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Kognitionspsychologie: 7 Tricks für eine moderne und effiziente Bewerbung

Veröffentlicht: 9. April 2014Kategorien: Psychologie

Entscheider beschäftigen sich nur kurz mit einem Lebenslauf.  Eine Minute vielleicht, wenn es hochkommt zwei… Sie lesen nicht sukzessive von vorne nach hinten und nicht jedes Wort. Was behält der Personaler von Ihrer Bewerbung, wenn er sie ablegt? Nicht viel, machen Sie sich da keine Hoffnungen. Und oft haften Dinge wie Klebstoff im Gehirn, die Sie gar nicht auf dem Plan hatten: „Wirrer Aufbau“, „oh gott wie komplex“ oder „Layout wie auf der Beerdigung“.

Wie Sie mit Hilfe des Wissens aus der Kognitionspsychologie Ihre Bewerbung wirksamer in den Köpfen verankern – und wahrscheinlicher eingeladen werden lesen Sie hier. Dabei geht es um die Steuerung der Aufmerksamkeit (Usability im CV) und die Verankerung von Inhalten (wie erreicht man es, dass das Gegenüber sich Dinge besser merkt?).

1.       Wiederholen Sie sich: Doppelt und dreifach hält besser

„Ich kann mich da doch nicht wiederholen“, sagen viele Bewerber, wenn ich darauf hinweise, dass das Kurzprofil vor der Bewerbung ruhig Aussagen aus dem Anschreiben oder dem Lebenslauf noch einmal aufgreifen kann. Dieses Kurzprofil, also eine sachliche dritte Seite VORM CV, kombiniert mit Foto, macht anders als langes Geschwafel wirklich Sinn! Kennt man als “executive summary” aus den USA. Warum? Durch Wiederholung lernt man – und merkt sich Dinge eher. Außerdem springt die Aufmerksamkeit: Auf die Punkte in der Bewerbung, die eingängig sind (etwa weil sie größer sind oder gefettet oder unerwartet). Das kann man alles sehr bewusst steuern.  Und sollte man auch.

2.       „Oh Gott, ein Trauerrand“: Aufmerksamkeit auf das Richtige und Wichtige

Was erinnert der Entscheider, wenn er die Bewerbung weglegt? Eine Minute später? 10 Minuten später? Drei Tage später? Es wird immer weniger. Kurz nach dem „Lesen“ sind es 5-7 Items, je nach Aufmerksamkeit und Intelligenz, eine Woche später ist nur noch ein Eindruck verblieben.

Ein Item ist schon die Information „chaotischer Lebenslauf“ oder „oh Gott schon wieder der schwarze Balken“.  Heißt: Heben Sie hervor, was wichtig ist. Spricht auch noch mal für ein Kurzprofil, mit zum Beispiel 7 Punkten.

3.       Big is quick: Kurz wirkt schneller und tiefer

Wie der Computer hat auch der Mensch ein Arbeitsgedächtnis, zu dem eine so genannte phonologische Schleife und ein visuell-räumlicher Notizblock gehört. Dieses Arbeitsgedächtnis verarbeitet kurze Silben und Sätze zusammen mit klaren visuellen Eindrücken und übermittelt es an die zentrale Exekutive. Das heißt, die Kombination von Wort und Bild und drastische Reduktion von Aussagen kommen dem Arbeitsgedächtnis entgegen. Warum nicht groß drei Worte zu schreiben und damit das Foto ergänzen: Macher, Leitwolf, Mensch. Hier kann man sich gut an der Werbung orientieren: Mehr Power für Dich (Vodafone). Mehr Teamgeist für euch?

4.       Überraschung! Ungewöhnliches prägt sich besser ein

Leitwolf? Ich bin sicher, so ein Wort halten Sie jetzt für reichlich kühn. Ist es aber nicht. Wenn diese kurze Beschreibung auf jemanden passt, erreicht man mit ihr viel Aufmerksamkeit. Denn hier kommt ein weiteres psychologisches Gesetz ins Spiel: Ungewöhnliches bleibt besser haften. Das ist wie das gelbe Feld auf dem Schachbrett. Es passt auf den ersten Blick nicht – und fällt eben deshalb auf.

5.       Locken Sie:  Besser ein Teaser als gleich die ganze Wahrheit

Online-Redakteure kennen es als Cliffhanger: Ein, zwei Sätze, die neugierig machen, aber nicht alles sagen, sondern zum Weiterlesen verleiten. „Sie möchten lesen, wie ich mein China-Projekt in einer kritischen Phase doch noch zum Erfolg gelenkt habe? In meiner anhängenden Projektliste erfahren Sie mehr.“

6.       Clustern Sie: Zusammen, was zusammengehört!

Aus der Gestaltpsychologie sind die Gesetze der Nähe, Ähnlichkeit und Geschlossenheit bekannt. Es wird also wahrgenommen, was optisch zusammengehört. Immer wieder sehe ich diese Regeln verletzt und das Layout des Europäischen Lebenslaufs ist ein prägnantes Beispiel dafür, wie man es NICHT machen sollte.  Das heißt: Rubriken nutzen und ganz viele Absätze – wo etwas neues beginnt.

7.       Bad taste wins: Es geht um Wirkung, nicht um Gefallen

Zuletzt ein ganz wichtiger Tipp: Fragen Sie nicht andere, ob eine Bewerbung gefällt oder formal korrekt ist. Darum geht es nicht. Es geht um Wirkung, und das ist etwas komplett anderes. Ich kann etwas schön finden, aber dennoch nicht kaufen. Deshalb ist einer der größten Fehler, den Bewerber machen, andere zu fragen, ob etwas gefällt.

Machen Sie es vielmehr so: Händigen Sie Ihre Unterlagen an  10 Personen aus, die Sie nicht kennen. Bitten Sie, sich eine Minuten Zeit zu nehmen und dann die Dinge zu notieren, die aufgefallen sind. Das ist der einzige wirklich sinnvolle  Feedback-Test. Abgesehen vom Gang zum Bewerbungscoach.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

14 Kommentare

  1. […] Sie beschäftigen sich nur kurz mit einem Lebenslauf. Eine Minute vielleicht, wenn es hochkommt zwei… Sie lesen nicht sukzessive von vorne nach hinten und n  […]

  2. Monika 10. April 2014 at 20:03 - Antworten

    Hallo Frau Hofert,

    ich würde gerne wissen, wie viele Personen zum gewünschten Gespräch wirklich eingeladen werden, wenn sie sich an irgendwelche Tipps für den Lebenslauf halten. Wenn man sich mit dem Thema etwas intensiver beschäftigt, merkt man schnell, dass 100 “Karrierecoaches” mindestens 100 tolle “Karrieretipps” oder in diesem Fall “Tipps für den Lebenslauf” haben, die natürlich alle widersprüchlich sind. Was Sie z. B. über die Zusammenfassung als Dritte Seite schreiben ist eigentlich bei vielen auch schon wieder veraltet. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es irgendwann überhaupt einen Nutzen hatte. Wenn sich nun ein “Entscheider” aus der Personalabteilung nur knappe Sekunden mit dem Lebenslauf beschäftigt, warum sollte er dann noch mehr Papier lesen wollen? Ich kann die beste, psychologisch optimalste, kreativste oder sonstwas Bewerbung schreiben; wenn der sog. Entscheider sieht, ich bin eine Frau ohne oder mit Kindern, habe z. B. kein Studium oder passe nicht in das vorgefertigte Schema eines einfachen “Entscheiders”, nutzt mir diese Bewerbung soviel, wie es einem Neandertaler bei der Mammutjagd nutzen würde. Nämlich gar nichts. Dabei ist nicht meine Bewerbung das Problem, nicht die fehlende “Kreativität” oder “Werbesprüchlein”, sondern in erster Linie die Inkompetenz oder Faulheit eines Entscheiders aus der Personalabteilung, die hohe Anzahl an Bewerbungen sowie zur guter Letzt fehlende Kontakte, die einen Personalheini unnötig machen würden. Zudem glaube ich, wenn sich immer alle an irgendwelche Ratgeber halten, schreiben dann alle ja das gleiche Zeug in einen Lebenslauf, womit sich die Dinger nunmehr nicht wirklich voneinander unterscheiden und der Personalheini immer und immer wieder das gleiche lesen muss. Ihre Tipps in allen Ehren, aber die meisten können sich davon wirklich nichts kaufen.

    • Svenja Hofert 10. April 2014 at 21:03 - Antworten

      Hallo Monika, wie überall gibt es ein Controlling: man kann also sagen, was vor einer Bewerbungsoptimierung geschah und was danach. Das ist das einzige was zählt. Hier geht es nicht um Meinungen und Einschätzungen, hier geht es um Fakten. Sie haben aber absolut recht: Die Leute sind naiv wenn sie Ratschlägen blind folgen. Das heißt aber nicht, dass Ratschläge per se schlecht sind, aber wie überall gibt es mehrere Perspektiven. Kommt man zum Ausgangspunkt: Controlling ist hier ganz einfach. 10 Bewerbungen, 1 Einladung vor Optimierung, 10 Bewerbungen 3 Einladungen danach. Und wenn Sie die Zahl noch größer machen, ist der Faktor Zufall mathematisch schnell ausrasiert. LG Svenja Hofert

      • Stefan Dowe 16. April 2014 at 16:58 - Antworten

        Eben darum geht es. Natürlich gibt es ganz unterschiedliche Entscheider an den unterschiedlichen Stellen und diese haben unterschiedliche Ansichten. Das kann auch kein Bewerbungscoach ändern. Was er aber ändern kann ist die Präsentation des Kandidaten und das dieser die wichtigen Dinge in den Vordergrund stellt und zusätzlich grobe Fehler (die auch heute noch sehr viele Bewerber machen) vermeidet. Damit kann man augrund der Unterschiedlichkeit der Entscheider nicht bei jedem Entscheider erfolgreich sein, die Quote der erfolgreichen Bewerbungen steigt jedoch fast immer. Und das lässt sich auch messen.

  3. Karin Swinne 10. April 2014 at 20:05 - Antworten

    Aus meiner Erfahrung kann ich drei Punkte bestätigen:
    1.das Wichtige hervorheben und auf den Punkt bringen
    2. Clustern und damit das Profil verstärken
    3. auf die Wirkung ( nicht auf das Gefallen ) achten.

    Die anderen Punkte sind Geschmacksache

    • Svenja Hofert 10. April 2014 at 21:05 - Antworten

      Geschmäcklicherische Dinge sind nicht das Thema des Artikels. Es geht um Erkenntnisse aus der Kognitionspsychologie und Gestaltpsychologie. LG Svenja Hofert

  4. Stefan Gribi 28. April 2014 at 11:55 - Antworten

    Sehr geehrte Frau Hofert
    vielen Dank für den tollen Beitrag! Da ist alles Wichtige drin. Aus über 10 Jahren Recruiting-Erfahrung kann ich jeden der 7 Punkte unterschreiben.
    Herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Stefan Gribi

  5. […] Kognitionspsychologie: 7 Tricks für eine moderne und effiziente Bewerbung – “Wie Sie mit Hilfe des Wissens aus der Kognitionspsychologie Ihre Bewerbung wirksamer in den Köpfen verankern – und wahrscheinlicher eingeladen werden lesen Sie hier. Dabei geht es um die Steuerung der Aufmerksamkeit (Usability im CV) und die Verankerung von Inhalten (wie erreicht man es, dass das Gegenüber sich Dinge besser merkt?).” […]

  6. Marc Mertens 13. Mai 2014 at 10:08 - Antworten

    Hallo Frau Hofert,

    aufgrund meiner eigenen, derzeitigen Jobsuche kam mir Ihr aktueller Artikel mit den 5 Tipps für einen erfolgsorientierten Lebenslauf sehr gelegen. Diesen Tipp und einige andere aus dem o.a. Artikel habe ich teilweise auch von Headhuntern so erhalten. Daher ist mit wohl großer Sicherheit auch einiges dran an den Hinweisen. Und auch einiges bei mir selbst umgesetzt. 😉

    Sicherlich stimmt es auch – wie Monika in Ihrem Kommentar erwähnt – dass, wenn alle in die gleiche Richtung Ihre Unterlagen “tunen”, sich eine gewisse Gleichmäßigkeit einstellen könnte.

    Könnte, heißt es allerdings. Denn aus Sicht eines Senior Recruiters kann ich praktisch erzählen, dass bei mir die eingehenden Bewerbungen immer sehr abwechslungsreich gewesen sind und z.B. sowohl im hochqualifizierten, als auch im kaufmännischen Bedarf an Bewerbungscoachings zu sein scheint. ;-))

    Mit freundlichen Grüßen aus München
    Marc Mertens

    • Svenja Hofert 13. Mai 2014 at 11:38 - Antworten

      da mache ich mir auch so gar keine Sorgen, Herr Mertens. Der Bedarf ist riesig. Für sich selbst eine optimale Unterlage zu erstellen ist auch total schwer. Könnt ich auch nicht. Muss mich aber ja auch nicht mehr bewerben 😉 LG SH

  7. Tilo 31. August 2015 at 11:11 - Antworten

    Mit Sicherheit wird ein “Leitwolf” Aufmerksamkeit erregen. Aber nur im positiven Sinn? Ich finde, der Schuss kann auch nach hinten losgehen. Selbstbewusstsein im Anschreiben ist richtig und wichtig. Man sollte nur nicht zu dick auftragen.

    • Svenja Hofert 3. Dezember 2015 at 14:43 - Antworten

      muss halt passen – ist die wichtigste Regel. Alles jenseits Mainstream kann Schuss in den Ofen sein -auch der Mainstream selbst, wenn kein Mainstream gesucht ist 😉

  8. […] lassen sich Personaler mit einem Cliffhanger garantiert verblüffen. Wie wäre es mit: „Sie möchten lesen, wie ich mein China-Projekt in […]

  9. […] lassen sich Personaler mit einem Cliffhanger garantiert verblüffen. Wie wäre es mit: „Sie möchten lesen, wie ich mein China-Projekt in […]

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