Kennen Sie das? Sie setzen sich Ziele, doch erreichen tun Sie sie nicht. Wie Sie vielleicht aus anderen Beiträgen wissen bin ich auch kein Ziele-Mensch. Ich mag Ziele nicht, weil sie mich unflexibel machen. Die Formel „smart“, die ich in hunderten Seminaren und tausend Büchern gelesen habe, löst bei mir eher negativen Alarm aus. Mich interessiert etwas, dann gehe ich dem nach. Ich fühle, X ist richtig, dann mache ich X. Ich denke A, B und C ergibt eine logische Verbindung, dann mixe ich D draus. Meine Intuition treibt mich mehr als der Plan. Damit bin ich nicht ganz unerfolgreich.
Wie viele Intuitive bringe ich aber nicht alles auf die Straße, was ich mir vornehme. Außerdem funktioniert meine Form der Intuition ganz schlecht in der Führung. Die Menschen wollen konkrete Anweisungen. Sie wollen genau wissen, was zu tun ist. Diese genauen Anweisungen zu geben musste ich erst lernen, und ich bin darin sicher immer noch kein Meister. Aber ich arbeite daran: Mein Geheimtipp ist die Wenn-dann-Planung.

msziele
Die modeme Motivationspsychologie unterscheidet zwischen Prozessen des Zielsetzens (“goal setting”) und der Zielrealisierung (“goal striving”). Es sind also motivationspsychologisch zwei Seiten, die zu beachten sind. Man würde meinen, dass eine starke Handlungsmotivation ausreicht, um ein Ziel zu erreichen. Jedenfalls wird das oft im Coaching postuliert unter dem Motto „alles ist möglich“, wenn man es nur konkret macht. Es ist aber nicht alles möglich. Das haben sich Leute ausgedacht, die meist nicht so tief drin sind in den Details.
Bei der Zielerreichung, braucht es die Selbstregulation. Auch diese geschieht auf der Ebene der Motivation – und zwar mit der Selbstverpflichtung, etwas zu tun. Es reicht also nicht, dass ein Ziel attraktiv ist und Zielerreichung intrinsisch motiviert, es muss auch eine Aktion erfolgen. Zahlreiche Studien belegen, dass Personen, die Wenn-Dann Pläne nutzen, eine höhere Erfolgsrate aufweisen als Personen, die das nicht tun. In einer Meta-Analyse von 94 voneinander unabhängigen Studien zu Wenn-Dann Plänen konnte eine mittlere bis starke Effektstärke nachgewiesen werden (Metaanalyse stammt von Cohen).
Wenn-Dann-Pläne sind simpel umzusetzen. Sie bestehen aus einem Wenn- und einem Dann-Teil.

Einige Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen:

  • Führung: Sie möchten, dass Ihre Mitarbeiter Sie dann in CC: setzen, wenn Sie als Teamleiter handeln müssen, z.B. etwas kommentieren. Die Wenn-dann-Aufforderung würde lauten: „Immer wenn ich (der Chef) aktiv werden muss, setze mich in CC:“.
  • Selbstmanagement: Sie wollen sich endlich aufraffen, drei Mal die Woche Sport zu machen. Die Wann-dann-Aufforderung würde lauten: „Immer wenn Montags, Mittwochs und Freitags der Wecker um 6 Uhr 30 klingelt, gehe ich 30 Minuten laufen.“
  • Kompetenzentwicklung: „Immer wenn ich mich ärgere, hole ich tief Luft und rufe mir das Bild einer ruhigen Insel ins Gedächtnis.“

Das hört sich simpel an, aber simpel ist an dieser Stelle genau die Lösung, nach der Sie vielleicht lange gesucht haben. Ich habe extrem gute Erfahrung damit gemacht, sowohl im Selbstcoaching als auch im Umgang mit freien und festen Mitarbeitern. Wenn Sie das ganze schriftlich fixieren, ist es noch mal wirksamer. Und bitte: so kleinteilig wie möglich!

Über mich

SBereits seit 1998 schreibe ich Karriereratgeber, seit dem Jahr 2000 betreibe ich “Karriere & Entwicklung” für Outplacement und Karrierecoaching. 2004 gründete ich meinen ersten Online-Shop, aus dem 2012 Kexpa wurde, 2011 mein Portal Karriereexperten.com. In diesem Jahr kam die Karriereexpertenakademie dazu: verschiedene Weiterbildungen zur Professionalisierung der Methoden und Vorgehensweisen im Karrierecoaching.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

3 Kommentare

  1. Felix 28. Juli 2014 at 17:12 - Antworten

    Liebe Svenja!
    Ein super interessanter Beitrag den du da verfasst hast.
    Ich denke es ist wichtig, sich nicht zu arg unter Druck zu setzen um seine Ziele zu erreichen ohne diese jedoch aus den Augen zu verlieren. Aber oft kommt doch gerade dann alles anders wenn man es minutiös geplant hat. Dementsprechend locker bleiben!
    Schönen Tag,
    Felix

  2. Volker 29. Juli 2014 at 10:24 - Antworten

    Liebe Svenja, hab Dank an der Zielkritik. Nach 20 Jahren in US Konzernen ist Zielplanung und Umsetzungsplanung ein Teil meiner gefühlten DNA geworden und faktisch Realitität der Konzern Kultur. Als Angestellter kann man sich dem definitiv nicht entziehen. Was ich immer mehr dazu erlernt und entwickelt habe ist in der Tat die Intuition. Und siehe da in der Kombi wird das dann ganz geschmeidig und je nach Tag, Situation und Mensch kann mal das eine oder andere besser wirken. Ich kenne Leute die stark nach dem Spaß Prinzip Ihrer Intuition arbeiten, und die kommen meist nicht sehr weit.
    Viele Grüße aus dem Süden, Volker

  3. Hermann 26. November 2014 at 14:23 - Antworten

    Als “Affe”-Geborener (Sternzeichen) ist alles was mit Langzeit-Plan zu tun hat mir erst einmal Wesensfremd. Von daher interessiert mich die Bananenernte fürs nächste Jahr noch nicht.
    Erkenne ich allerdings lohnende Bananenstauden, werde ich immer bemüht sein, diese zu erreichen und hingen sie auch noch so hoch.
    Mit der Zeit habe ich gelernt – wie jeder Silberrücken – wie und wo man gute Erntegründe mittels Strategie erreicht. Das hält mental fit und läßt mich flexibel auf Angebote reagieren.

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