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Wer bin ich wirklich? 5 Identitätsfragen in der Persönlichkeitsentwicklung – und Antworten darauf

Veröffentlicht: 22. Juli 2016Kategorien: Psychologie

Wer bin ich? Was sind meine Stärken? Wie werde ich frei von mir selbst?  Drei typische Fragen, die Menschen umtreiben. Als Karrierecoach habe ich immer wieder mit Fragen zu tun, die mit der Entwicklung der Persönlichkeit verzahnt sind. Diese Fragen lassen sich den Stufen der Ich-Entwicklung nach Loevinger zuordnen. Und sie haben stufenspezifische  Antworten.

Zugehörigkeit: Wie schaffe ich es, ein Teil zu sein?

Bisweilen kommen Kunden zu uns, die einfach nur wieder dazu gehören wollen, etwa zu einem Unternehmen oder einer Abteilung, auch zu einer Berufsgruppe, die Identität gibt. Das kann auch ein cooles Startup sein. Konservativer geprägten Menschen ist es oft peinlich, den Job verloren zu haben. Sie schämen sich für Arbeitslosigkeit oder Karriereknicks. Jüngere sind meist beseelt davon, sich richtig reinzuhängen. Ihre Fragen sind weniger Ich-Suche-bezogen, sondern richten sich an Verhalten aus, etwa „Was muss ich tun?“ “Wie muss ich mich verhalten?”… um wieder Teil eines Unternehmens zu sein.

Wenn Sie diese Frage umtreibt, ist mein Tipp: Finden Sie einen Zugang zu sich selbst! Was können Sie? Welchen Mehrwert bieten Sie anderen? Fangen Sie an, sich unabhängiger zu machen. Suchen Sie nach etwas, das Sie möchten, nur weil Sie es wollen…

Kompetenz: Was sind meine Stärken?

Die Frage nach Stärken ist rational begründet. Stärken helfen, die eigene Kompetenz zu untermauern. Wer ausdrücken kann, was er kann, schafft sich einen Vorteil im Wettbewerb zu anderen. Wer sich mit Stärken beschäftigt, hat ein Verständnis für Unterschiedlichkeit entwickelt. Damit verbunden ist die Erkenntnis, dass es nicht nur das eine gibt, sondern auch da andere. Und dass man situativ unterschiedliche Stärken braucht.

Wenn Sie diese Frage umtreibt, ist mein Tipp: Erkennen Sie, was Sie besonders macht. Beschäftigen Sie sich mit Komplementär-Stärken. Lernen Sie, Stärken zu fassen, zu beschreiben und individuell zu kommunizieren.

Identität: Wer bin ich wirklich?

Menschen, die sich langsam bewusst werden, dass Realität nicht besteht, sondern erschaffen wird, treibt oft diese Frage um. Sie ist der Zugang zur eigenen Identität. Oft ist sie verbunden mit einer gleichzeitigen Loslösung von Elternhaus und Familie. Im Moment, in dem ich erkenne, dass mein bisheriger Weg von anderen geprägt war, ist dies der logische Schritt.

Wenn Sie diese Frage umtreibt, ist mein Tipp: Erkennen Sie, was Ihr innerer Kern ist. Was löst Emotionen aus? Wo fühlen Sie sich hingezogen? Was möchten Sie tun, ohne dass es Lob oder Anerkennung gibt, einfach aus sich heraus? Das sind Sie, das ist Ihre Identität.

Innere Freiheit: Was will ich wirklich?

So bin ich – aber ich bin auch nicht immer so. Wer die Identität stabilisiert hat, fängt vielleicht irgendwann an zu relativieren. Sie verlassen damit entwicklungspsychologisch die so genannten konventionellen Ebenen und gehen über ins postkonventionelle. Sie erkennen, dass nicht Sie es sind, die “fest” bestehen, sondern die Umwelt uns mit formt und wandelt. Mit den Veränderungen um uns herum, lösen sich alte Themen auf, entwickeln Sie ein neues Verständnis, das Widersprüche eher zulässt. Das kann unsicher machen. Und Fragen aufwerfen: “Was will ich wirklich?” ist eine sehr typische für diese Phase. Oder auch: Was ist fest, wenn alles fließt?

Wenn Sie diese Frage umtreibt, ist mein Tipp: Finden Sie Ihre eigenen Werte, die dem Relativen einen festen Rahmen geben. Entwickeln Sie Maßstäbe. Das macht Sie stark.

Freiheit: Wie werde ich frei von mir selbst?

Irgendwann sind Sie selbst kein fester “Zustand” mehr, sondern etwas, das sich ständig neu an sich selbst und anderen ausrichtet. Sie saugen Informationen, Feedback, Resonanz, konstruieren und dekonstruieren sich, ständig und immer wieder. Sie können alles sein und vieles, sie können böse sein und gut. Sie erkennen, dass es unauflösbare Widersprüche gibt und keine Wahrheit. Sie können Rollen annehmen und trotzdem Sie selbst sein.

Wenn Sie diese Frage umtreibt, ist mein Tipp:  Nehmen Sie diesen Zustand an. Sie sehen jetzt viel mehr als andere Menschen und vielleicht fühlen Sie sich öfter einsam, weil Ihnen die Klarheit und Eindeutigkeit von früher fehlt. Nehmen Sie das alles wahr und sehen Sie es als Chance auch für andere, die Sie jetzt viel besser da abholen können, wo sie gerade stehen.

Ich-Entwicklung und Fragen zur Persönlichkeit

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

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