„Du bist nicht gut genug!“ Wir alle kennen das Geschnatter in unserem Kopf, das uns Unsinniges einredet. Doch wir können es umwandeln. Dann unterstützt uns das Gerede dabei, Dinge zu erreichen.
Psychologische Distanzierung als Technik
Der Psychologe Ethan Kross, Professor an der Uni Michigan beschreibt in seinem Buch, wie es uns durch psychologische Distanzierung gelingt besser mit schwierigen Situationen umzugehen. Konkret bedeutet das etwa, sich vorzustellen, was die Fliege an der Wand sehen würde. Das kennen die Profis aus dem Coaching. Es lohnt sich, mit distanziertem Blick auf sich und Situationen zu schauen.
Wir wissen auch, dass man Chatter positiv umwandeln kann – dann wird aus dem Geschnatter ein Zuspruch, eine Affirmation. Dasselbe Phänomen kann also immer positive und negative Konsequenzen haben. Ein weiterer Tipp ist, sich selbst nicht mit Du anzusprechen, sondern in der dritten Person über sich zu sprechen. Diesen Mechanismus kannten schon die alten Dichter und Denker, aber er ging verloren. Gedanken aufzuschreiben, als Journaling berühmt geworden, ist ebenso eine wichtige Technik.
Natur macht Laune
Die Umgebung beeinflusst die Psyche auch nachweisbar. Raus aus der Stadt und in die Natur ist also mehr als eine Binsenweisheit. Uns geht es besser, wenn wir im Wald sind. Die befreit nachweislich auch von negativen Gedanken.
Das Positive in dem Buch ist, dass Distanzierung endlich eine positive Würdigung bekommt. Viele der Tipps nutze ich seit Jahren in meinen Coachings und Beratungen.
Ich freue mich besonders, dass der Nutzen des Sprechens in der dritten Person auch wissenschaftlich nachgewiesen ist. Jetzt weiß ich, warum ich vor Vorträgen mit „Svenja“ spreche und nicht etwa mit mir. Ich kann mir so auch besser Feedback geben. Dass sich Ethan Kross dafür engagiert, dass dies Wissen in das (derzeit amerikanische) System einfließt, finde ich wichtig.
Für Profis sind manche Passagen ein wenig platt und zu selbstverständlich. Kross´Beispiel wirkt manchmal etwas konstruiert. Er wurde von einem Stalker bedroht und konnte sich erst nicht von ängstlich-negativen Gedanken befreien. Es hört sich manchmal so an, als müsse er unbedingt ein schlüssiges und persönliches Beispiel bringen. Mir hätten Studienergebnisse gereicht.
Auf der anderen Seite ist es ja eben auch für Laien geschrieben – und ein amerikanisches Buch. Die Profis bekommen hier ja auch die Studien und Nachweise, die sie bestätigen oder vielleicht noch mal eine Kurskorrektur einlegen lässt.
Zur Info: Ich habe das Hörbuch selbst gekauft, meine Rezension ist nicht gesponsert. Ich veröffentliche diese ab sofort auch einmal die Woche bei Instagram.