Es setzt auch eine neue Norm. Diese führt dazu, dass wir uns anders und neu entscheiden.

Verändere dich und lerne dazu statt Schuster bleib bei deinen Leisten.

Wenn sich die Umwelt nicht radikal verändert, bleiben wir lieber, wie wir sind, erst recht wenn wir weniger ausgeprägte innere Antreiber haben wie etwa psychologische Motive. Oder wenn unsere eigene Umwelt bitte stabil sein soll. Denn der alte Satz: Wenn sich eins ändert, dann oft gleich alles, klingt eben auch im Kopf und bestimmt das Handeln.

Die Einschläge müssen sehr dicht kommen, damit wir uns bewegen.

Verändert sich unsere Umwelt, werden wir uns also nur anpassen, wenn die Veränderung unser Überleben sichert. Und wir das auch merken. Dafür muss die Welle meist sehr dicht kommen, denn wir sind Meister im Verdrängen und Wegsehen. Im Grunde muss das Veränderungsmonster direkt vor unser Fenster kommen und sagen “Beweg dich”.

Sonst hindert der Abgleich mit der Vergangenheit. “War doch früher alles easy, warum sollte ich plötzlich keine Aufträge mehr bekommen?” Wer Erfolg gewöhnt ist, ist besonders schlecht darin, sich auf Neues einzstellen.

Wer Misserfolg als Lebenskonzept verinnerlicht hat, jedoch genauso. Es geht darum, das Leben als Welle zu erkennen. Es ist wie das Meer.

Diese vier Wirkfaktoren können die Immunität gegen Veränderungen auflösen:

Die unvermeidbare Krise

Äußere, erzwungene Veränderungen, neue Begegnungen und andere Lebensbedingungen können den Menschen verändern. Einfach deshalb, weil neue Konstellationen ein anderes Verhalten erfordern und die Veränderung das Überleben sichert. Es findet dann eine notwendige Transformation statt, eine Umformung der Art und Weise des Fühlen, Denkens und Handelns. Bei Organisationen ist das genauso, nur dass sie nicht fühlen. Aber die Gefühle der Menschen in ihnen spielen sehr wohl eine Rolle. Angst etwa lässt erstarren.

Das lebenslange Spiel

Jeder Mensch spielt – und desto mehr er gewohnt ist, sich auf wechselnde Spiele einzulassen, desto anpassungsfähiger wird er. Jeder kann sich verändern, auch im Alter. Niemand ist so, wie er ist, jeder so, wie er sein will. Fake it – ist das Leben selbst. Wenn die eigene Persönlichkeit in der Lage ist, diese Tatsache als gegeben zu sehen, ist es viel leichter, auch die eigenen Lebensbedingungen zu verändern. Das heißt, die Einsicht allein bewirkt viel. Aber: Wer sich selbst als statisch wahrnimmt, fängt selten im mittleren Alter an, das anders zu sehen. Veränderungsspiele wollen geübt sein.

Die neuen Anderen

Es ist die Bewertung eines Menschen durch einen anderen, die den Unterschied für den Menschen selbst ausmacht. Jeder ist so, wie er in den Augen der anderen ist. Das Feedback, das wir bekommen, beeinflusst auch unsere eigene Sichtweise. Feedback ist dabei JEDE Resonanz, nicht nur das gesprochene Wort. So leben wir in einer ständigen Wechselwirkung, die sich durch Wechsel des Umfelds erneuert. Wer sich entscheidet, sein Umfeld zu wechseln, hat eine große Chance auch sich selbst anders wahrzunehmen.

Die vorwärtstreibende Kraft

Die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung steigt, wenn positive Emotionen im Spiel sind. Das heißt nicht, dass auch Angst eine Rolle spielen kann. Wenn wir “weglaufen”, finden wir vielleicht woanders etwas, das uns gefällt. Hinzu kommt, das wechselnde und widersprüchliche Gefühle normal sind. Wir sind immer im Hin und Her. Das ist bei Organisationen auch so: Sie gehen vor und zurück. Die Emotionalität eines Unternehmens bestimmt über die Veränderungskräfte. Positive Energie ist der Schlüssel.

Dieser Beitrag erschien zuerst als XING-Insider-Kolumne. Themen wir diese behandle ich u.a. in Nextlevelcoaching oder Psychologie der Veränderung.

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Foto: Dank an Cottonbro – Pexels.com

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

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